Es ist Sommer 2014, als Murat Yakin beim FC Basel gehen muss. Was sich dieses Jahr wiederholte, passierte auch damals: Eine Reihe von Spielern beschwerte sich beim Präsidenten Bernhard Heusler über den Trainer.
Yakin wird entlassen. Und macht unter anderem Valentin Stocker (29) als einen der Spieler aus, die gegen ihn waren.
An der darauffolgenden WM in Brasilien startet Valentin Stocker als Stammspieler ins Turnier. Im ersten Spiel gegen Ecuador (2:1) muss er zur Pause raus. Und Murats Bruder Hakan kritisiert ihn knallhart im «Tages-Anzeiger»: «Falls die Schweiz weiterhin mit zehn Mann spielen möchte, dann kann man Stocker getrost auch gegen Frankreich von Beginn weg bringen.»
Es liegt auf der Hand, dass Stocker einen Rache-Akt von Murat vermutet. Er sagt im SonntagsBlick nach dem Turnier: «Was Hakan da von sich gab, hat mich tief verletzt. Sehr getroffen. Ganz einfach, weil ich zu ihm stets ein gutes Verhältnis hatte. Als ich in der Nati gegen Zypern debütierte, waren wir noch in einem Team. Als ich mein erstes Länderspiel-Tor schoss, hatte er die Füsse mit im Spiel. Dass ein ehemaliger Mitspieler dann so etwas von sich gibt, habe ich noch nie erlebt. Er war in der Nati so etwas wie mein Ansprechpartner neben Marco Streller und Beni Huggel. Das enttäuscht mich alles sehr, das war sehr heftig für mich.»
Zwei Treffer als Genugtuung gegenüber Yakin
Auf die Frage, ob er eine Retourkutsche vermute, weil er mit Bruder Murat in Basel nicht mehr richtig klarkam, sagt Stocker nicht Nein: «Das weiss ich nicht.» Und führt aus, dass die Probleme mehr menschlich als sportlich waren: «Ich war mit Muri nicht immer gleicher Meinung. Aber letztlich hatten wir zusammen auch Erfolg, sind zweimal Meister geworden. Man muss Sportliches und Menschliches manchmal trennen.»
Gestern nun schiesst Stocker zwei Tore gegen seinen ehemaligen Trainer. Zwei Treffer für die Seele, weil es wieder dieser starke Aggressiv-Leader Stocker war, der Basel einst verliess. Und zwei Treffer als Genugtuung gegenüber Yakin.
Von Alain Kunz
Ein Tor gegen Xamax. Zwei in Sion. Das sei schon ziemlich geil gewesen, sagt der Mann, der eine besondere Beziehung zum Wallis hat. Ist er doch in Visp geboren, wo auch sein Vater herkommt. «Das ist schon sehr befreiend und tut sehr, sehr gut.» Und als er so vor sich hinredete und redete, leerte er eine Elektrolyten-Flasche, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war, die verdächtig nach Ovomaltine ausschaute. «Filmt ihr das»?»
Stocker ist wieder on fire. Wie damals, als er als böser Junge und Provokateur die Liga aufmischte und Nationalspieler wurde. Der verträumte Blick eines Schwiegermutter-Traums, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Dahinter ein Wolf, der alles tut, um zu gewinnen. «Das ist doch das Schöne am Fussball. Die einen versuchen etwas, kriegen mal was vom Schiedsrichter, mal nicht. Und umgekehrt. Dann hats Emotionen drin. Und um das gehts doch: um Emotionen.»
«... plötzlich spürt man, dass es kippt»
Genau die hatte er oft vermisst zu Beginn der Spiele seiner Mannschaft. Auch im Tourbillon wars so. «Das sagte ich den Jungs auch, nach dem 0:2. Dass wir alle alles geben müssten, auch emotional. Und dass wir einfach mal ein Tor machen müssten. Einen reindrücken, irgendwie. Denn 2:0 ist ein gefährliches Resultat. Ein Tor. Und plötzlich spürt man, dass es kippt.»
So kam es. Und dann machte Stocker diesen guten FCB-Abend mit seinem Supertor zum 3:2 zu einem perfekten. «Ich hatte vorher aus guter Position auf Albian abgelegt. Und das nicht sehr gut. Da sagte ich mir: Nächstes Mal mach ichs alleine. Und als er mir den Ball zurückspielte, da wusste ich: Ich schiesse! Denn ein Dribbling hätte ich mit meinen bald dreissig Jahren kräftemässig nicht mehr draufgehabt …»
«Sah das Feuer in seinen Augen!»
