Das Spiel
Das Duell der 13-fachen Cup-Sieger endet um 22.55 Uhr mit dem Penaltyschiessen im St. Jakob-Park. Entkräftet reissen die Basler die Arme in die Höhe. Der Viertelfinal-Einzug zu Hause ist geschafft. Sion muss sich geschlagen geben – trotz langer 2:1-Führung.
Zwei Blackouts von Innenverteidiger Nicolas Vouilloz führen beinahe zum Basler Aus am Mittwochabend. Zweimal vollendet Théo Bouchlarhem daraufhin eiskalt. Innert acht Minuten macht der Angreifer der Walliser vor der ersten Pause aus einem 0:1 ein 2:1 (30. und 38.). Fabio Celestini wechselt den fehleranfälligen Vouilloz zur Pause aus.
Doppeltorschütze Bouchlarhem hilft bei Sion auch hinten aus. Albian Ajetis Kopfball nach einem Corner klärt er in höchster Not vor der Linie. Diese Aktion in der 54. Minute ist lange Zeit die grösste Chance des FCB auf den Ausgleich in der zweiten Halbzeit.
Das Heimteam benötigt ein Joker-Tor in der Schlussphase der regulären Spielzeit, um sich in die Verlängerung zu retten. Mit einem Prachtstreffer erzielt Anton Kade das 2:2 (86.). Apropos Prachtstreffer: Auch Xherdan Shaqiris direkt verwandelter Freistoss in der fünften Minute ist eine Augenweide.
Die Verlängerung bringt keine Entscheidung. Denn Théo Berdayes schiesst deutlich drüber (94.), Dejan Sorgics Kopfball geht am Pfosten vorbei (106.) und auf der Gegenseite verfehlt auch Bradley Fink das Tor (115.).
Im Penaltyschiessen avanciert Goalie Marwin Hitz zum FCB-Lichtblick. Er pariert zu Beginn sogleich die Schüsse von Cristian Souza und Joël Schmied – für Sion der Genickbruch. Bei den Bebbi treffen alle vier Schützen.
Die Stimmen
Das gab zu reden I
Es vergeht gefühlt eine Ewigkeit, bis Xherdan Shaqiri das Penaltyschiessen eröffnen kann. Der Grund: Timothy Fayulu treibts mit seinen Mätzchen auf die Spitze. FCB-Star Shaqiri hat den Ball längst auf dem Elfmeterpunkt platziert, da gönnt sich Sions Goalie noch einen Schluck aus der Wasserflasche. Danach läuft er entspannt zum einen Pfosten, klopft sich dort den Dreck aus den Schuhen, bevor er das gleiche Szenario noch beim anderen Pfosten abzieht. Shaqiri wartet geduldig und schickt Fayulu anschliessend in die falsche Ecke. Shaqiri zu Blick: «Keine Ahnung, was er damit zeigen wollte. Man hat ja gesehen, ich wurde nicht nervös.»
Das gab zu reden II
Es ist nicht gerade die Rückkehr des verlorenen Sohnes. Aber speziell ist der Abend schon für Liam Chipperfield (20). Erstmals in seiner Karriere läuft der Sohn der FCB-Legende Scott Chipperfield (48) im Dress des FC Sion im Joggeli auf. Das Ende in Basel war von Misstönen begleitet. Hier der Spieler, der sich vom FCB nicht gefördert fühlte. Dort der Klub, der dem Nachwuchsspieler zu wenig Biss vorwarf. Am Mittwoch zwingt der junge Chipperfield in der 6. Minute Marwin Hitz mit einem Fernschuss zur Parade. Danach gelingt ihm nicht mehr viel. Nach einer Stunde wird er ausgewechselt.
Die Tore
5. Minute, Xherdan Shaqiri, 1:0. Shaqiri schlenzt einen Freistoss aus zentraler Position mit ganz viel Effet links an der Mauer vorbei in die Maschen – ein Geniestreich.
30. Minute, Théo Bouchlarhem, 1:1. Vouilloz verpasst es durch sein schlechtes Timing, einen Walliser Angriff zu unterbinden. Ilyas Chouarefs Hereingabe versenkt der ins Zentrum gesprintete Bouchlarhem gegen die Laufrichtung von Hitz im Basler Tor.
38. Minute, Théo Bouchlarhem, 1:2. Wieder steht Vouilloz – dieses Mal mit einem Fehlpass – unfreiwillig am Ursprung eines Sion-Vorstosses über rechts. Chouaref findet in der Mitte erneut Bouchlarhem, dessen Schuss Joe Mendes unhaltbar abfälscht.
86. Minute, Anton Kade, 2:2. Wegen Numa Lavanchys Ballverlust kann Basel sofort wieder in den Angriffsmodus schalten. Kade zieht von links ins Zentrum, haut aus rund 23 Metern wuchtig drauf. Timothy Fayulu fliegt, kommt aber an diesen Strahl nicht ran.
Der Beste
Ihm mag der Ruf anhaften, ein Stimmungsspieler zu sein. An diesem Abend aber hat Ilyas Chouaref so was von Bock. Der Offensivspieler des FC Sion überfordert mit seinen Dribblings immer wieder die Basler Abwehr. Und gibt zweimal das fast identische Zuspiel zu den beiden Walliser Toren.
Der Schlechteste
Nach einer Halbzeit möchte man ihn am liebsten in den Arm nehmen. Alles, was Nicolas Vouilloz an diesem Abend versucht, misslingt ihm mit Garantie. Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe und Sprintduelle, falsches Positionsspiel: alles dabei. Beim 1:1 durch Théo Bouchlarhem sticht der FCB-Verteidiger im falschen Moment nach vorn und muss Ilyas Chouaref ziehen lassen. Das 1:2 leitet er durch einen Fehlpass ein und bleibt danach gegen Chouaref zu zögerlich. In der Pause wird der Basler Innenverteidiger erlöst. Für ihn kommt Jonas Adjetey.
Das Schiedsrichter-Gespann
Ein Abend ganz ohne minutenlanges Warten auf den Videobeweis oder meckernde Trainer: Das tut den Schweizer Schiedsrichtern sicher gut. Einmal wartet Schiedsrichter Sandro Schärer auf VAR Fedayi San; als Xherdan Shaqiri einen Handspenalty fordert. Die TV-Bilder zeigen in der 52. Minute: Joël Schmied hat die Arme so sehr angelegt, wie das einem menschlichen Körper möglich ist – kein Penalty.
Die Zuschauer
Mittwochabend im Dezember, drei Grad, Regen bis kurz vor Spielbeginn: Es sind keine Bedingungen, die die Massen in den St. Jakob-Park ziehen. 16'103 sind es trotzdem. Und die Muttenzerkurve hat nach der Einkesselung der GC-Fans am letzten Wochenende einen Gruss nach Zürich vorbereitet: «Altstette 2004 Duttwiler 2024. Jede sehr und weiss, ihr dreihet euch im Kreis.» Eine Erinnerung daran, dass die Zürcher Polizei vor 20 Jahren die FCB-Anhänger am Bahnhof Altstetten festgesetzt hat. Und heute noch immer über dieselben Themen gestritten wird.
So gehts weiter
Die Auslosung der Viertelfinal-Paarungen findet am Donnerstag statt, diese Partien werden dann am 25./26./27. Februar 2025 ausgetragen. Basels nächster Super-League-Gegner ist am Sonntag auswärts St. Gallen (16.30 Uhr). Sion empfängt am Tag zuvor zu Hause YB (18 Uhr).