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FCL-Goalie Marius Müller telefoniert ganz für sich alleine mit seiner Frau an den Pfosten gelehnt, der ihm so viel Glück brachte.
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Alain Kunz
Als alles getan und gesagt ist, schnappt er sich in der Kabine sein Handy, begibt sich zum Pfosten, der ihm so viel Glück brachte, als Almeida das leere Tor nicht, sondern eben nur jenes Alu traf – und beginnt zu telefonieren. Mit wem? «Mit meiner Frau. Da will ich meine Ruhe.» Unspektakulär – und doch extravagant.
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Spektakulär hingegen das Spiel des Deutschen, das Trainer Fabio Celestini an den Rand eines Herzinfarkts bringt: «Das ist mit dieser Mannschaft zur Gewohnheit geworden. Mein Herz ist okay damit. Aber es ist schon so: Wir müssen offenbar immer etwas machen, um uns das Leben zu verkomplizieren.»
Ebenso spektakulär die Sprüche von «Mülli». Hier das «Best of» als Nachlese zum 2:1-Sieg auf dem Brügglifeld:
- Zum Spiel generell: «Schweres Ding. Pokal. Immer ekelhaft.
- Zur Ausgangslage Ober- gegen Unterklassigen: «Jeder, der gedacht hatte, wir schiessen die ab, weil es Super gegen Challenge League ist, hat wirklich absolut keine Ahnung von Fussball!»
- Zum krönenden Abschluss einer Auf- und Ab-Saison: «Die Saison ist mir jetzt völlig egal, solange du nicht da unten reinrutschst, wovon ich nicht mehr ausgehe. Jetzt zählt für mich nur noch dieses Ding zu holen. Das werde ich mit aller Macht angehen.
- Zur Szene in der 78. Minute, als er Frydek an den Rücken schoss, wodurch Almeida plötzlich das leere Tor vor sich hatte: «Ich will das Spiel schnell machen, weil ich sehe, wenn der Ball kommt, laufen drei alleine gegen Goalie Simon Enzler. Und er wäre dorthin gekommen … Dann fliegt das Ding einem Eigenen an den Rücken. Da schrie ich nur noch: Nein, nein, nein und schicke ein Ave Maria in den Himmel. Dann geht das Ding an den Pfosten, ich drehe mich noch vom Ball weg, falschrum, mache also alles falsch, sehe dann das Eins gegen Eins und sage mir: Jetzt musst du das Scheissding da rauskratzen. Sonst bist du der Depp der Nation.». Zumindest der Innerschweizer Nation ...
- Zur Ambiance mit handgezählten 300 Fans auf der Tribüne und den paar Hundert draussen: «Es war wunderschön! In der Hoffnung, dass sich alle da draussen an die Regeln gehalten haben. Was den Abstand anbelangt eher nicht, aber wenigstens mit Maske. Ich habe das neunzig Minuten lang genossen. Zuerst die Beleidigungen gegen dich beim Warmmachen, dann Fangesänge. Ich bin so happy, dass wir ein Spiel mit halbwegs Stimmung haben durften.»
- Zu seiner eigenen Mission in diesem Spiel (auf SRF): «Es war ein riesiger Wunsch von mir, Dave und Schwegi in dieses Finale bringen. Vor allem Dave habe ich in meiner Entwicklung so viel zu verdanken. Jetzt will ich für die zwei den Kübel. Wenn die das Ding dann in der Hand haben, dann kann ich …» Und da versagt Müller für gefühlte zwei Sekunden die Stimme, als er die beiden Ende Saison Zurücktretenden denkt, Ersatzgoalie Dave Zibung und Captain Christian Schwegler.
- Zu seinen Glückssocken (auf SRF): «Eine verrückte Story! Es sind die Socken von Pascal Schürpf. Seit ich diese Bretter anhabe, habe ich kein Spiel mehr verloren. Es sind Socken mit Schweizerflagge. Für all jene, welche die Deutschen nicht so mögen …»
- Zum Gegner im Cupfinal: «Scheissegal, alles! Ob 5:0. 2:1. Elfmeterschiessen. Gegner. Egal, Hauptsache, wir haben den Pott. Wenn Du das Ding holen willst, musst du gegen Jeden gewinnen. Alte Weisheit. Zehn Franken ins Phrasenschwein. Übrigens: Habt Ihre bemerkt, dass ich in meinen Kopf schon auf Franken übersetzt habe für Euch. Weg von Euro …»
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