Der italienische Staat ist auch sonst schon finanziell nicht auf Rosen gebettet. Und nun soll er bei 27 Spielertransfers mit Finanztricks um die Steuern betrogen worden sein. Betroffen sind grosse Namen und kleine Fische. Sowohl auf Funktionärs- wie auf Spielerseite.
Die Ermittlungen führt die Staatsanwaltschaft Neapel. Sie hat am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr den Vereinssitz der AC Milan, die Casa Milan, durch die Guardia di finanza untersuchen lassen: Verdacht auf Steuerhinterziehung und auf Ausstellung von falschen Rechnungen, also Urkundenfälschung. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem tief verwurzelten System, von einem generellen Phänomen im italienischen Fussball. Sie hat bereits Güter im Wert von 12 Millionen Euro beschlagnahmt.
Im Visier der Ermittler stehen 35 Personen, unter ihnen prominente Klubvertreter wie Adriano Galliani, Geschäftsführer der AC Milan; Aurelio De Laurentiis, Filmmagnat und Eigentümer der SSC Napoli; Claudio Lotito, Präsident von Lazio Rom; sowie der Ex-CEO von Juventus Turin Jean Claude Blanc, heute General Manager von Paris St-Germain. De Laurentiis hat für die Aktionen der Staatsanwaltschaft gar nichts übrig: «Da gibts nicht zu kommentieren. Wir reden da von nichts, von Scheisse.»
Im Fokus der Staatsanwaltschaft geraten sind unter anderen die Transfers von einigen grossen Stars, so jener von Ezequiel Lavezzi, dessen Beschlagnahme seines Transfervertrags von Napoli zu PSG aus dem Jahr 2012 alles ins Rollen brachte. In Verdacht geriet Lavezzi wegen eines abgehörten Telefonats mit seinem Berater, in welchem sich Lavezzi über ein Schweizer Bankkonto des Spielers Christian Chavez erkundigte. Die weiteren bekannten Namen sind jene von Hernan Crespo, Ciro Immobile, Morgan De Sanctis, Diegi Milito, Massimo Oddo, Antonio Nocerino, Adrian Mutu.