Interviews? Bitte nicht! Und dann noch auf Englisch. «Nein, da bin ich zu wenig gut», sagt der Anton aus Krasnojarsk. Das tönt zwar weniger sexy als Tirol. Aber kälter. Krasnojarsk liegt in Sibirien. Die transsibirische Eisenbahn fährt durch die Ein-Millionen-Stadt, die 4000 km von Moskau entfernt ist.
Sexy sind ganz sicher die Paraden des Russen. Im Match gegen Marco Schneuwly, Haas und Juric. In der Kurzentscheidung gegen Neumayr und Haas. Sein Erfolgsrezept? «Bälle zu halten ist mein Job. Wir stehen als Team im Final. Das zählt.»
Okay, das übliche Blabla wird ihm eingetrichtert. Aber im Penaltyschiessen ists dann doch anders. Einer gegen einen. Schütze gegen Goalie. Da ist der Keeper ziemlich alleine. «Stimmt», sagt der russische U21-Nati-Goalie. «Aber es braucht auch die eigenen Schützen, und unsere waren fantastisch.» 1:0 für Anton…
Dann verrät er doch: «Ich habe alle Penaltys studiert, die Luzern-Spieler zuletzt geschossen haben. So auch jene von Neumayr.» Offenbar hats genützt. Den Elfer des Deutschen kratzte Mitrjuschkin auf unfassbare Art und Weise. «Ja», sagt er. «Aber die Penaltys, die ich von Neumayr sah, schoss er in die andere Ecke.» Wie bitte? «Ja. Ich dachte, er werde die Ecke wechseln. Was er dann auch prompt tat...» Und gegen Haas? «Intuition. Bauchgefühl.»
Die Sion-Fans haben den Schlaks jedenfalls schon ganz fest ins Herz geschlossen. «Einige bezeichnen ihn als einen der Besten Europas», verrät ein aufgekratzter Trainer Peter Zeidler. «Weshalb sie ihm bereits ein Lied gewidmet haben. Das sagt alles über den Respekt, den Anton hier bereits geniesst.»
Allzu lange dürfte dieses Juwel kaum in der Schweiz spielen. Das weiss auch Christian Constantin. Weshalb der Ex-Keeper (meistens Nummer zwei…) nach einer Lobeshynme auf seinen Russen scherzend sagt: «Ich denke, bis Ende Saison können wir ihn halten. Und den Cupfinal wird er wohl auch spielen...»