Das Spiel
Gerade mal ein mickriges Törchen hat der FC Lugano in den letzten fünf Spielen auf die Reihe bekommen. Am Donnerstagabend ist plötzlich alles anders: Satte fünf Tore machen die Tessiner. Schiessen sie sich damit den Frust vom Leib? Nein, dieser geht weiter. Und wie. Lugano fliegt gegen Celje nach Penaltyschiessen aus der Conference League.
Und der Sündenbock? Der ist schnell gefunden. Der lettische Schiedsrichter Andris Treimanis zeigt tief in der Nachspielzeit – als das Spiel eigentlich schon vorbei ist – plötzlich auf den Punkt. Der Grund: Lugano-Verteidiger Hajdari klärt im eigenen Strafraum den Ball, schwingt dabei sein Bein durch und trifft unglücklich Kvesic am Knie. Der Celje-Stürmer geht schreiend zu Boden – und der VAR greift ein. Er zitiert Treimanis an den Bildschirm. Nach kurzer Konsultation zeigt der Schiri nicht nur auf den Punkt, sondern schickt Hajdari auch gleich unter die Dusche.
Weil Celje den Penalty verwandelt und zu Beginn der Verlängerung auch noch trifft, muss Lugano die Segel streichen – trotz einer über weite Strecken starken Leistung. Früh übernimmt Lugano das Zepter, geht verdient in Front und reagiert auch auf den Ausgleich kurz vor der Pause stark – mit einem Doppelschlag.
Am Ende nützt aber alles nichts. Trotz fünf Toren und einem Spektakel-Spiel ist das Tessiner Europa-Abenteuer vorbei. Wegen eines höchst umstrittenen Elfmeters – und weil gleich mehreren Stars im Penaltyschiessen die Nerven versagen.
Die Tore
21. Minute, Belhadj Mahmoud, 1:0. Valenzuela flankt die Kugel gefühlvoll von links in die Mitte. Dort fälscht Celjes Dulca unglücklich ab – plötzlich steht Koutsias völlig frei. Sein Abschluss ist zu schwach, doch Mahmoud schaltet blitzschnell und drückt den Ball über die Linie.
40. Minute, Svit Seslar, 1:1. Kucys bedient Seslar wunderbar. Die Luganesi schauen nur zu, sodass Seslar den Ball ungestört in den Strafraum mitnehmen kann. Mit links schiebt er die Kugel dann lässig ins untere rechte Eck, von wo sie via Pfosten im Netz landet.
42. Minute, Georgios Koutsias, 2:1. Grgic lanciert Steffen, der die Kugel im Sechzehner herunterpflückt. Der Routinier behält die Übersicht und legt grandios für Koutsias auf. Der Grieche schiebt zum 2:1 ein.
44. Minute, Daniel Dos Santos 3:1. Dos Santos erobert in der eigenen Hälfte den Ball und spielt zu Bislimi. Dann zieht er einen unglaublichen Sprint an und wird von Bislimi perfekt in Szene gesetzt. Dos Santos lässt gleich vier Celje-Spieler stehen und schiebt den Ball von links präzise in die lange Ecke.
68. Minute, Tamar Svetlin, 3:2. Karnicnik hebelt mit einem Pass die gesamte Lugano-Defensive aus. Svetlin nutzt die Chance, zieht in den Sechzehner, nimmt den Ball einmal mit und schiebt ihn durch die Beine von Saipi.
80. Minute, Georgios Koutsias, 4:2. Der Ball springt zu Steffen, der mit einem Steckpass wie aus dem Bilderbuch Koutsias in den Sechzehner schickt. Der Grieche nimmt den Ball wunderbar mit und zimmert die Kugel über den Kopf von Silva hinweg ins Tor.
95. Minute, Armandas Kucys, 4:3. Hajdari pfeffert den Ball aus dem eigenen Strafraum, trifft beim Ausschwingen jedoch unglücklich das Knie von Kvesic. Der VAR greift ein, und Schiedsrichter Treimanis entscheidet nach Ansicht der Bilder auf Penalty. Kucys versenkt diesen oben rechts. Saipi ahnt zwar die Ecke, segelt aber unter der Kugel hindurch.
97. Minute, Juanjo Nieto, 4:4. Lugano schafft es nicht, eine Flanke von links richtig zu klären. Der Ball landet direkt bei Nieto an der Strafraumgrenze, der zieht direkt ab. Weil El Wafi den Ball noch ablenkt, ist Saipi machtlos.
118. Minute, Ousmane Doumbia, 5:4. Nach einem misslungenen Flankenversuch von Steffen bringt Zanotti den Ball per Fallrückzieher verzweifelt noch einmal in die Mitte. Er landet perfekt am Elfmeterpunkt, wo Doumbia angerauscht kommt. Mit einem harten Schuss versenkt er die Kugel unhaltbar in der unteren linken Ecke.
Die Stimmen
Renato Steffen: «Weiss nicht, was ich sagen soll. Wir haben gefightet. Wir haben heute ein anderes Lugano gesehen, wir haben Moral bewiesen. Dass wir Tore bekommen, gehört dazu. Wir können nicht der Abwehrreihe die Schuld geben. Klar darf man nicht vier Tore bekommen. Dann spielt uns auch die rote Karte nicht in die Karten. Wir haben, glaube ich, mal gesagt, dass man solche Foulspiele nicht mehr so kritisch ahndet. Wir wollen nicht über solche Szenen diskutieren. Wir sind raus und das tut sehr, sehr weh.»
