Sonst heissen die Gegner Diessenhofen, Unterstrass oder Wetzikon. Heute heisst der Gegner von 2.-Ligist FC Bassersdorf FC Zürich! Fünf Ligen Unterschied, Amateure gegen Profis. Für die Feierabend-Fussballer ein riesiges Highlight, wie schon 2013 gegen die Stars vom FCZ antreten zu können.
David gegen Goliath – kein Bassersdorfer kennt diese einseitige Ausgangslage besser als Yves Oehri (30). Der Verteidiger ist 53-facher Nationalspieler von Liechtenstein. Die Ländle-Nati ist in praktisch jedem Spiel der krasse Aussenseiter. Wie eben nun Bassersdorf gegen den FCZ.
Oehri: «Es ist eine reine Charaktersache. Vor allem, wenn man schon früh einige Tore bekommen sollte. Ich habe bei Liechtenstein aber nie die Angst vor einer Packung im Hinterkopf. Sondern immer nur, dass man in solchen Spielen nichts zu verlieren hat und man dieses Privileg geniessen soll.»
«Ibrahimovic? Die absolute Arroganz.»
Dann kommen auch mal Spiele heraus wie ein 3:0-Sieg gegen Island, ein 1:1 gegen die Slowakei oder das bittere 1:2 mit dem Gegentor in der 97. Minute in Glasgow. Seit elf Jahren spielt Oehri in der Nati. Klar, dass er sich längst ans Zwergen-Dasein gewöhnt hat. «Mit der Zeit kommt die Routine, selbst wenn man in Leipzig vor 55000 Fans gegen Deutschland aufläuft», sagt Oehri, der sich damals das Trikot von Bastian Schweinsteiger sichert. «Er war extrem nett, er hat Komplimente gemacht und wir haben in der Kabine übers Spiel gequatscht. Grossartig!» Auch Giorgio Chiellini hinterliess bei Oehri einen Riesen-Eindruck, weil der Italien-Star sogar seine Hosen verschenkte.
Aber die Kracher gegen die Stars haben für Oehri auch seine Schattenseiten. «Ich werde hässig, wenn sogar Ersatzspieler schon in der Pause den Trikottausch abmachen», sagt Oehri, der auch auf Zlatan Ibrahimovic traf: «Die absolute Arroganz. Am Anfang knallt er mir ungeahndet die Hand ins Gesicht, beim Handshake schaute er nicht mal in die Augen.»
Seit diesem Sommer spielt Oehri nach den Stationen Winterthur, St. Gallen, Vaduz und YF Juventus mit seinen Jugendkollegen bei Bassersdorf. Der gelernte Maurer arbeitet nun bei der Hug Baustoffe AG im Innendienst als Verkaufsberater. Sein Trainer vor acht Jahren in St. Gallen? Uli Forte, der heutige FCZ-Coach. «Mein Konkurrent war Marc Zellweger. Forte hat mir dann zur Ausleihe in die Challenge League geraten.»
Jetzt kommts zum Wiedersehen als Gegner. Auch mit Ex-Teamkollege Adrian Winter. Oehri: «Ich freue mich. Aber vor allem auch für uns als Mannschaft, wir haben uns dieses Spiel verdient!»