Erst Cup-Hit, dann Lichterlöschen?
Der wahre Grund für die Schaffhauser Finanzmisere ist tragisch

Der FC Schaffhausen steckt aufgrund seines Stadions in finanziellen Nöten. Besserung ist nicht in Sicht.
Publiziert: 03.12.2024 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2024 um 18:37 Uhr
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Der FC Schaffhausen befindet sich vor dem finanziellen Ruin.
Foto: Claudio Thoma/freshfocus
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Mit Schweizer Meister YB kommt am Mittwoch im Cup-Achtelfinal (20.00 Uhr) eine ganz grosse Nummer für den Cup-Hit nach Schaffhausen, doch von Euphorie ist beim Klub aus der Challenge League wenig zu spüren. Nur rund 4000 Fans werden für das Spiel des Jahres im Stadion erwartet. Dabei würde das Stadion für etwas mehr als doppelt so viele Personen Platz bieten. Die FCS-Arena selber ist es denn auch, die schwer auf die Stimmung rund um den Challenge-Ligisten drückt.

Schaffhausen ist hoch verschuldet. Nach Blick-Informationen stapeln sich sogar die Betreibungen. Die Finanzmisere ist derart schlimm, dass CEO Jimmy Berisha im November öffentlich Alarm schlug. Berisha versuchte seit Amtsantritt vor einem Jahr erfolglos, den Klub ins Ausland zu verkaufen. Stichwort saudi-arabischer Scheich. Konkret wurde allerdings nie etwas. Jetzt steht das Überleben des Klubs auf dem Spiel.

Stadion scheint Klub zu ruinieren

Ob man die Winterpause ohne Konkurs überlebt? Fraglich. Den FCS plagen neben den Stadionsorgen auch Altlasten. In den letzten Jahren unter Noch-Präsident Roland Klein wurden stets neue Schulden aufgenommen. Und dann ist da eben das Stadion, das im Besitz des FCS ist, ein riesiger Klotz am Bein. Die jährlichen Betriebskosten liegen zwischen 700’000 Franken und einer Million. «Wir sind Eigentümer einer Immobilie, die nicht finanzierbar ist», sagt Berisha zu Blick.

Der CEO spricht von einem Schuldenberg in zweistelliger Millionenhöhe. Genauere Angaben macht Berisha nicht – doch ein Minus von mindestens 10 Millionen Franken wirft die Frage auf, wie solche hochrote Zahlen überhaupt von Revisoren und auch bei der Lizenzierung durch die Swiss Football League durchgewunken werden konnten.

Der Grund ist auch hier: das Stadion. Die 2017 eröffnete Arena und die Mantelnutzung wurde für rund 60 Mio. gebaut. Und auch wenn dem Klub nicht der ganze Bau gehört, wird das Stadion in der FCS-Bilanz nach wie vor als millionenschwere Sicherheit verbucht. Ein folgenschwerer Papiertiger: Die Arena hat theoretisch enormen Wert, doch es existiert gar kein Markt dafür. Berishas Versuch, das Stadion zu verkaufen, war bisher erfolglos.

Die Tragik ist im Schweizer Fussball beispiellos. Die FCS-Arena, die eigentlich den Profifussball in Schaffhausen langfristig sichern sollte, gefährdet nun ebendiesen akut.

Wenig Begeisterung für den FCS in der Region

Berisha bettelt nun in der Region bei der Stadt und dem Kanton um finanzielle Hilfe. Doch in der Schaffhauser Politik ist die Skepsis traditionell gross. Das sündhaft teure Stadion wurde von Langzeit-Klubpatron Aniello Fontana (†71) privat gebaut, weil die Stadt das uralte Stadion Breite weder renovieren noch im Baurecht abtreten wollte. Fontana plante seinerzeit die heute überdimensioniert wirkende 8000-Plätze-Arena, um bei einem allfälligen Aufstieg die Super-League-Anforderungen zu erfüllen. Ein weiterer tragischer Fakt im FCS-Schlamassel: Die 8000-Regel wurde bald nach der Eröffnung von der SFL abgeschafft.

Die Arbeit geht Berisha nicht aus. Er sucht für Klubbesitzer Roland Klein und dessen nach wie vor nicht bekannten Hinterleute eine finanzielle Lösung. Doch klar ist: Ohne Mäzen, der nur schon zum Start mehrere Millionen einschiesst, ist der FCS nicht zu retten. Es scheint, dass das Cup-Spiel gegen YB das letzte fussballerische Highlight für womöglich lange Zeit in der ungeliebten Arena bleibt.

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