«Das war Feuer. Das war Emotion pur.» So beschreibt der ehemalige SRF- und heutige Teleclub-Kommentator Dani Wyler die unglaubliche Wende im geschichtsträchtigen Champions League Final 2005, als Liverpool 0:3 gegen Milan zurückliegt und am Schluss das ganze Spiel auf den Kopf stellt. Als SRF-Kommentator ist Wyler damals mitten im Geschehen dieses Wahnsinns und kommt auch 15 Jahre später nicht aus dem Schwärmen heraus: «Was dort abgelaufen ist, ist das höchste der Gefühle für einen Fussballfan – das war einfach fantastisch.»
Wyler sieht sich nicht als Fan einer spezifischen Mannschaft an, sondern als Fan von spektakulärem Fussball, «weil dort Emotionen garantiert sind». Wie an diesem 25. Mai 2005, als der AC Milan mit seinen grossen Stars Andrij Schewtschenko und Kaka auf den damaligen Underdog Liverpool trifft. Es ist das 50. Endspiel der Königsklasse. Für Liverpool das erste nach einer 20-jährigen Durststrecke. Und das in einem Stadion, das seine internationale Feuertaufe mit dem Jubiläums-Final erlebt. Ein Stadion, «das damals wie ein Prunkstück einsam und abgelegen in der Gegend stand», schildert der gebürtige Zürcher. Und ein Stadion, das heute, nach langen 15 Jahren erst zum zweiten Mal wieder Gastgeber eines Champions-League-Finals gewesen wäre. Für den Fussball-Versteher Dani Wyler käme es heute zur Partie: Barça – Liverpool. Für die Reds DIE Gelegenheit, ihren Sieg im Atatürk-Stadion zu verteidigen. Aber reden wir nicht über ungelegte Eier, sondern schwelgen im (vorerst) ersten Wunder Liverpools am Bosporus.
In dieser Partie geht Milan bereits nach einer Minute 1:0 in Führung. «Das war natürlich der perfekte Einstieg in ein Spiel. Bei so einem frühen Tor, da bist du sofort dabei», erzählt Wyler über den fulminanten Start dieser Partie. Mit dem 3:0 zur Pause hat Milan seine Favoritenrolle ausgespielt und Wyler erinnert sich noch genau, wie er und der dänische Kommentator neben ihm sich kopfschüttelnd anschauten: «Ich sagte zu ihm: ‹Dieses Spiel ist gelaufen›». Denkste… es kommt ganz anders. Getragen von ihren Fans nehmen die Reds in der zweiten Halbzeit nochmals alle Kräfte zusammen. Sie lassen sich nicht abschlachten, sondern kämpfen bis zum bitteren Ende. Und so schaffen die Engländer das schier Unmögliche. Es folgen die «sechs Minuten des Wahnsinns», wie der damalige Milan-Trainer Carlo Ancelotti später sagt. Und was sagt Wyler? «Das war unglaublich. Bereits nach einer Stunde waren wir uns einig. Das war eines der verrücktesten Europacup-Spiele, die es je gegeben hat.» Diese Wende sei so unerwartet gekommen. «Ich meine, alle wussten, dass Liverpool schon immer ein grosses Kämpferherz hatte, aber wenn du», fährt der 68-Jährige total aufgewühlt fort, «in einem Final 3:0 zurückliegst, dann hast du eigentlich keinen «Mumm» mehr. Aber ja, sie hatten ihn.»
Und so kommt es nach der Verlängerung zum Penaltyschiessen, das die Reds mit 6:5 für sich entscheiden. Wyler: «Ich sehe Dudek vor mir, wie er diesen Penalty hält. Er war nicht der Star, Stars waren andere, aber in dieser magischen Nacht wurde er zum grossen Matchwinner mit dieser gigantischen Penalty-Parade.»
Kommentator Wyler, der nebenbei auch noch als Mediensprecher des Challenge-Ligisten Wil tätig ist, bringt die Energie dieses Spiels auch 15 Jahre später mit seiner unverkennbar markanten Stimme packend rüber und sagt zum Schluss: «Dieses Spiel in Istanbul mit diesem Hauch von Orient war also wirklich ein Märchen aus Tausend und einer Nacht… Einfach magisch.»