1. Wer wird nun Sportchef oder Leiter Sport?
«Leiter Sport» hätte der neue Sportverantwortliche heissen sollen. Seit Freitag ist auch das unsicher. Vielleicht gibt es bei YB einfach einen Nachfolger für Fredy Bickel, also wieder einen Sportchef. Gehandelt wird Christoph Spycher. Der 38-Jährige Ex-Natispieler ist Talentmanager bei YB und sollte behutsam an höhere Aufgaben herangeführt werden. Vielleicht geht jetzt halt alles viel schneller. Denn einen solchen Typen wie Wuschu – bodenständig, intelligent, verankert – braucht YB in der Zeit des grössten denkbaren Chaos’. Doch vielleicht ist das genau der Grund, weshalb Spycher nicht will. Er gibt sich jedenfalls, wie es seinem Naturell entspricht, zurückhaltend und bedeckt.
2. Könnte es – völlig verrückt – zu einer Rückkehr von Fredy Bickel kommen?
Nein. Das hat Verwaltungsrats-Präsident Hanspeter Kienberger ausgeschlossen: «Urs Siegenthaler war nicht der Drahtzieher, das war ein Entscheid des Verwaltungsrates, dass wir diese Restrukturierung machen. Wir stehen zu diesem Entscheid, daran wird nicht gerüttelt.»
3. Was passiert mit Paul Meier?
Der Innerschweizer, der seinen Job beim SFV gekündigt hat, um bei YB Leiter Sport in Siegenthalers Gnaden zu werden, soll einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben haben, der am 1. Oktober zu laufen beginnt. Nach dem Aus von Siegenthaler dürfte Meier seinen Job kaum antreten. Das gibt wohl ein juristisches Geplänkel.
4. Was passiert mit den Verwaltungsräten Hanspeter Kienberger (Präsident), Peter Marthaler, Richard Gostony, und Barbara Hayoz die (neben Siegenthaler) Verantwortlichen der Berner Chaostage und des leichtfertigen Ausgebens von Geld?
Kienberger ist nicht gewillt zurückzutreten. Die anderen Drei wohl auch nicht. Legen Ihnen die Klubbesitzer, Andy und Hansueli Rihs, den Rücktritt nicht nahe, dürften sie im Amt bleiben.
5. Was passiert mit dem neuen CEO Wanja Greuel?
Er wird sein Amt antreten. Ob er allerdings auch der Vorgesetzte des neuen Leiters Sport (oder Sportchefs) wird, ist noch offen.
6. Was kommunizieren die Rihs-Brothers am Montag, wenn sie vor die Presse treten?
Sie werden versuchen, den Ball flach zu halten. Sie werden begründen, weshalb sie es leid sind, pro Jahr über zehn Millionen Franken einzuschiessen (auch wenn sie diese Zahl nicht nennen werden) und dafür als Return on Investment eine Europa-League-Gruppe mit Astana, Olympiakos und Apoel erhalten. Aber keinen Titel in drei Jahren. Trotz Versprechen (das sie aber nicht verstehen. Weil es ihnen nicht einleuchtet, dass im Fussball nichts planbar ist. Erfolg schon gar nicht). Sie werden zu begründen versuchen, dass man auch mit weniger Geld haushalten und Misserfolg haben kann.
7. Wollen sie YB verkaufen?
Da hat sich nichts geändert. Trotz Kontakten zum spanischen Zweitligisten RCD Mallorca und dessen schwerreichen Besitzer Robert Sarver steht ein Verkauf nicht bevor. Denn die Young Boys und das Stade de Suisse sind untrennbar miteinander verbunden. Nur ein Verkauf von beidem macht Sinn. Wenn jemand 80 bis 100 Millionen Franken auf den Tisch legt, sind die Rihs-Brothers gesprächsbereit. Aber es kommt niemand.
8. Was passiert mit den YB-Stars?
Unter den geänderten Vorzeichen mit dem Sparkurs und dem Setzen auf Junge als Prämisse, dürften sich Spieler (und deren Berater) wie Guillaume Hoarau, Miralem Sulejmani, Yvon Mvogo, Denis Zakaria und Yoric Ravet in der Winterpause ihre Gedanken machen, ob sie noch im richtigen Klub sind. Will der eine oder andere gehen, würde das perfekt in die Sparstrategie von YB passen.
9. Was macht Trainer Adi Hütter?
Der Österreicher wirkte vor und nach dem Spielg gegen Olympiakos missgelaunt. Klar, die Geschehnisse in der Teppichetage haben seinen Spielern den Fokus auf das Europa-League-Spiel geraubt. Prompt gab es eine völlig unnötige 0:1-Niederlage. Und Hütter selbst? Er wollte derjenige sein, der YB nach 30 Jahren wieder eine Trophäe beschert. Nun ist er in Bern in etwa so weit wie vor Jahresfrist bei Red Bull Salzburg, als er den Bettel hinschmiss, weil der Verein auch nur noch auf Junge setzen wollte und offen zum Farmteam von RB Leipzig degradiert wurde.
10. Was machen die Sponsoren?
Vorab: Einige von ihnen haben bereits Druck gemacht nach den unmöglichen Auftritten von Siegenthaler. Der ist nun weg. Aber einen Klub zu sponsern, der die Abkehr vom Leistungsprinzip zur Maxime erhebt («der FCB ist unangreifbar»), kann nicht im Interesse von irgendwelchem Sportsponsoring sein.