Und während Stocker redete und redete, bedankte sich einer, wo es nur ging, dass die Mannschaft dieses 0:2 aufgeholt habe. Denn Jonas Omlin wusste genau, auf wessen Kappe das zweite Walliser Tor ging – dieser direkte Corner von Anto Grgic! Dass es dann Stocker war, der den Lapsus seines Luzerner Kumpels endgültig vergessen liess, erstaunte den Goalie nicht: «Vali kam super rein. Er brannte auf diesen Match. Ich habe das Feuer in seinen Augen gesehen!»
Und nun wie weiter als Halbfinalist? Für Omlin ist es ganz einfach: «Wir haben noch zwei Spiele. Die wollen wir unbedingt gewinnen. Und dann haben wir den Kübel.» Und wer soll der nächste Gegner sein? Omlin ist es egal. Stocker auch. Sagt er zuerst. Um dann doch noch auf seine Heimat umzuschwenken. «Klar: Kriens ist noch drin. Also würde ich in der nächsten Runde am liebsten auf dem Kleinfeld spielen.» Dort, wo er fussballerisch aufgewachsen ist. Doch zuerst muss der Underdog Cupholder FCZ rausschmeissen.
Von Alain Kunz
Ein Tor gegen Xamax. Zwei in Sion. Das sei schon ziemlich geil gewesen, sagt der Mann, der eine besondere Beziehung zum Wallis hat. Ist er doch in Visp geboren, wo auch sein Vater herkommt. «Das ist schon sehr befreiend und tut sehr, sehr gut.» Und als er so vor sich hinredete und redete, leerte er eine Elektrolyten-Flasche, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war, die verdächtig nach Ovomaltine ausschaute. «Filmt ihr das»?»
Stocker ist wieder on fire. Wie damals, als er als böser Junge und Provokateur die Liga aufmischte und Nationalspieler wurde. Der verträumte Blick eines Schwiegermutter-Traums, der keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Dahinter ein Wolf, der alles tut, um zu gewinnen. «Das ist doch das Schöne am Fussball. Die einen versuchen etwas, kriegen mal was vom Schiedsrichter, mal nicht. Und umgekehrt. Dann hats Emotionen drin. Und um das gehts doch: um Emotionen.»
«... plötzlich spürt man, dass es kippt»
Genau die hatte er oft vermisst zu Beginn der Spiele seiner Mannschaft. Auch im Tourbillon wars so. «Das sagte ich den Jungs auch, nach dem 0:2. Dass wir alle alles geben müssten, auch emotional. Und dass wir einfach mal ein Tor machen müssten. Einen reindrücken, irgendwie. Denn 2:0 ist ein gefährliches Resultat. Ein Tor. Und plötzlich spürt man, dass es kippt.»
So kam es. Und dann machte Stocker diesen guten FCB-Abend mit seinem Supertor zum 3:2 zu einem perfekten. «Ich hatte vorher aus guter Position auf Albian abgelegt. Und das nicht sehr gut. Da sagte ich mir: Nächstes Mal mach ichs alleine. Und als er mir den Ball zurückspielte, da wusste ich: Ich schiesse! Denn ein Dribbling hätte ich mit meinen bald dreissig Jahren kräftemässig nicht mehr draufgehabt …»
«Sah das Feuer in seinen Augen!»
Und während Stocker redete und redete, bedankte sich einer, wo es nur ging, dass die Mannschaft dieses 0:2 aufgeholt habe. Denn Jonas Omlin wusste genau, auf wessen Kappe das zweite Walliser Tor ging – dieser direkte Corner von Anto Grgic! Dass es dann Stocker war, der den Lapsus seines Luzerner Kumpels endgültig vergessen liess, erstaunte den Goalie nicht: «Vali kam super rein. Er brannte auf diesen Match. Ich habe das Feuer in seinen Augen gesehen!»
Und nun wie weiter als Halbfinalist? Für Omlin ist es ganz einfach: «Wir haben noch zwei Spiele. Die wollen wir unbedingt gewinnen. Und dann haben wir den Kübel.» Und wer soll der nächste Gegner sein? Omlin ist es egal. Stocker auch. Sagt er zuerst. Um dann doch noch auf seine Heimat umzuschwenken. «Klar: Kriens ist noch drin. Also würde ich in der nächsten Runde am liebsten auf dem Kleinfeld spielen.» Dort, wo er fussballerisch aufgewachsen ist. Doch zuerst muss der Underdog Cupholder FCZ rausschmeissen.