YB-Aggressivleader vor dem Cupfinal
«Wenn der FCZ simulieren will, soll er es tun»

Sékou Sanogo ist ein unerbittlicher Zweikämpfer, der auch mal an die Grenze geht. Nun befürchtet er, dass im Cupfinal bei jedem Duell mit ihm ein Gezeter losgehen wird.
Publiziert: 25.05.2018 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:30 Uhr
Alain Kunz

BLICK: Sékou Sanogo, kann YB den Schalter nochmals von Party auf Ernstkampf kippen?
Sékou Sanogo:
Natürlich haben wir mit unseren Fans gefeiert. Aber in unseren Köpfen hatten wir immer diesen Final. Wir sind Profis!

Sie haben den Cup schon zweimal gewonnen ­– in der Elfenbeinküste mit Africa Sports. Sind diese Titel vergleichbar mit jenem in Bern?
Africa Sports gewinnt regelmässig Titel. YB musste 32 Jahre warten. Deshalb ist es nicht vergleichbar.

Niemand spielt gerne gegen Sie. Spüren Sie das?
Die Zweikämpfe sind eine meiner Hauptstärken. Wenn ich diese nicht in die Waagschale werfen kann, bin ich nicht mehr derselbe Spieler.

Der FCZ ist physisch auch sehr stark, wie YB. Es wird einen regelrechten Clash der Titanen geben!
Sicher sind die Zürcher in den Duellen auch sehr stark. Aber nicht nur. Auch technisch-taktisch.

Einen Sanogo mit angezogener Handbremse werden wir am Sonntag im Cupfinal nicht sehen.
Foto: Toto Marti

Auch im letzten Spiel gegen den FCZ kams zu Tumulten, als die Zürcher lautstark Gelbrot gegen Sie forderten. Befürchten Sie solche Aktionen auch im Cupfinal?
Gezwungenermassen bereite ich mich darauf vor. Oft, wenn ich in einen Zweikampf steige, gibts Schreie und Simulationen. Aber ich habe gelernt damit zu leben. Und es wird mich nicht daran hindern, in die Zweikämpfe zu gehen, weil das die Art und Weise ist, wie ich spiele. Wenn ich das ändere, bin ich nicht mehr Sékou Sanogo.

Dann wird es einen Sanogo mit angezogener Handbremse nicht geben?
Nein. Ich werde auch im Final so spielen, wie ich immer spiele. Wenn der Gegner simulieren will, soll er es tun.

Denken Sie nicht, dass Sie dann und wann die Grenze überschreiten?
Hören Sie: Ich habe in solchen Zweikämpfen im Gegensatz zu anderen Spielern noch nie jemanden verletzt. Das können Sie nachschauen. Ich bin nicht der Bösewicht der Liga. Auch wenn mir mittlerweile einige dieses Etikett verpassen wollen. Duelle gehören zum Fussball. International wird viel härter gespielt als in der Schweiz. Wenn man das nicht aushalten will, muss man zum Tennis wechseln. Aber die Schiedsrichter sind sich dessen immer mehr bewusst.

Inwiefern?
Einer hat mir zum Beispiel gesagt, ich solle doch nicht mit so viel Tempo in die Zweikämpfe gehen, das mache es gefährlich. Aber wenn ich im Schneckentempo in ein Duell gehe, dann habe ich es schon verloren. Ich habe meine Spielart ein bisschen angepasst, das schon. Und die Refs haben das zur Kenntnis genommen, da bin ich mir sicher.

Der Aggressivleader will den YB-Fans einen zweiten Titel schenken.
Foto: Sven Thomann

Mit zwölf Gelben sind Sie aber der Kartenkönig der Liga!
Ja, okay. Aber ich bin auch einer der meistgefoulten Spieler. Das vergessen viele Leute.*

Immerhin sind Sie nie vom Platz geflogen. Aber nach dem Treten auf Luganos Mattia Bottani hat man Sie nachträglich für zwei Spiele gesperrt.
Ich habe das noch auf dem Spielfeld mit Mattia ausgeräumt und ihm gesagt, das sei keine Absicht gewesen. Auch für ihn war das damals damit erledigt und vorbei. Dennoch habe ich ihn kurz darauf angerufen, um mich nochmals zu entschuldigen. Umso grösser war das Erstaunen, als ich gesperrt wurde.

Aus Ihrer Sicht zu Unrecht?
Ganz klar. Sie müssen nur gut hinschauen. Dann sehen Sie, dass ich geradeaus schaue. Ich sehe Bottani gar nicht. Wenn das sperrewürdig ist, dann in jeder Runde Sperren. Das war für mich enorm schwierig zu akzeptieren...

Sie haben im Team eine wichtige Rolle als Anführer der grossen dunkelhäutigen Fraktion. Wie leben Sie diese Rolle?
Wir sind eine tolle Multi-Kulti-Truppe. Und bei den Blacks gibts solche, die französisch sprechen und englisch. Also alles. Was alle gemeinsam haben: Sie sind jung. Und denen helfe ich. Die sehen doch die Welt völlig anders als wir Erfahreneren.

Ohnehin scheint bei YB eine gesunde Hierarchie zu herrschen.
Das ist so. Es hat Captain Steve von Bergen, Marco Wölfli und Guillaume Hoarau. Das sind unsere Chefs.

Sanogo: «Ich werde gegen den FCZ so spielen wie immer.»
Foto: Keystone

Und Sanogo, natürlich.
Es ist wichtig, eine Hierarchie im Team zu haben, die respektiert wird. Das ist in der Tat eine ganz grosse Stärke dieser Mannschaft.

Die nun auseinanderfallen könnte. Für Sie als 29-Jähriger scheint es die allerletzte Gelegenheit für einen Auslandtransfer zu sein, nachdem es zweimal in letzter Sekunde gescheitert ist?
Das war nicht zufällig, sondern gottgewollt. Ich bin sehr gläubig. Gott wollte, dass ich hierbleibe und diesen Titel gewinne. Natürlich ist eine grosse Liga einer meiner Träume. Leider definiert der moderne Fussball einen Spieler auch über dessen Alter. Ich nicht…

Dennoch: Die Zeit läuft Ihnen davon.
Ich definiere mich über Leistung. Und ich bin sicher reif für diesen Sprung. Mir gefällt es bei YB ausgezeichnet. Aber ich nehme es, wie es kommt.

* Sanogo ist mit 85 gepfiffenen Fouls gegen ihn in der Tat der meistgefoulte Spieler vor Pajtim Kasami (Sion, 82) und Stefan Glarner (Thun, 69). Sanogo hat mit 65 am drittmeisten Fouls begangen nach Dennis Hediger (Thun, 85) und Michael Frey (FCZ, 75).

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