Bastelstunde bei der Deutschen Fussballnationalmannschaft vor dem Qualifikationsspiel gegen Island. Der Begriff HUMAN RIGHTS (Menschenrechte) hat elf Buchstaben, diese wurden mit weisser Farbe auf die T-Shirts der Start-Elf gemalt.
Es war eine Botschaft des Teams im Hinblick auf das nächste WM-Endrundenturnier, das in Katar ausgetragen wird, wo die Menschenrechtslage zu wünschen übrig lässt und wo die Ausbeutung von Gastarbeitern an der Tagesordnung ist.
War das eine mutige Aktion? Nicht sonderlich. Eine allfällige Busse hätten die Spieler ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Porto-Kässeli begleichen. Mehr hatten sie nie zu befürchten.
Am meisten Mut hat die Aktion wohl den fünf Bayern-Spielern in der Startaufstellung abverlangt: Neuer, Goretzka, Kimmich, Gnabry und Sané wandten sich nämlich mit dieser Aktion indirekt gegen den Trikotsponsor ihres Klubs, Qatar Airways. Der FC Bayern München reist bekanntlich regelmässig für Trainingslager ins Emirat. Bayern-Spieler sind die freundlichen Ambassadoren in gemeinsamen Werbespots der Bayern und der staatlichen Fluggesellschaft.
Hallo, Doppelmoral! Die Bayern-Spieler sägten nicht am Ast, auf dem sie sitzen, sie kitzelten ihn höchstens ein klein wenig. Um dann aber gleich wieder gehorsamst klarzustellen, dass man nicht weiter auf Konfrontation gehen wolle. Ein WM-Boykott mache nämlich keinen Sinn.
Um eine markante und vor allem nachhaltige Verbesserung der Menschenrechtssituation in Katar herbeizuführen, braucht es mehr als ein paar bemalte Shirts. Es braucht ständigen Fokus auf dem Thema, weit über das WM-Turnier hinaus. Die Löw-Truppe wagte ein kleines «Aktiönchen». Respekt – Aber: War da was?