TV-Kommentatoren mussten über eine Stunde überbrücken
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Der Torfall von Madrid:TV-Kommentatoren mussten über eine Stunde überbrücken

Vor 25 Jahren in Madrid
Als die Polizei ein Fussball-Tor ins Stadion eskortierte

Kein Scherz! Am 1. April 1998 fiel das erste Tor schon vor Anpfiff und sorgte für einen der denkwürdigsten Abende in der Fussball-Geschichte.
Publiziert: 01.04.2023 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 12:05 Uhr
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Ungünstiger Zeitpunkt: Die Spieler von Real Madrid und Borussia Dortmund waren schon auf dem Platz, als eines der beiden Tore zusammenbrach.
Foto: Bongarts/Getty Images

Wenn fast 13 Millionen TV-Zuschauer vor dem Anpfiff einschalten und das Fussballspiel anschliessend bloss sechs Millionen verfolgen, dann muss etwas Geschichtsträchtiges passiert sein. Und genau das war der Fall am 1. April 1998 im legendären Estadio Santiago Bernabéu. Diesen Tag werde er sein «Leben lang nicht mehr vergessen», sagte Stéphane Chapuisat 2013 im SonntagsBlick. Der ehemalige Schweizer Starstürmer stand vor 25 Jahren auf dem Rasen, als es zum legendären Torfall von Madrid kam.

Das erste Tor fiel um 20.43 Uhr

Der 1. April 1998 war ein Mittwoch. Damals duellierten sich im Halbfinal-Hinspiel der Champions League Real Madrid und Titelverteidiger Borussia Dortmund (mit Chapuisat) vor 85'000 Fans. Zu jener Zeit gabs noch keinen VAR. Und offensichtlich auch kein brauchbares Ersatztor in unmittelbarer Nähe. Aber bereits heissblütige Anhänger. Real-Fans tobten und zehrten am Schutzzaun, der hinter einem der beiden Tore stand. Das Gitter fiel um – das Tor, das am Zaun befestigt war, natürlich auch und ging in die Brüche. Jetzt hatten die Verantwortlichen ein Problem. Und ordentlich Druck. Es war 20.43 Uhr. Der Match sollte um 20.45 Uhr beginnen.

Schiedsrichter Mario van der Ende schickte die Spieler zurück in die Kabinen. Chapuisat: «Wir mussten in der Garderobe schmunzeln. Doch mit der Zeit verging uns das Lachen. Zuerst hiess es, in 15 Minuten ginge es los, dann in 20, dann in 30 und immer weiter. So etwas habe ich vorher und nachher nie erlebt.» Auf dem Platz herrschte Ratlosigkeit. Bis endlich jemand ein Ersatztor vom Real-Trainingsgelände herbrachte. Weil die Zeit drängte, gings mit polizeilicher Blaulicht-Eskorte zurück ins Bernabéu. Mit 76-minütiger Verspätung pfiff van der Ende die Partie an. Dank Toren von Fernando Morientes und Christian Karembeu gewann Madrid 2:0.

Ein Tor war zu klein

Die unterlegenen Dortmunder (sie schieden später nach dem torlosen Rückspiel aus) wollten sich mit der Niederlage nicht abfinden. Der damalige Mediendirektor Josef Schneck und BVB-Organisationsleiter Christian Hockenjos gingen, ausgestattet mit einem ausgeliehenen Massband, noch in der Nacht zurück ins Bernabéu. «Wir haben uns als Uefa-Mitarbeiter ausgegeben und gesagt, wir müssten die Masse der Tore ausmessen. Das neue Tor hatte die richtigen Masse. Kurioserweise aber war das andere nicht hoch genug. Das hat aber logischerweise keinen interessiert», so Schneck 2018 zur DPA. Real erzielte in beiden Hälften je einen Treffer.

Zum legendären 1. April 1998 trugen im deutschsprachigen TV-Raum auch Günther Jauch (Moderator) und Marcel Reif (Kommentator) bei. «Es war ein Abend der Anarchie. Champions-League-Spiele sind bis auf die letzte Sekunde durchgeplant, solch ein Chaos schien schlicht nicht möglich. Und auch für den Sender war die Situation sehr unappetitlich. Es wusste beispielsweise niemand, ob Werbung gezeigt werden darf», verriet Reif 2008 gegenüber der «Welt». Deswegen blieb RTL ununterbrochen auf Sendung. Jauch und Reif lieferten während der Überbrückung Sprüche für die Ewigkeit. «Für alle, die nicht rechtzeitig eingeschaltet haben – das erste Tor ist schon gefallen», spasste Jauch. «Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gutgetan», witzelte Reif. Das Duo erhielt 1998 für diese Spontan-Darbietung den Bayerischen Fernsehpreis. (yap)

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