Carouge-Star Vitkieviez vor Cup-Duell mit alter Liebe YB
«Habe Nsame gesagt, er soll hier nicht wichtigtun»

Ganz Carouge fiebert dem Cup-Knüller gegen die Young Boys entgegen: Der Promotion-League-Aufsteiger empfängt in der ersten Runde den Schweizer Meister. Eine spezielle Affiche, vor allem für Carouge-Star Matias Vitkieviez. Der Ex-YBler will seine alte Liebe ärgern.
Publiziert: 16.08.2019 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2019 um 10:37 Uhr
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Carouge-Star Matias Vitkieviez möchte seinen Ex-Klub YB im Cup ärgern.
Foto: Dario Dietsche
Dario Dietsche

Eine ungewohnt aufgeregte Stimmung macht sich auf dem idyllischen Trainingsgelände von Etoile Carouge breit. Für die allermeisten Spieler steht das Karriere-Highlight schlechthin vor der Tür: Der Promotion-League-Aufsteiger empfängt in der ersten Cup-Runde Super-League-Meister YB. Nach drei mühsamen Jahren in der Genfer Fussballprovinz darf der kleine Nachbar von Servette heute gegen den grossen Serienmeister aus Bern ran – quasi die Kirsche auf der Aufstiegs-Torte. 

Obwohl er schon viel grössere Spiele erlebt hat, ist das Kribbeln bei Matias Vitkieviez (34) am stärksten: «Ich freue mich wie ein kleines Kind», sagt der grösste Star des Teams nach einer intensiven Trainingseinheit. Kein Wunder: Der mittlerweile vom Profi-Fussball zurückgetretene, ehemalige YB-Hoffnungsträger kommt völlig unverhofft zu einem Wiedersehen mit seiner alten Liebe. Per SMS habe er vom Losglück erfahren und konnte es zuerst gar nicht fassen. Dann habe er sofort seinen Kumpel und Ex-Servette-Teamkollegen Jean-Pierre Nsame (26) angerufen: «Ich habe ihm gesagt, er soll hier in Carouge nicht wichtigtun, nur weil er mit YB so viel Erfolg hat», sagt Vitkieviez grinsend.

Vor einer glorreichen Karriere stand auch Vitkieviez einst. Nachdem er mit Servette den Aufstieg in die Super League schafft und dort zum Team-Topskorer avanciert, lockt ihn der damalige YB-Coach Christian Gross 2012 in die Hauptstadt. Er verspricht sich viel vom Mann mit grossem Herz und noch grösserer Lunge. «Christian wollte mich unbedingt haben und setzte voll auf mich», so Vitkieviez.

Als YB-Spieler (35 Einsätze, 5 Tore) erlebt Vitkieviez mitunter seine schönsten Fussballer-Momente: Bei seinem Einstand gelingt ihm beispielsweise prompt ein Doppelpack gegen Ex-Klub Servette, in der Europa-League-Gruppenphase steht er an der Anfield Road auf dem Platz, als die Berner kurz vor Schluss einen Punkt in Liverpool gewinnen (2:2). «Ich bin richtig stolz darauf, für die Young Boys gespielt zu haben. In der Super League drücke ich ihnen die Daumen, der Klub hat mir viel ermöglicht», sagt der uruguayisch-schweizerische Doppelbürger. So auch seinen einzigen Nati-Einsatz im Test gegen Argentinien (1:3, Hattrick Messi).

Doch insgesamt läuft sein Deutschschweiz-Abenteuer nicht wie geplant: Unter Martin Rueda, der nach Gross' Rauswurf übernimmt, spielt Vitkieviez zunächst keine Rolle mehr bei YB. Als er nach zwei starken Leihsaisons (in Servette und St. Gallen) dann endlich wieder an einem Platz im YB-Kader schnuppert, reisst er sich im Vorbereitungscamp ein Kreuzband. «Das war die schwerste Zeit meiner Karriere», sagt Vitkieviez rückblickend. Er kämpft sich zwar zurück, erhält auch ein Angebot aus St. Gallen, entscheidet sich jedoch für eine Rückkehr zu seinem Herzensklub Servette. 

Nicht etwa, um zuhause in Genf eine ruhige Kugel zu schieben. Im Gegenteil: Vor drei Jahren führt er das damals kriselnde Servette zurück in die Challenge League, letzte Saison hat der polyvalente Offensivmann massgeblichen Anteil an Carouges Wiederaufstieg in die Promotion League (12 Tore in 22 Einsätzen).

Und heute? Schiesst sich der Genfer Heilsbringer zum Berner Cupschreck? Vitkieviez lacht und meint: «Ich denke mal, Wölfli steht im Cup zwischen den Pfosten, dem kann ich schon eins reinschiessen». In dem Spass steckt Wahres: Weil YB bereits am Mittwoch das so wichtige Hinspiel der Champions-League-Quali gegen Roter Stern Belgrad bestreitet, dürfte Coach Seoane zusätzlich rotieren, seine besten Kräfte schonen. Eine nicht eingespielte Abwehr könnte Vitkieviez die nötigen Zentimeter Freiraum ermöglichen, die ein alter Hase braucht, um seine alte Liebe zu ärgern. Die allfälligen Sprüche für Nsame sind schon ausgedacht, fehlt nur noch die Cup-Sensation.

Verfolgen Sie die Cup-Partie Etoile Carouge – YB heute Abend ab 19.30 Uhr live bei BLICK im Ticker!

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