Mit offenem Mund steht er vor dem Fernsehschirm. Hoarau singt zusammen mit Oli Kehrli «Les Passantes» des französischen Barden Georges Brassens. Dann tritt AirFrance mit Lo & Leduc auf, intoniert mit ihnen den Überhit «079».
«Ein wahrer Superstar. Der kann ja neben super Fussball spielen auch super singen», sagt Mattia Desole (26), Verteidiger des FC Freienbach, über den Mann, auf den er am Samstag (17 Uhr) treffen könnte. Auf den er zu treffen hofft. Auf dass die Oberschenkel-Probleme des Torschützenkönigs abgeklungen sind.
«Ich darf jetzt keine grossen Töne spucken. Aber ich versuche zu schauen, dass er Mühe hat. Was er oft nicht mal in der Super League hat. Mein Ziel ist es, dass er kein Tor schiesst.» Als Desole weitere Gesangs-Auftritte von AirFrance auf YouTube sucht, dauert das ganz schön lang. «Bis ich die gefunden habe, hat der schon drei Tore geschossen», sagt der Zürcher – und lacht.
Sogar Obermotzer Bohlen lobte Desole
Und als Desole erfährt, dass Hoaraus Konzert im Berner Bierhübeli in 200 Minuten ausverkauft war, wird das Staunen nur noch grösser. «Echt? Krass!»
So weit war Mattia nie. So weit wird er als Sänger auch nie kommen. Aber singen kann er, definitiv. Sogar Obermotzer Dieter Bohlen lobte ihn. Denn aus einer Laune eines Kollegen heraus, der ihn fast dazu nötigt, in einer Mittagspause in Zürich in den «Deutschland sucht den Superstar»-Casting-Truck zu steigen, geschieht das Unmögliche!
«Ich hatte nie Gesangsunterricht genommen. Sang wirklich nur vor Kollegen, im Büro, unter der Dusche. Aus Spass. Im Truck mussten die dann zuerst das Video zu Justin Biebers ‚Love Yourself’ suchen, weil ich mich nicht vorbereitet hatte. Und doch kam ich weiter.»
Leute erkennen ihn auf der Strasse
Es ging nach Köln. Wieder kommt Mattia weiter. Hamburg. Und da standen dann Bohlen, Xavier Naidoo, Pietro Lombardi und Oana Nechiti. Die Jury. Doch wieder kommt der Zufalls-Teilnehmer weiter. Erst beim Recall in Ischgl ist Schluss. «Ich war unter den letzten 45. Unglaublich! Aber jetzt ist das alles Geschichte. Auch wenn mich immer noch Leute auf der Strasse erkennen.»
Es ist ebenso Geschichte wie die Karriere als Profi-Fussballer, die sich Mattia erhoffte, als er zuerst vom GC-Nachwuchs in jenen von Inter Mailand wechselt und ihn dann Pogba-Berater Mino Raiola in die U19 der AC Milan bringt. Doch durchsetzen kann sich Mattia nicht. Er spielt maximal Challenge League (in Chiasso) und beschliesst irgendwann, nicht mehr auf die Karte Fussball zu setzen.
Zum Superstar ist er doch noch geworden. Für seine Familie. Für seine Frau Cristina und die Söhne Liam (2) und Justin (6). «Ich musste mir eingestehen, dass es wohl besser wäre, eine berufliche Karriere ausserhalb des Fussballs einzuschlagen.»
Jetzt ist der Stiefbruder der beiden Feltschers Rolf (L.A: Galaxy) und Frank (Venezuela) und der Bruder von Sängerin/Model Kaory Versicherungsberater. Und ambitionierter Innenverteidiger beim FC Freienbach in der 2. Liga inter. Jener Liga, in welcher der SC Buochs spielte, als er 2014 YB aus dem Cup warf. «Wir träumen auch vom grossen Coup, klar. Schliesslich, und da lacht Mattia nochmals herzhaft, sei das der kürzeste Weg ins europäische Geschäft. Er dauert noch fünf Spiele lang.