Irgendwann sind die Fans nicht mehr zu halten. Irgendwann kapitulieren die Ordner im St. Jakob-Park wie zuvor der FCB. Die Schleusen werden geöffnet. Die Fans überfluten den Rasen. Eine Party sondergleichen. Wie sie nur der FC Wallis feiern kann!
Initiant ist Topskorer Moussa Konaté – wer sonst? Er lässt den Park ein erstes Mal in seinen Grundfesten erzittern. Diese Stimmung – elektrisierend, vibrierend. Gänsehaut pur! «Wunderbar, super – ich finde keine Worte», sagt der Senegalese später.
Die fast 20 000 Walliser Fans haben einen Cupfinal zum 13. Mal auf ein mythisches Mass emporgehievt. Die Mehrheit jedenfalls. Denn zwischendurch drehen ein paar durch, bewerfen Marco Streller in seinem Abschiedsspiel mit Fahnenstangen. Nach der zweiten Petarde schickt Ref Nikolaj Hänni die Teams sogar für zehn Minuten in die Garderobe. Das Spiel steht vor dem Abbruch. Trainer Didier Tholot schnappt sich ein Fan-Megafon, ruft die Anhänger zur Besinnung. Präsident Christian Constantin geht auch in die Kurve, ist ausser sich ob diesen idiotischen Aktionen.
Alle diese unschönen Intermezzi ändern nichts am Geschehen auf dem Feld. Sion powert weiter. Derart, dass man sich die Frage stellt: Was haben die bloss gefressen? «Pasta und Lachs», antwortet Captain Xavier Kouassi – und lacht schallend über seinen Witz. Auch die Prämie von 50 000 Franken für Sieg und Europa-League-Qualifikation verleihen den Wallisern Flügel.
«Fantastisch, einen wie Streller so im Griff zu haben»
Edimilson Fernandes bucht das 2:0. Und Carlitos, der die beiden ersten Tore vorbereitet hat, setzt mit einem Flugkopfball zum 3:0 den Deckel drauf. Der Ex-Basler macht wie Innenverteidiger Léo Lacroix das Spiel seines Lebens! Streller hat gegen ihn keinen Stich. «Wir haben sie von Beginn weg erstickt», sagt Lacroix. «Einen Riesenspieler wie Streller so gut im Griff zu haben, ist fantastisch!» Hinten hat Andris Vanins einen geruhsamen Tag. «Ich war ja fast arbeitslos», sagt der Lette erstaunt. «Unsere Fans haben uns unglaublich Energie verliehen. Am Ende hätte wir sogar 4:0 oder 5:0 enden können.»
Dann streckt Kouassi die Trophäe, die so sehr dem FC Sion gehört wie keiner anderen Mannschaft, in die Höhe. «Magisch! Es war mein allererster Final. Danke, Gott!» Amen.