Georgios Koutsias: «Ich bin nicht glücklich. Wir hätten es verdient gehabt zu gewinnen und uns zu qualifizieren. Wenn du fünf Tore schiesst, musst du weiterkommen, weil du einfach das bessere Team bist. Es war mental schwierig heute, weil wir zuletzt nicht viel gewonnen haben. Ich weiss auch nicht, ob das Penalty ist. Normalerweise wird man aber auch nicht doppelt bestraft – also mit Rot und einem Penalty. Ich freue mich über die Leistung, aber letztlich halt nicht über das Resultat.»
Die Schweiz verliert in der Saison 2026/27 einen Europacup-Startplatz. Sie belegt in der UEFA-Fünfjahreswertung derzeit nur den 17. Platz und kann nach dem Ausscheiden von Lugano aus der Conference League nicht mehr in die Top 15 vorrücken. Damit wird die Schweiz in zwei Jahren nur noch vier statt wie bisher fünf Startplätze für die europäischen Wettbewerbe erhalten.
Für die Schweizer Europacup-Teilnehmer wird zudem der Weg in die Ligaphase deutlich länger. Der Meister, der nächste Saison nur eine Runde überstehen muss, um in die Champions League zu kommen, wird übernächste Spielzeit drei Runden bestreiten müssen. Auch der Cupsieger hat dann zwei Qualifikationsrunde mehr zu durchlaufen, um in die Ligaphase der Europa League zu kommen.
Die zwei für die Conference League qualifizierten Super Ligisten, unter ihnen der Zweitplatzierte, der nächste Saison noch die Qualifikation für die Champions League bestreiten darf, haben drei Runden vor sich bis in die Ligaphase.
Die Schweiz verliert in der Saison 2026/27 einen Europacup-Startplatz. Sie belegt in der UEFA-Fünfjahreswertung derzeit nur den 17. Platz und kann nach dem Ausscheiden von Lugano aus der Conference League nicht mehr in die Top 15 vorrücken. Damit wird die Schweiz in zwei Jahren nur noch vier statt wie bisher fünf Startplätze für die europäischen Wettbewerbe erhalten.
Für die Schweizer Europacup-Teilnehmer wird zudem der Weg in die Ligaphase deutlich länger. Der Meister, der nächste Saison nur eine Runde überstehen muss, um in die Champions League zu kommen, wird übernächste Spielzeit drei Runden bestreiten müssen. Auch der Cupsieger hat dann zwei Qualifikationsrunde mehr zu durchlaufen, um in die Ligaphase der Europa League zu kommen.
Die zwei für die Conference League qualifizierten Super Ligisten, unter ihnen der Zweitplatzierte, der nächste Saison noch die Qualifikation für die Champions League bestreiten darf, haben drei Runden vor sich bis in die Ligaphase.
Der Beste
Georgios Koutsias. Zwei Tore und ein Assist reichen nicht für den Viertelfinaleinzug. Wie bitter. Dafür hat der Grieche gezeigt, dass man auf ihn zählen kann.
Der Schlechteste
Yanis Cimignani. Kommt beim Stand von 3:1 rein. Danach wird die Partie wild – und bei Lugano geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann. Und dann verschiesst Cimignani auch noch den letzten Penalty.
Das gab zu reden I
Schiri Treimanis gibt kurz vor Schluss nach einer VAR-Konsultation Penalty für die Slowenen. Luganos Hajdari klärt zuvor im Strafraum den Ball und trifft den Gegenspieler unglücklich mit offener Sohle am Schienbein – einfach nur unglücklich. Den Schiedsrichter interessiert das jedoch nicht. Er schickt Hajdari sogar mit Rot vom Platz. Mit Fussball haben diese Entscheidungen nur wenig zu tun.
Das gab zu reden II
Nach dem Schlusspfiff kommt es in der Stockhorn Arena zu hitzigen Szenen. Wie Aufnahmen von Blue zeigen, diskutiert Lugano-Captain Renato Steffen zuerst vom Platz aus intensiv mit einem eigenen Fan. Steffen läuft dann zur Tribüne und geigt dort – getrennt durch einen Zaun – dem Fan noch ordentlich die Meinung. Dann werden die Streithähne von Fans und Spielern getrennt.
«Man muss Steffens Frust verstehen. Sicherlich hätte es nicht so enden dürfen», erklärt Lugano-Coach Croci-Torti die Szene danach gegenüber Blick. «Ich bin hingegangen, um die Situation zu schlichten. Solche Situationen dürfen nicht vorkommen. Wir müssen eine Einheit bleiben. Schade um die verschossenen Penaltys. Vom Charakter und der Einstellung her kann ich der Mannschaft heute aber sehr wenig vorwerfen.»
Die Schiris
Andris Treimanis (Schiedsrichter), Haralds Gudermanis (Assistent), Aleksejs Spasjonnikovs (Assistent), Kristaps Ratnieks (VAR). Das lettische Schiri-Gespann lässt viel laufen. Aber es ist eine klare Linie zu erkennen – bis tief in die Nachspielzeit hinein.
Die Fans
1853 Fans sind ins Berner Oberland gereist, um sich den Conference-League-Achtelfinal anzuschauen.
So gehts weiter
Für Lugano gehts mit dem Liga-Alltag weiter: Am nächsten Sonntag um 16.30 Uhr empfangen die Tessiner Schlusslicht Winterthur.