Vor acht Jahren, an der EM 2004 in Portugal, schrieb Johan Vonlanthen Geschichte. Beim 1:3 gegen Frankreich wurde er mit 18 Jahren jüngster EM-Torschütze aller Zeiten.
Nun ist das Fussballer-Leben vorbei. Johan Vonlanthen spricht leise, als BLICK ihn in Kolumbien erreicht. Er sagt: «Es geht mir sehr gut. Ich bin glücklich.» Neun Monate ist es her, seit Vonlanthen beim kolumbianischen Aufsteiger Itagüi anheuerte.
Nach der Weihnachtspause der Knall: Itagüi trennt sich von Vonlanthen. Eine Begründung für das abrupte Ende liefern weder der Verein noch der Spieler.
Bis Johan sechs Jahre alt war, lebte er in Kolumbien. Danach zog seine Mutter in die Schweiz. «Es ist eine Rückkehr zu meinen Wurzeln», sagte Vonlanthen letzten August, als der Wechsel von Salzburg zu Itagüi feststand.
Doch Vonlanthen konnte sein Talent in der Heimat nur selten zeigen. Zuerst war er verletzt, dann spielten die «Goldenen Adler» so gut, dass es für den Trainer keinen Grund zum Wechseln gab.
Nur gerade sechs Spiele bestritt Vonlanthen. Ein Tor gelang ihm nicht. Von den Medien, die ihn im August noch gefeiert hatten, gab es Kritik. Dass er wegen seines Glaubens (Vonlanthen ist Adventist) samstags nicht spielen wollte, machte die Sache nicht einfacher.
Zwar sagte Vonlanthen letzten Oktober im BLICK: «Ein Teambetreuer bei Itagüi hat auf seinem iPhone Bibelverse. Wir lesen sie zusammen und beten vor jedem Training. Der Präsident versteht mich.»
Doch der Trainer duldete die Extrawürste seines Stars nicht.
Vonlanthen: «Im Moment bin ich daran, mein Leben neu zu ordnen. Ich hätte mein Knie, mit dem ich seit längerem Probleme hatte, erneut operieren müssen. Das wollte ich nicht. Fussball hat einen ganz anderen Stellenwert als früher.»
Vonlanthen galt als grösstes Talent des Schweizer Fussballs: Mit 16 debütierte er in der höchsten Schweizer Liga für YB. Sein Treffer bei der EM 2004 in Portugal gegen Frankreich (Schlusstand 1:3) ging in die Geschichte ein. Vonlanthen war der jüngste EM-Torschütze aller Zeiten.
Der grosse Durchbruch gelang ihm trotz allem nicht: Weder in Eindhoven noch in Brescia oder Breda. Auch nicht in Salzburg.
2009 kehrte er in die Schweiz zurück. Bisweilen liess er beim FCZ sein Genie aufblitzen (27 Spiele/10 Tore). Dennoch verzichteten die Zürcher darauf, Vonlanthen zu verpflichten.
Vonlanthen: «Ich bin meinem Herzen gefolgt und wechselte nach Kolumbien.» In der Heimat seines Vaters, wo er früher die Ferien verbrachte, im Meer badete und zu karibischer Musik tanzte, fühlt er sich wohl.
Eine Rückkehr in die Schweiz schliesst er aus: «Wir wollen, dass unser Sohn in Kolumbien aufwächst.»
Finanzielle Sorgen muss sich Vonlanthen in Kolumbien keine machen. Er hat in Europa genug verdient, um in den Ruhestand zu treten. Vonlanthen möchte seinem Sohn zuschauen, wie er aufwächst. Er will das Leben genies-sen, wieder fischen gehen. Zeit dafür hat er jetzt.