Das gabs noch nie: Ein 5.-Ligist in der ersten Hauptrunde des Schweizer Cups! Die Union Sportive Montfaucon, Klub aus einem 600-Seelen-Dorf, fordert heute zu Hause Xamax.
«In der Saison 2016/2017 haben wir die Fairplay-Wertung gewonnen. Wir sind das Team, das im gesamten Schweizerischen Fussballverband am wenigsten Strafpunkte geholt hat», sagt Denis Chaignat, Präsident der US Montfaucon. «Dies berechtigt zur Teilnahme am Schweizer Cup.»
BLICK will wissen, wer diese Männer von Montfaucon sind. Ein Besuch in den jurassischen Freibergen. Bei verrückten Typen.
Bio-Bauer Colin Donzé (31), Mittelfeldspieler der US Montfaucon, lebt und arbeitet in einer Kommune. Drei Höfe in ruhiger Umgebung. Naturidylle mit Hippie-Touch. Die acht Menschen, die dort hausen, teilen alles miteinander. Alternative Öko-Fundis. Die Mahlzeiten werden zusammen eingenommen. Die Konsumgüter stammen aus Eigenproduktion. Selbstversorgungssystem. Schweine, Kühe, Ziegen, Pferde geniessen wunderbaren Lebensraum.
Donzé ist ein schüchterner Mann, spricht leise: «Mir gefällt der Medienrummel, der wegen des Xamax-Spiels entsteht, nicht so. Doch auf das Fest, das Zusammensein freue ich mich. Match und Resultat haben nur Symbolcharakter.»
Auch Aussenverteidiger Patrick Maitre (25) ist Bauer. Er führt seinen Hof ganz alleine. Schuftet fast 13 Stunden am Tag. Um nach seinen weidenden Kühen zu sehen, rennt er runter ans Doubs-Ufer. Dann läuft er wieder den steilen Hang rauf zum Hof. Maitre: «Mein tägliches Ausdauertraining.»
Verrückt! Obwohl Maitre nicht zu viel Medien-Tamtam mag, ist es für ihn okay, die Show mitzumachen. «Es gehört dazu, mit der Presse zu sprechen. Auch das ist Fairplay.» Auf den Xamax-Match freut er sich: «Das Spiel unseres Lebens. Wir sind heiss drauf.»
Am Abend besuchen wir das Montfaucon-Training. Ein Fussballfeld im Nirgendwo, zwischen grasenden Kühen und herum galoppierenden Pferden. Das Medieninteresse ist gross.
Im Montfaucon-Team gibts zwei spezielle Vögel mit langen Dreadlocks. Beide hassen die Medien. «Lügenpresse». Jener, der die radikaleren Ansichten vertritt, ist ein 23-jähriger, hagerer Mann. Er jongliert mit dem Ball. «Er lebt ausserhalb der Gesellschaft», sagt Präsi Chaignat über ihn.
Der junge Mann selbst meint zu BLICK: «Der Match gegen Xamax widerspricht unserer Klubphilosophie. Mit dieser Begegnung, dieser Show werden wir ein Teil des Fussball-Business. Ein Geschäft, bei dem sich alles nur ums Geld dreht. Das ist nicht meine Weltanschauung. Deshalb werde ich gegen Xamax nicht spielen.»
Verrückt. Sein Rasta-Kollege, 26-jährig und ein wenig gemässigter: «Ich bin froh, wenn das Theater um den Cup-Match vorbei ist.» Er will spielen – und gegen Xamax den Bauernaufstand proben.