Herr Schmidt, sagt Ihnen der Name Mattia Croci-Torti etwas?
Oh je, ich mag solche Spielchen gar nicht (lacht). Leider nicht, da muss ich passen.
Mattia Croci-Torti trainiert den FC Lugano und ist mit etwas mehr als drei Jahren der dienstälteste Trainer im Schweizer Profi-Fussball. Da können Sie mit ihren 17 Jahren in Heidenheim nur schmunzeln, oder?
Überhaupt nicht! Auch drei Jahre sind im Fussball eine sehr lange Zeit. Mit einer solchen Amtszeit gehört man als Trainer schon fast zur Minderheit. Aber natürlich fällt das, was hier in Heidenheim mit meiner Person verbunden ist, etwas aus der Reihe.
Ist Ihre lange Amtszeit für Sie schon fast ein leidiges Thema geworden? Oder macht Sie das vor allem sehr stolz?
Nein, stolz machen mich im Leben andere Dinge. Ein leidiges Thema ist es zwar auch nicht, aber manchmal ist mir der Hype um meine Person schon etwas zu gross. Ich bin ein Mensch, der sich auf die Gegenwart fokussieren möchte. In der aktuellen Phase ist es aber sicher ein Vorteil, dass ich schon so lange hier bin. Nach den letzten Ergebnissen wäre es für einen anderen Trainer sehr schwer geworden.
Seit Sie im Sommer 2007 in der Oberliga übernommen haben, ging es stetig bergauf. Doch jetzt steckt Heidenheim plötzlich in einer Krise. Den letzten Sieg in der Bundesliga gab es im September. Ist das die schwierigste Phase Ihrer Trainerlaufbahn?
Definitiv. So eine Bilanz wie in den letzten Wochen hatten wir noch nie. Das, was aktuell gerade passiert, haben uns viele bereits in der vergangenen Saison vorausgesagt. Damals galten wir neben Darmstadt als Abstiegskandidat Nummer eins. Und am Ende haben wir uns in unserer ersten Bundesligasaison für den europäischen Wettbewerb qualifiziert. Trotz der aktuell sportlich schwierigen Situation können wir auch in dieser Saison noch alle unsere Ziele erreichen.
Woran liegt es, dass es aktuell nicht läuft?
Wir haben im Sommer mit Tim Kleindienst, Jan-Niklas Beste, Eren Dinkci und Kevin Sessa praktisch unsere ganze Stamm-Offensive verloren. Dazu kommen weitere Abgänge. Wenn man sich die Statistiken ansieht, sieht man schon, welche Qualität wir da verloren haben.
Welche Rolle spielt die Doppelbelastung?
Die spielt am Ende eine grosse Rolle. Aber nicht unbedingt nur im körperlichen, sondern vor allem im mentalen Bereich. Wenn du dann in so eine Negativspirale reinkommst, macht es das noch einmal schwieriger, um da wieder rauszukommen. Umso wichtiger wäre es, am Donnerstag gegen St. Gallen ein Erfolgserlebnis einzufahren. Dass es in die richtige Richtung geht, haben wir am letzten Wochenende gegen Stuttgart gezeigt, als wir mit einer couragierten Leistung nah an einem Punktgewinn waren.
Wo führt der Weg von Heidenheim hin? Kann sich der Klub langfristig in der Bundesliga etablieren? Oder ist es einfach ein Abenteuer, das noch möglichst lange weitergehen soll?
Ein Abenteuer ist es sicher nicht, denn es steckt ein klarer Plan hinter unserer Arbeit. Aber zu sagen, der 1. FC Heidenheim bleibt die nächsten zehn Jahre ein fester Bestandteil der Bundesliga, würde sicher zu weit gehen. Allein schon aufgrund der Schwergewichte, die in der zweiten, dritten oder sogar vierten Liga unterwegs sind. Die Zielsetzung ist ganz klar, dass wir in der Bundesliga bleiben wollen.
Was hat der Bundesligist Heidenheim noch mit dem Oberliga-Klub Heidenheim gemeinsam, den Sie 2007 übernommen haben?
Die handelnden Personen abseits des Fussballplatzes. Die meisten sind noch immer hier. Das Gleiche gilt für mein Trainer-Team, Torwart-Trainer Bernd Weng ist sogar noch länger da als ich. Wir haben noch immer den gleichen familiären Umgang. Das ist unsere grosse Stärke. Aber natürlich haben wir uns auch weiterentwickelt und die Arbeitsbedingungen professionalisiert. Was sich aber am meisten verändert hat, ist das ganze Drumherum. Die öffentliche Wahrnehmung des 1. FC Heidenheim ist mit dem Bundesliga-Aufstieg explodiert.
