Das Spiel
Kaum rollt der Ball nach der Pause wieder, zünden die GC-Fans auf den Rängen ein Feuerwerk. Ihre Mannschaft tut dies schon vor dem Seitenwechsel. Offensiv immer wieder präsent, lassen die Hoppers mehrere gute Chancen liegen. Auch, weil FCZ-Keeper Brecher einige Glanzparaden auspackt. Und seine Teamkollegen? Die treten in der ersten Halbzeit offensiv kaum in Erscheinung. Erst kurz vor der Pause zeichnet sich Marchesano für die erste Chance verantwortlich. Sein Schuss ist allerdings zu harmlos.
Der Funken des Fan-Feuerwerks springt dann allerdings nicht auf die Hoppers über. Sie sind offensiv nicht mehr so präsent, Chancen spielen sie sich so gut wie keine mehr heraus. Stattdessen sind es die FCZler, die den Takt angeben. Sie setzen vereinzelt Nadelstiche, die von der Abwehr meist geblockt werden. Bis Kryeziu in der 70. Minute mit Köpfchen erfolgreich ist. Obwohl GC danach bemüht ist, eine Reaktion zu zeigen und sich Chancen herausspielt, reicht sein Tor, um das Cup-Derby zu entscheiden.
Auch, weil kurz vor Schluss der vermeintliche GC-Ausgleich durch Ndenge nicht zählt. (siehe «Das gab zu reden» unten). Der FCZ steht dank des ersten Sieges seit Ende Oktober im Viertelfinal – und GC muss im dritten Spiel unter Neu-Trainer Tomas Oral die erste Niederlage einstecken.
Das gab zu reden I
Es passiert nach 83 Minuten. Freistoss für GC. Morandi schlägt die Flanke in den Strafraum und Ndenge nickt per Kopf zum Ausgleich ein. Doch das Tor wird annulliert. Offenbar wegen Abseits, denn Tobers soll den Ball noch minimal touchiert und deshalb eine neue Spielsituation verursacht haben. Es folgt ein minutenlanger VAR-Check. Am Ende bleibt San bei der Entscheidung auf dem Platz, für eine Annullierung hätte er das Gegenteil zweifelsfrei feststellen müssen. Eine enge Entscheidung, denn auch wenn man sich die Bilder x-Mal zu Gemüte führt, ist eine Berührung Tobers’ schwer zu erkennen.
Die Schiedsrichter
Fedayi San (Schiedsrichter), Jonas Erni (Assistent), Nicolas Müller (Assistent), Lionel Tschudi (VAR). Eigentlich hat das Schiri-Gespann alles im Griff. Bis auf zwei Szenen. Beide in der zweiten Halbzeit. Nach einem üblen Foul sieht Tsawa nur Gelb und hat Glück, dass er nicht mit Rot vom Platz fliegt. Morandi zeigt nach dem Match auf Instagram die Spuren des Fouls auf seinem Bein und kommentiert das Ganze ironisch mit «Gelb» und einem Daumen-hoch-Emoji. Die zweite fragwürdige Szene ereignet sich kurz vor Schluss (siehe «Das gab zu reden» oben).
Die Stimmen
Kristers Tobers: «Aus meiner Sicht hatte ich nicht das Gefühl, den Ball berührt zu haben. Das habe ich auch dem Schiedsrichter gesagt. Ich habe sogar versucht, den Kopf zurückzuziehen. Nach dem Spiel hat der Schiedsrichter mir gesagt, dass es schwer gewesen sei, eine Berührung zu finden. Aber auf Video hat er gesehen, dass sich der Ball irgendwie verändert hat. Ich bin mir nicht sicher, aber er sagte mir, dass es für ihn klar war, dass ich den Ball mit dem Kopf berührt habe. Es ist wirklich wieder unglücklich. Wir haben in der ersten Halbzeit gut gespielt und hatten viele gute Torchancen. Und wieder ist es so: Wir können kein Tor erzielen.»
Tsiy Ndenge: «Ich glaube, wenn Tobers den Ball im letzten Moment berührt, kann ich niemals so sauber treffen. Deswegen habe ich dem Schiri gesagt, wenn es eine Berührung gibt, dann treffe ich den Ball nicht so sauber. Er hat gesagt, er ist nicht hundertprozentig sicher, aber er glaubt, dass Tobers ihn berührt hat. Die Enttäuschung ist sehr gross, weil man wie oft in der Saison wieder viel fürs Spiel gemacht hat. Wir waren engagiert, haben viel probiert und waren nicht schlechter als der Gegner, aber im Endeffekt haben wir wieder verloren.»
Fedayi San (gegenüber SRF): «Die Situation ist mega komplex. Nach Input meines Assistenten an der Seitenlinie gibt es eine klare Berührung. Wenn das der Fall ist, dann ist der Torschütze natürlich im Abseits und das Tor darf nicht zählen. Auf dem Feld haben wir Offside entschieden und das Tor annulliert. Der Check ging so lange, weil der VAR keinen eindeutigen Entscheid fällen konnte. Irgendwann habe ich die Initiative ergriffen und gesagt, ich schaue es mit dir an. Auch ich kann nach dem Videostudium nicht klar sagen, ob es eine Berührung gibt oder nicht. Wenn wir das Gegenteil nicht beweisen können, bleibt der On-Field-Entscheid bestehen. Deswegen darf das Tor nicht zählen.»
Das Tor
70. Minute, Mirlind Kryeziu, 0:1. Eckball für den FCZ. Chouiar bringt ihn in hohem Bogen in den Strafraum. Dort setzt sich Kryeziu gegen Paskotsi durch und versenkt den Ball per Kopf in den Maschen.
Der Beste
Yanick Brecher. Hält den FCZ mit seinen Paraden im Spiel und bringt ihn eine Runde weiter.
Der Schlechteste
Umeh Emmanuel. Kein Zugriff aufs Spiel mit zahlreichen technischen Fehlern.
Die Fans
16'668 Fans haben sich für den Cup-Achtelfinal und das zweite Derby innert drei Tagen im Letzigrund eingefunden.
Das gab zu reden II
Das zweite Zürcher Derby innert drei Tagen ist deutlich ruhiger, als noch das erste. Und friedlicher. Zwar kommen einige Fans aufgrund des Verkehrs erst verspätet ins Stadion. Doch ansonsten sind vor Anpfiff keine Zwischenfälle bekannt geworden. Während der Partie richten sich die beiden Kurven mit verschiedenen Banner an die Behörden. «Mit allne Mittel gäge s lebändige, doch ihr werdet eus nie bändige», heisst es im Block der Hoppers, die damit die riesige Polizeiaktion auf der Duttweilerbrücke vom Samstag verurteilen.
So gehts weiter
Am Wochenende steht die 17. Runde der Super League auf dem Programm. GC empfängt am Samstag Yverdon (18 Uhr), Zürich reist am Sonntag zu Lausanne (14.15 Uhr). Die Cup-Viertelfinals werden nach Abschluss der Achtelfinals am Donnerstag ausgelost. Gespielt werden sie dann kommendes Jahr Ende Februar (25./26./27.).