Deutschland feiert Schiedsrichterin Bibi Steinhaus. Die Frau, die eine der letzten Männerbastionen eingenommen hat, den Männer-Fussball. Die Bundesliga. Ihr Debüt ist geglückt. Auch weils beim 1:1 zwischen Hertha und Bremen keinen Verlierer gab.
Etwas vereint alle Fussballfans: Jeder Schiedsrichterentscheid, der sich gegen das eigene Team richtet, ist aus Prinzip falsch. Kommt der Pfiff aber von einer Frau, ist er noch falscher. Denn auch im 2017 ist der Stammtisch im Stadion. Frauen können nicht Auto fahren. Frauen haben keinen Orientierungssinn. Frauen verstehen nichts von Fussball. Keine weiss das besser als Nicole Petignat. Als sie noch aktiv war, gehörte «Nicole an den Herd!» zum Standardrepertoire der Fans. Die Jurassierin lachte die Vorurteile weg, antwortete einst: «Kein Problem. Ich koche wirklich gern.»
«Frauen müssen dieselben Kriterien erfüllen wie die Männer.»
Nun, neun Jahre nach ihrem Rücktritt, sieht die Pionierin in Esther Staubli eine würdige Nachfolgerin. «Wir sind im Jahr 2017. Frauen haben auch zwei Augen und kennen die Regeln», sagt Petignat. Sie weiss, dass es noch viel mehr braucht. Ein dickes Fell oder schnelle Beine. Letzteres brachte Staubli anscheinend letzten Dezember nicht mit. Nicht für die Challenge League, wo das Tempo höher ist als bei einem Frauen-EM-Final.
Liebe Fussballfans, Frauen gehören nicht an den Herd – zumindest nicht nur. Frauen gehören längst auch auf den Fussballplatz. Auch als Schiedsrichterinnen. Aber nur, wenn sie dieselben Kriterien erfüllen wie ihre männlichen Kollegen. Einen Frauenbonus darf es nicht geben.