Eine Überraschung war es weder für die Swiss Football League (SFL) noch für Sion-Präsident Christian Constantin. Und erst recht nicht für Juristen: Die Wettbewerbskommission hat entschieden, keine kartellrechtliche Untersuchung wegen der Wiederaufnahme der Fussball-Meisterschaft einzuleiten. CC hatte versucht, den Re-Start zu verbieten, weil die ungleiche Anzahl am 30. Juni auslaufender Spielerverträge zu einer unlauteren Wettbewerbsverzerrung führe.
CC nimmt die Entscheidung gelassen: «Die von der Weko haben mir an einer Telefonkonferenz gesagt, dass kein öffentliches Interesse an einem Verbot der Wiederaufnahme der Meisterschaft bestehe. Das sei ein Individualinteresse. Nun gut, wenn die lieber die Liga schützen, die aufgezeigt hat, im Fall der Nicht-Wiederaufnahme 1,75 Millionen Franken zu verlieren, als die Klubs, denen nun 30 bis 35 Millionen flöten gehen – okay. Ich akzeptiere das so und schliesse die Akte.»
«... notfalls gehe ich ans internationale Sportgericht»
Was er aber keinesfalls tun will im Fall seiner beiden Neuverpflichtungen Serey Dié, der bereits seit dem 1. Juni unter Vertrag ist, und Gaëtan Karlen, dessen Kontrakt ab 1. Juli gültig ist. Er will die beiden zum Re-Start am 20. Juni in St. Gallen spielen lassen. CC: «Daran arbeite ich mit Hochdruck: Ich habe das Qualifikationsgesuch für Serey abgeschickt und warte nun auf den Entscheid der Transferkommission.» Und was, wenn der negativ ist, was gewiss geschehen wird? «Dann gehe ich damit ans Rekursgericht der SFL und notfalls ans Internationale Sportgericht.»
Keine Drohung mit einem Zivilgericht? «Nein», sagt CC, das maliziöse Schlitzohr. Warum nicht? «Weil dies Sache des Spielers wäre, ein Arbeitsgericht anzurufen, wenn ihm die Ausführung seines Jobs verunmöglicht würde.» Dass Serey Die dies fast schon tun müsste, dafür hat CC vorgesorgt: «Die Verträge meiner beiden Neuverpflichtungen beginnen erst an dem Tag zu laufen, an dem sie die Spielerlaubnis erhalten. Und bis dann haben sie auch kein Anrecht auf Lohn.» Sprich: Solange die beiden nicht qualifiziert sind, sehen sie kein Geld, weil sie laut CC-Logik ihre Arbeitsleistung in Form von Meisterschaftsspielen nicht erbringen. Selbst wenn das unverschuldet ist …
«Würde Spiele unter Protest spielen»
Immerhin wird CC das Risiko nicht eingehen, die beiden auch dann einzusetzen, wenn die Qualifikation noch aussteht. «Ich würde aber die Spiele unter Protest spielen, in denen sie fehlen. Und wenn ich dann recht kriege, müssten diese Spiele neu angesetzt werden.» Was aus Zeitnot das Ende der Meisterschaft bedeuten würde …
CC ist guten Mutes, zu obsiegen. Er beruft sich auf die englische und französische Fassung der Covid-19-Regulatorien der Fifa. Es geht um diesen Passus: «In Abweichung von Art. 6 Abs. 1 des Reglements hat ein Berufsspieler, dessen Vertrag aufgrund von Covid-19 abgelaufen ist oder beendet wurde, das Recht, ausserhalb einer Registrierungsperiode durch einen Verband registriert zu werden.»
Auf Deutsch ist klar, dass es sich da um Verträge handelt, die aufgrund von Covid-19 abgelaufen sind oder beendet wurden. Schlaumeier CC will aber ausgemacht haben, dass in der englischen Originalfassung der Passus «abgelaufen ist» sich nicht auf Covid-19 bezieht. Was bedeuten würde: Jeder Spieler, dessen Vertrag «abgelaufen ist», kann qualifiziert werden.
Die Sache ist also noch nicht ausgestanden.
Ein Kommentar von BLICK-Fussballredaktor Alain Kunz
Nach dem Abblitzen beim Weko will Sion-Boss Christian Constantin nun die sofortige Qualifikation seiner beiden Neuverpflichtungen Serey Dié und Karlen mit aller Gewalt durchboxen. Es war ja auch eine schallende Ohrfeige für ihn, dass auf der Gegenseite, also bei Xamax, die beiden
von ihm fristlos entlassenen Djourou und Kouassi werden spielen dürfen.
Doch nach dem Entscheid des Weko folgt für die Liga die nächste gute Nachricht. CC ist mit seiner Klage und der Begründung auf dem Holzweg. Natürlich sind die englische und die französische Formulierung im Covid-19-Reglement der Fifa juristisch nicht hundertprozentig wasserdicht. Wie auch, wenn Juristen üblicherweise jahrelang über Gesetzen brüten und hier alles schnell, schnell gemacht werden musste.
Aber die Fifa ist schlau, und an ihr hat sich CC bereits einmal die Zähne ausgebissen. Er verlor am Schluss krachend – und der FC Sion wäre deshalb um ein Haar abgestiegen. Der Weltfussballverband hat sein Covid-Reglement mit präzisierenden Erläuterungen versehen, die keinerlei Zweifel mehr offen lassen: Es werden keine neuen Spieler qualifiziert werden können! Mit wenigen Ausnahmen. Wie zum Beispiel solche, die ihren Job wegen der Corona-Krise verloren haben. Wie Djourou und Kouassi.
Wer weiss? Vielleicht steht am Ende des nutzlosen Kampfes des Sion-Präsidenten diesmal tatsächlich der Abstieg.
Ein Kommentar von BLICK-Fussballredaktor Alain Kunz
Nach dem Abblitzen beim Weko will Sion-Boss Christian Constantin nun die sofortige Qualifikation seiner beiden Neuverpflichtungen Serey Dié und Karlen mit aller Gewalt durchboxen. Es war ja auch eine schallende Ohrfeige für ihn, dass auf der Gegenseite, also bei Xamax, die beiden
von ihm fristlos entlassenen Djourou und Kouassi werden spielen dürfen.
Doch nach dem Entscheid des Weko folgt für die Liga die nächste gute Nachricht. CC ist mit seiner Klage und der Begründung auf dem Holzweg. Natürlich sind die englische und die französische Formulierung im Covid-19-Reglement der Fifa juristisch nicht hundertprozentig wasserdicht. Wie auch, wenn Juristen üblicherweise jahrelang über Gesetzen brüten und hier alles schnell, schnell gemacht werden musste.
Aber die Fifa ist schlau, und an ihr hat sich CC bereits einmal die Zähne ausgebissen. Er verlor am Schluss krachend – und der FC Sion wäre deshalb um ein Haar abgestiegen. Der Weltfussballverband hat sein Covid-Reglement mit präzisierenden Erläuterungen versehen, die keinerlei Zweifel mehr offen lassen: Es werden keine neuen Spieler qualifiziert werden können! Mit wenigen Ausnahmen. Wie zum Beispiel solche, die ihren Job wegen der Corona-Krise verloren haben. Wie Djourou und Kouassi.
Wer weiss? Vielleicht steht am Ende des nutzlosen Kampfes des Sion-Präsidenten diesmal tatsächlich der Abstieg.