Da steht am Samstag das Spiel seines Lebens an. Aber verrückt machen? Nein, nicht der coole Mister Bont! «Ich rechne nicht mit Ricky van Wolfswinkel und Albian Ajeti als Gegenspieler», sagt der 1,88-Meter-Mann zu seinem samstäglichen Auftrag (nicht im Auftrag ihrer Majestät), «sondern am ehesten mit Dimitri Oberlin.» Immerhin: ein Nationalspieler. Geschüttelt, nicht gerührt. Einst Nachbar des FC Montlingen im Dreiländereck Schweiz/Österreich/Liechtenstein.
Nachbar? Oberlin spielte in der Saison 2016/17 für den SCR Altach, bevor er zu Basel ging. Die Cashpoint-Arena des Bundesligisten liegt aufs Loch vier Kilometer Luftlinie entfernt von der Sportanlage Kolbenstein, wo am Samstag das grosse Spektakel steigt. Kein Wunder geht Bont ebenso oft österreichische Bundesliga schauen wie den FC St. Gallen, von dem er … Fan ist? «Sympathisant», relativiert der Innenverteidiger.
«Dieser Zug ist mit 25 abgefahren»
Er selber ist ein Montlinger Urgestein. Hier hat er Junioren gespielt. Hier kickt er nun in der 2. Liga. Ohne Ambitionen nach oben. «Dieser Zug ist mit 25 abgefahren. Dreimal Training die Woche, am Wochenende das Spiel – das ist genau richtig.» Montlingen SG tönt zwar nach Ende der Welt, ist es aber nur in Bezug auf die Landesgrenze. Das 1800-Seelen-Dorf gehört zur Gemeinde Oberriet, die fünf Dörfer umfasst und 8000 Einwohner zählt. Der FCM ist der einzige Fussballklub. Kein Wunder hat der drei Rasenplätze und 300 Fussballer. Stattlich!
Die erste Mannschaft ist mittlerweile vollzählig. Am Wochenende wäre Meisterschaftsstart gewesen, wenn nicht der Cup dazwischengekommen wäre. «Seit einer Woche sind alle zurück aus den Ferien», sagt Bont. Der war mit Kollegen in Tel Aviv. Aber so geht das halt, in der 2. Liga. Ferien haben da Priorität. Und der Job sowieso. Bont ist Schreiner in Kriessern. Ebenso aus Leidenschaft wie Fussballer. Auf seinem T-Shirt steht Frey Holzbau. «Ich bilde mich zum Schreiner-Projektleiter weiter», erzählt er.
Das samstägliche Projekt heisst nun wohl Oberlin. Und es ist ziemlich flink und schnell. Was spielt sich da im Kopfkino ab? «Nicht viel. Ich werde ihn eng decken und versuchen unverzüglich zu stören. Er muss spüren, dass ich da bin.» Und wenn er doch entwischt? «Ich bin nicht der langsamste Innenverteidiger», sagt der Schreiner lässig.
Stadion wird zum Tollhaus
Siegchancen? «Ein Prozent, vielleicht. Der Unterschied ist doch zu gross.» Kommt hinzu, dass Montlingen regionaler Zweitligist ist, und nicht inter, wie der SC Buochs, der 2014 YB rauswarf. Das waren vier Ligen Differenz. Zwischen Basel und Montlingen – Muntlige, wie man im Rheintaler Dialekt sagt – wären es fünf!
5000 Fans sollen dank Zusatz-Stehplatztribünen für 3000 Zuschauer die kleine Arena zu einem Tollhaus machen. Es gibt keine Zusatz-Sitzplätze, «weil die Organisation sonst viel teurer geworden wäre», sagt Marketingchef Dominik Sieber. So gibt es im gesamten Stadion praktisch keine Sitzplätze. Wer darf denn sitzen? Sieber: «Also: Ersatzspieler und Staff. Der Speaker. Die TV-Kommentatoren. Und diejenigen Journalisten, die aktuell arbeiten müssen. Das ist alles!»
Während Sieber erzählt, hat Bont seine Arbeit bei der Frey Holzbau in Kriessern wieder aufgenommen. Wie gesagt: Das Leben geht trotz FCB normal weiter.