Davide Mariani (28) meldet sich aus Dubai
«Kein Schweizer ist so gut wie ich auf meiner Position»

Nach nur sechs Wochen bei Shabab Al-Ahli hat sich Davide Mariani (28) bestens in Dubai eingelebt. Sein Selbstvertrauen ist bereits so gross wie der Burj Khalifa.
Publiziert: 17.09.2019 um 16:03 Uhr
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Michael Wegmann

Der Burj Khalifa ist mit 829,8 Meter das höchste Gebäude der Welt. Auch sonst ist Dubai mit seinen gigantischen Shopping-Malls und dem 7-Sterne-Hotel Burj Al Arab so ziemlich das Gegenteil von bescheiden. Dubais Gigantismus scheint auf seine Bewohner abzufärben. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man das Interview mit Davide Mariani, dem ehemaligen FCZ- und Lugano-Mittelfeldspieler, auf «watson.ch» liest. Hier einige Auszüge:

Davide Mariani über...

... den Wechsel nach Dubai:
«Vielleicht denken viele an Sonne und Strand, aber hier geht es um Fussball. Ich bin in einer Mannschaft, in der bis vor zwei Jahren Everton Ribeiro gespielt hat. Der wurde während dieser Zeit für die brasilianische Nationalmannschaft aufgeboten. Das muss man sich einmal vorstellen. Ganz ehrlich: Ich warte jetzt auf ein Angebot der Schweizer Nati. Wenn ein Brasilianer von hier ins Nationalteam gehen kann, wieso nicht auch ich? Man muss sich im Klaren sein: Das ist wirklich eine Top-Adresse.»

... die Hitze:
«Tagsüber kannst du kaum ins Freie. In der Sonne ist es unerträglich. (...) Wir trainieren jeweils ab 19.30 Uhr, aber auch dann sind es noch 35 Grad und hinzu kommt eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Ein Sprint entspricht fünf Sprints in der Schweiz. Ich bin immer noch daran, mich anzugewöhnen.

... seinen kolportierten Lohn von über 1 Mio. Franken jährlich:
«Kein Kommentar. Es stimmt, dass ich nun etwas zurückerhalte für alles, was ich geleistet habe, um an diesen Punkt zu kommen. Mir wurde nie etwas geschenkt. Ich war im Nachwuchs einer, der sich selber immer als Jahrgangsbester angesehen hat, vom Verein aber stets mit Vorurteilen abgestempelt wurde. Da hiess es dann: ‹Mariani ist langsam›, ‹Mariani ist dick›, ‹Mariani ist zu direkt› oder was weiss ich. Alles, was ich als Fussballer erreicht habe, habe ich selber erarbeitet und ich bin sehr stolz auf mich.»

... seinen Weg:
«Bei mir lag das System völlig daneben. Auf Schweizer Fussballplätzen hat in der Zwischenzeit jeder gesehen, was ich kann. Ich habe es allen bewiesen, ich habe zig Mäuler gestopft. Doch ich bin diesen Leuten dankbar, die nicht an mich geglaubt haben. Denn ich glaube, so habe ich mir auch Motivation geholt, es ihnen zu zeigen. (...) Ich habe meinen Weg gemacht und bewiesen, wer ich bin. Diese Leute lagen damals falsch. Sie haben es nicht gesehen oder haben, ganz einfach gesagt, keine Ahnung. Ich bin keiner, der sagt, er habe mal im Nachwuchs des FC Zürich gespielt und sei jetzt nur beim FC Unterstrass, weil man sein Talent nicht erkannt habe. Denen erzähle ich eine andere Geschichte. Die eines Fussballers, der zwei Jahre lang der beste Mittelfeldspieler der Super League war, überall gut war, Tore erzielt und Assists gegeben hat.»

... die Nationalmannschaft:
«Ich vermisse den Mut vom Verband. Es ist ja schön und gut, wie der Trainer seine Spieler auswählt. Aber irgendwann muss man doch mal sagen, dass jene Spieler aufgeboten gehören, die immer und konstant spielen. Andere Nationen machen das auch so. Wenn die Schweizer Funktionäre sich wirklich für ihre Spieler im Ausland interessieren, dann müssten sie sehen, dass es da einen Mariani gibt, der in einem Topklub in den Arabischen Emiraten spielt, in der asiatischen Champions League, und der auch wirklich spielt, Woche für Woche. Ich sage Ihnen: Es gibt keinen Spieler in der Schweiz, der so gut ist auf meiner Position wie ich! Den gibt es nicht. Ich will niemandem zu nahe treten, ich müsste den Beweis ja auch erbringen, falls es dazu kommen sollte. Aber da mache ich mir keine Sorgen.»

Der offensive Mittelfeldspieler Davide Mariani flog – trotz vielen Toren und Assists beim FC Lugano (31 Skorerpunkte in 76 Partien) und zuletzt bei Levski Sofia (27 Skorerpunkte in 45 Partien) – stets unter dem Radar der Schweizer Öffentlichkeit und der Nati-Verantwortlichen. Nun hat er sich mit einem mutigen und ehrlichen Interview zumindest verbal in den Vordergrund gespielt. 

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