Das Spiel
Was für ein Mega-Fight ist der einzige Cup-Viertelfinal zwischen zwei Superligisten! Alles drin im Millionenspiel. Kampf. Rot. Tore en masse. In Über- und Unterzahl. Knackige Interviews. Und am Ende entbehrt der Sieger nicht einer gewissen Logik. YB steht deshalb im Halbfinal, weil es eine Spur besser war und über die bessere Ersatzbank verfügte. Das Siegesgoal produzieren zwei Joker.
Nebulös ist nur die Verzögerung des Spielbeginns wegen der YB-Fans. Doch dann haben die Teams den Durchblick. Und bieten feine Fussballkunst. Fassnacht hat die erste Chance. Brecher ist hellwach. Auf der anderen Seite rettet von Ballmoos gegen Emmanuel. Von Ballmoos? Richtig. Offenbar waren dessen Trainingsleistungen derart gut, dass er als Cup-Goalie auserkoren wurde und an Stelle der Nummer eins, Marvin Keller, spielt. Dem Beispiel von Basel und Lugano folgend. Doch kaum hat er sich ausgezeichnet, zeigt er sein anderes Gesicht. Hadjam verschätzt sich gegen Zuber – und das Schlitzohr erwischt den Berner Goalie quasi von der Grundlinie. Gewollt? Der neue FCZ-Star im SRF-Interview: «Was fröged sie mich das …» Und zottelt von dannen. Zuber, eine echte Nummer.
Noch mehr zu reden gibt die nächste Szene. Conceição kriegt zuerst Gelb. VAR Sandro Schärer meldet sich. Ref Urs Schnyder geht an den Bildschirm – und ändert die Farbe. Doch war es Foul? Wenn ja, ists eine Notbremse. Zwei haben eine dezidierte Meinung. FCZ-Sportchef Milos Malenovic zum vierten Offiziellen: «Der ist ausgerutscht, das haben alle gesehen.» SRF-Experte Marc Schneider: «Das war doch kein Foul! Solch einen Zupfer gibts 100 Mal im Spiel, und der würde nicht mal in der Platzmitte gepfiffen werden.» Eine nachvollziehbare Argumentation.
Wie dem auch sei. Der FCZ ist in Unterzahl und YB nützt das aus. Ugrinic gleicht nach toller Monteiro-Vorarbeit aus. Weiter gehts im Chancen-Stakkato. Gomez nickt eine Chouiar-Ecke ein. Toll gemacht! Bei stehenden Bällen kanns halt immer mal auch in Überzahl ein Tor geben. Doch Athekame gleicht postwendend aus. 2:2. Der Assist ist wieder brillant, wieder kommt er von Monteiro. Weniger brillant dann, wie Colley aus elf Metern an Brecher scheitert. Wahnsinn!
Doch dann machts der Gambier besser. Diesmal versenkt er eine Itten-Hereingabe eiskalt. Der Basler hatte FCZ-Skandalspieler Mendy den Ball abgeluchst. Mendy? Der Mann, der sooo wichtig ist wegen seiner Erfahrung und Mentalität … Ob diese Argumentation – sie kommt von FCZ-Coach Ricardo Moniz – gleich nachvollziehbar ist wie jene von Schneider?
Die Tore
30. Minute, Steven Zuber, 1:0. Nach einem Eckball landet eine Flanke bei Zuber, der praktisch von der Grundlinie von Ballmoos zwischen den Beinen erwischt. Hadjam spielt dabei nur den Zuschauer, statt zu verteidigen.
44. Minute, Filip Ugrinic, 1:1. Monteiro setzt sich gegen Denoon durch und bedient Ugrinic, der aus kurzer Distanz einschiesst.
51. Minute, Mariano Gomez, 2:1. Innenverteidiger Gomez verwertet einen Chouiar-Eckball per Kopf zur erneuten FCZ-Führung.
59. Minute, Zachary Athekame, 2:2. Dieses Mal vernascht Monteiro gleich zwei FCZler und sieht dann Athekame in der Mitte, der wuchtig vollendet.
72. Minute, Ebrima Colley, 2:3. Der kurz zuvor eingewechselte Mendy vertändelt den Ball gegen Itten. Colley kann alleine vor Brecher zur ersten YB-Führung einschieben.
Die Stimmen gegenüber SRF
FCZ-Goalie Brecher: «Für mich siehts nicht wie ein Foul aus bei der Roten Karte. Er rutscht weg. Aber ich habe noch keine TV-Bilder gesehen. Die Enttäuschung bei uns ist gross. Denn wir haben Moral bewiesen. Wie wir die Gegentore bekommen, darf aber nicht sein. Wir verlieren die entscheidenden Eins-gegen-eins-Situationen.»
YB-Mittelfeldspieler Fassnacht: «Die Rote Karte spielt uns in die Karten. Wir konnten sie nicht ganz so ausnutzen, wie wir wollten. Sie haben immer noch ihre Räume gefunden. Aber am Ende ist das egal.»
Der Beste
Joël Monteiro. Der YB-Flügel legt zwei der drei Tore mustergültig auf. Kann man nicht besser machen.
Der Schlechteste
Rodrigo Conceição. Nicht wegen der Roten Karte, die muss man anzweifeln. Bis zum Platzverweis ist er aber inexistent und lässt Fassnacht einmal zu einfach zum Abschluss kommen.
Das gab zu reden
Ein Entscheid, der für Diskussionen sorgt: Nach 35 Minuten schickt Schiedsrichter Schnyder Conceição vorzeitig unter die Dusche. Ein leichter Zupfer an Filip Ugrinic genügt, um diesen zu Fall zu bringen. Zunächst entscheidet der Unparteiische auf Freistoss, ehe er von VAR Sandro Schärer zum Bildschirm gebeten wird, um eine mögliche Notbremse zu ahnden. Und siehe da: Schnyder entscheidet tatsächlich auf Foul und somit Rot – da FCZ-Spieler Conceição letzter Mann ist. Am Bildschirm hätte Schnyder die Möglichkeit gehabt, den Foul-Entscheid noch umzustossen.
Die Schiedsrichter
Bis auf die spielentscheidende Szene macht Urs Schnyder eine grundsolide Partie. Doch um den Platzverweis gibts eben die ganz grosse Diskussion in diesem Cup-Kracher. Wenn ein Foul gepfiffen wird, ists Rot, weil es eine klare Torchance für Ugrinic und der Tatort ausserhalb des Stafraums war. Aber war es denn wirklich ein Foul? Der Zupfer ist mini-mini-minimal und man hätte gut damit leben können, wenn der Schiedsrichter bei seinem Entscheid geblieben wäre.
Die Fans
11’643 Fans im Stadion. Top-Stimmung. Beide Fanlager tragen zum Cup-Knaller bei.
So gehts weiter
YB muss am Sonntag wieder in den Letzi, dann aber gegen GC (16.30 Uhr). Der FCZ spielt ebenfalls am Sonntag in Lugano (14.15 Uhr).
Im Cup gehts weiter mit den Halbfinals Biel – YB und Basel – Lausanne.