Vor einem Jahr. Kaum ist die Auslosung für die Champions-League-Gruppenphase über die Bühne, entbrennt die Polemik. Liverpool und Roter Stern Belgrad werden in dieselbe Gruppe gelost. Was bedeutet: Xherdan Shaqiri, der die Serben aus ihrer Sicht mit seinem Doppeladler-Jubel nach dem 2:1-Siegtreffer an der WM in Russland beleidigt hat, soll im Marakana auflaufen.
Oder besser doch nicht? Am weitesten geht Terzic, Geschäftsführer und oberster Sportchef des serbischen Traditionsklubs. Schon Anfang September sagt er, dass er sich nicht vorstellen könne, dass jemals ein albanisch-stämmiger Spieler für Roter Stern spiele. «Ich denke, Shaqiri wird unter unglaublichem psychologischem Druck stehen, weil er weiss, woher er kommt. Er weiss, dass Roter Stern ein Symbol Serbiens ist und dass er im Schlund des Marakana spielen wird.» Sollte er doch auflaufen, würde er kleiner sein als Mohnsamen, so Terzic weiter. Dann krebst Terzic ein wenig zurück: «Roter Stern muss alles versuchen, um Shaqiri das Gefühl zu geben, dass er wegen des Fussballs gekommen ist. Es ist unsere Pflicht ihn vor unvorhersehbaren Situationen zu schützen. Also lasst uns gute Gastgeber sein!»
«Er wollte Provokationen verhindern»
Shaqiri selbst lässt kurz darauf verlauten, vor niemandem Angst zu haben. Dennoch kursieren erste Gerüchte, dass er auf die Reise nach Belgrad verzichten werde. Sofort schlagen dieselben serbischen Zeitungen zu, die zuvor Shaqiri aufgefordert hatten, nicht mitzureisen: «Der Albaner hat die Hosen voll», titelt eine.
Kurz vor dem Spiel entscheidet Jürgen Klopp: Xherdan fliegt nicht mit. Um ihn vor den Anfeindungen zu beschützen. «Wir haben die Spekulationen gelesen und gehört, was für einen Empfang Shaqiri bekommen könnte», so Klopp. Anderntags schiebt der Deutsche nach, was Realität ist: «Politik beeinflusst das Leben immer, zumindest auf dem Planeten, auf dem ich lebe.»
Und Terzic, der Scharfmacher? Wie sah er das Fehlen Shaqiris im Nachhinein? Blic-Journalist Darko Nikolic: «Terzic erklärte, dass es zu grossen Spannungen hätte kommen können, wäre Shaqiri aufgelaufen. Solche nationalistischen Probleme könnten schnell ausarten. Eine kleine Provokation vor 50'000 Fans reiche da. Er habe das verhindern wollen.»
7 Monate im Gefängnis
Terzic selber ist kein Kind von Traurigkeit. Er spielte selber Fussball auf Profi-Ebene, vor allem bei OFK Belgrad. Drei Jahre lang war er Verbandspräsident von Serbien und Montenegro und nach Auflösung des Staatenbundes von Serbien. Von diesem Amt trat er aufgrund eines Haftbefehls und Druck der Öffentlichkeit zurück. Vorwurf: Amtsmissbrauch. Er soll beim Transfer von Vanja Grubac zum HSV 500 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt haben.
2008 wird er in Montenegro verhaftet, unter dubiosen Umständen aber wieder freigelassen. Als neue Veruntreuungs-Anschuldigungen auftauchen, unter anderem im Fall des Wechsels von Branislav Ivanovic zu Lok Moskau, wird Terzic international gesucht. 2010 stellt er sich der serbischen Polizei. Nach eigenen Angaben, um seine Unschuld zu beweisen, da ihm 12 Jahre Haft drohten. Nach sieben Monaten Haft wird er gegen eine Kaution von einer Million Euro freigelassen. Das Verfahren wird schliesslich aus Mangel an Beweisen eingestellt – kein einziger der vorgeladenen Zeugen, vor allem Spieler, vor Gericht aussagte.
Terzic wird wieder Präsident von OFK Belgrad. Seit 2014 ist er CEO von Roter Stern. Doch auch da sorgt er weiter munter für Skandale. So wird er im Oktober 2014 für sechs Monate gesperrt, weil er einen Schiedsrichter angegriffen hat. 2015 tritt er zurück (kehrt aber kurz darauf zurück). Es gibt Gerüchte über Einschüchterungsversuche von Spielern in deren Garderobe. Im Spiel OFK Belgrad gegen Roter Stern führt das Heimteam zur Pause 2:0. Dann sollen dubiose Typen in der Kabine von OFK aufgetaucht sein. In der zweiten Halbzeit schiesst Roter Stern sechs Tore…
Keine «Problemspieler» bei YB
Zurück zum Spiel vom Mittwoch. Selbstverständlich hat das serbische Boulevard-Blatt «Blic» gleich recherchiert, ob bei YB Spieler mit albanischem Hintergrund im Kader stünden. Man sei dann über einen Namen gestolpert: Taulant Seferi. Nikolic: «Aber zum Glück ist der an Xamax ausgeliehen…» So habe YB keinen «Problemspieler» im Kader. Das wird auch Terzic gemerkt haben.
Übrigens: Roter Stern gewann sensationell 2:0 gegen Liverpool ohne Shaqiri.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Liverpool FC | 6 | 12 | 18 | |
2 | FC Barcelona | 6 | 14 | 15 | |
3 | Arsenal FC | 6 | 9 | 13 | |
4 | Bayer Leverkusen | 6 | 7 | 13 | |
5 | Aston Villa | 6 | 6 | 13 | |
6 | Inter Mailand | 6 | 6 | 13 | |
7 | Stade Brestois 29 | 6 | 4 | 13 | |
8 | OSC Lille | 6 | 3 | 13 | |
9 | Borussia Dortmund | 6 | 9 | 12 | |
10 | Bayern München | 6 | 9 | 12 | |
11 | Atlético Madrid | 6 | 4 | 12 | |
12 | AC Mailand | 6 | 3 | 12 | |
13 | Atalanta BC | 6 | 9 | 11 | |
14 | Juventus Turin | 6 | 4 | 11 | |
15 | SL Benfica | 6 | 3 | 10 | |
16 | AS Monaco | 6 | 2 | 10 | |
17 | Sporting Lissabon | 6 | 2 | 10 | |
18 | Feyenoord Rotterdam | 6 | -1 | 10 | |
19 | FC Brügge | 6 | -2 | 10 | |
20 | Real Madrid | 6 | 1 | 9 | |
21 | Celtic Glasgow | 6 | 0 | 9 | |
22 | Manchester City | 6 | 4 | 8 | |
23 | PSV Eindhoven | 6 | 2 | 8 | |
24 | GNK Dinamo Zagreb | 6 | -5 | 8 | |
25 | Paris Saint-Germain | 6 | 0 | 7 | |
26 | VfB Stuttgart | 6 | -3 | 7 | |
27 | FC Shakhtar Donetsk | 6 | -8 | 4 | |
28 | Sparta Prag | 6 | -11 | 4 | |
29 | SK Sturm Graz | 6 | -5 | 3 | |
30 | FC Girona | 6 | -6 | 3 | |
31 | FK Crvena Zvezda Belgrade | 6 | -9 | 3 | |
32 | FC Salzburg | 6 | -15 | 3 | |
33 | Bologna FC | 6 | -6 | 2 | |
34 | RB Leipzig | 6 | -7 | 0 | |
35 | SK Slovan Bratislava | 6 | -16 | 0 | |
36 | BSC Young Boys | 6 | -19 | 0 |