Und wie hat sich der Trainer Frank Schmidt verändert?
Es gehört dazu, dass man sich als Trainer weiterentwickelt und dabei auch über den Tellerrand hinausschaut. Welche Trends und Tendenzen gibt es? Welche Anforderungen bringt die jeweilige Liga mit sich? Was fünf Jahre lang funktioniert hat, tut das nicht automatisch auch die nächsten fünf Jahre. Ich war immer bereit, als Trainer neue Wege zu gehen. So wächst man mit den unterschiedlichen Aufgaben und Voraussetzungen.
Und der Mensch Frank Schmidt?
Als Mensch habe ich mich nicht verändert. Ich wäre sogar persönlich beleidigt, wenn das jemand über mich behaupten würde (lacht). Ich wäre aber auch nicht bereit, mich zu verändern, um sportlich weiter erfolgreich zu sein.
Frank Schmidt wird 1974 in Heidenheim an der Brenz (Baden-Württemberg) geboren. Als Spieler bestreitet er für Alemannia Aachen und Waldhof Mannheim 76 Partien in der zweiten Bundesliga und zwei Einsätze für die deutsche U20-Nationalmannschaft. 2007 beendet er seine Aktivkarriere beim FC Heidenheim und übernimmt nur kurz darauf den Trainerposten beim damaligen Viertligisten. Mit Schmidt steigt Heidenheim in 17 Jahren viermal auf und qualifiziert sich 2024 in der erste Bundesligasaison der Klubgeschichte für die Conference League. Schmidt ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Bachhagel (Bayern).
Frank Schmidt wird 1974 in Heidenheim an der Brenz (Baden-Württemberg) geboren. Als Spieler bestreitet er für Alemannia Aachen und Waldhof Mannheim 76 Partien in der zweiten Bundesliga und zwei Einsätze für die deutsche U20-Nationalmannschaft. 2007 beendet er seine Aktivkarriere beim FC Heidenheim und übernimmt nur kurz darauf den Trainerposten beim damaligen Viertligisten. Mit Schmidt steigt Heidenheim in 17 Jahren viermal auf und qualifiziert sich 2024 in der erste Bundesligasaison der Klubgeschichte für die Conference League. Schmidt ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in Bachhagel (Bayern).
Mit dem Namen Enrico Maassen werden Sie mehr anfangen können als mit Mattia Croci-Torti. Gab es da schon Berührungspunkte?
Wir kennen uns und haben uns auch schon auf Trainertagungen gesehen. Gegeneinander gespielt haben wir bislang nur 2022 in einem Testspiel gegen Augsburg. Ausgerechnet bevor wir in der vergangenen Saison zum ersten Mal in der Bundesliga auf Augsburg getroffen sind, wurde er dort leider entlassen. Mit Lennard Maloney habe ich aber einen Spieler in meinem Team, der in der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund unter ihm gespielt hat.
Was kommt da mit St. Gallen für ein Gegner auf Sie zu?
Wie bei uns ist es kein Team, das mit absoluten Top-Einzelspielern gespickt ist, die jede Woche das Spiel entscheiden. Das meine ich überhaupt nicht abwertend. Ich sehe eine Mannschaft, in der jeder bereit ist, alles dem Erfolg des Klubs unterzuordnen. Der Prototyp davon ist Lukas Görtler, den ich natürlich aus seiner Zeit in Deutschland kenne. Wie lange ist der jetzt schon in St. Gallen? Acht Jahre?
Etwas mehr als fünf sind es.
Sehen Sie, wenn man mal 17 Jahre Trainer ist, dann hat man kein Zeitgefühl mehr für solche Dinge. (lacht) Wir stellen uns jedenfalls auf eine Mannschaft ein, die sehr diszipliniert spielen wird. Die Frage ist, wie offensiv sie das angehen werden. Wir sind schon qualifiziert, zumindest für die Playoffs. St. Gallen muss noch punkten, um dabei zu sein.
In der Conference League hat Heidenheim bislang eine überzeugende Premiere hingelegt. Wie fällt ihre Bilanz aus?
Ich glaube, wir haben das gezeigt, was wir von uns erwartet haben. Nach drei Siegen zum Start haben wir natürlich auch auf einen Platz in den Top 8 geschielt. Vor allem, weil wir auch beim 0:2 gegen Chelsea nahe dran an einem Punktgewinn waren. Das letzte Spiel in Istanbul war aber ein ganz schwacher Auftritt von uns. So haben wir eine hervorragende Ausgangssituation ein Stück weit verspielt. Mit einem Sieg gegen St. Gallen ist es aber noch möglich, ganz vorne reinzurutschen.
Sie haben es schon angesprochen: Ende Oktober war der grosse FC Chelsea im Städtchen Heidenheim zu Gast. Was ist Ihnen da vor Anpfiff durch den Kopf gegangen?
Gar nichts. Ich bin ein Trainer, der von jedem Gegner grossen Respekt hat. Für die Öffentlichkeit, für die Fans und auch für unsere Spieler war das sicher ein grosses Thema. Aber ich bin da etwas weniger euphorisch, man kann auch langweilig sagen. Als es nach der Auslosung hiess, dass wir gegen Chelsea spielen, habe ich gesagt: Ja, aber auch gegen fünf andere Mannschaften aus Europa. Ich bin ein Wettkampftyp und für mich zählt immer die nächste Aufgabe. Es ist mir eigentlich egal, gegen wen das geht. Ich freue mich auf St. Gallen genauso, wie ich mich auf Chelsea gefreut habe.
Einen kleinen Nachteil gäbe es aber, falls es Heidenheim mit einem Sieg noch in die Top 8 schaffen würde.
Jetzt bin ich gespannt.
Falls auch Lugano der Sprung unter die besten acht gelingt, könnten Sie frühestens im Viertelfinal mit Mattia Croci-Torti Bekanntschaft machen.
Bis dahin müssen wir noch ein paar Aufgaben lösen und der Kollege in Lugano auch. Aber es wäre natürlich schön, den dienstältesten Trainer der Schweiz persönlich kennenzulernen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Chelsea FC | 6 | 21 | 18 | |
2 | Vitoria Guimaraes | 6 | 7 | 14 | |
3 | AC Florenz | 6 | 11 | 13 | |
4 | SK Rapid Wien | 6 | 6 | 13 | |
5 | Djurgardens IF | 6 | 4 | 13 | |
6 | FC Lugano | 6 | 4 | 13 | |
7 | Legia Warschau | 6 | 8 | 12 | |
8 | Cercle Brügge | 6 | 7 | 11 | |
9 | Jagiellonia Bialystok | 6 | 5 | 11 | |
10 | Shamrock Rovers | 6 | 3 | 11 | |
11 | Apoel Nicosia | 6 | 3 | 11 | |
12 | Pafos FC | 6 | 4 | 10 | |
13 | Panathinaikos Athen | 6 | 3 | 10 | |
14 | NK Olimpija Ljubljana | 6 | 1 | 10 | |
15 | Real Betis Balompie | 6 | 1 | 10 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 6 | 0 | 10 | |
17 | KAA Gent | 6 | 0 | 9 | |
18 | FC Kopenhagen | 6 | -1 | 8 | |
19 | Vikingur Reykjavik | 6 | -1 | 8 | |
20 | FK Borac Banja Luka | 6 | -3 | 8 | |
21 | NK Celje | 6 | 0 | 7 | |
22 | AC Omonia Nicosia | 6 | 0 | 7 | |
23 | Molde FK | 6 | -1 | 7 | |
24 | FK Tsc Backa Topola | 6 | -3 | 7 | |
25 | Heart of Midlothian FC | 6 | -3 | 7 | |
26 | Istanbul Basaksehir FK | 6 | -3 | 6 | |
27 | FK Jungbunzlau | 6 | -3 | 6 | |
28 | FC Astana | 6 | -4 | 5 | |
29 | FC St. Gallen | 6 | -8 | 5 | |
30 | HJK Helsinki | 6 | -6 | 4 | |
31 | FC Noah | 6 | -10 | 4 | |
32 | The New Saints FC | 6 | -5 | 3 | |
33 | Dinamo Minsk | 6 | -9 | 3 | |
34 | Larne FC | 6 | -9 | 3 | |
35 | LASK Linz | 6 | -10 | 3 | |
36 | Petrocub Hincesti | 6 | -9 | 2 |