Jetzt mischt auch Recep Erdogan mit
1:57
Meier über Rassismus-Skandal:«Es geht nicht, dass Basaksehir den Platz verlässt»

«Den Platz verlassen, geht gar nicht»
So verwirrend reagiert Urs Meier auf den Paris-Eklat

Das Spiel zwischen Paris und Basaksehir endet mit einem Abbruch mit Folgen. Es soll zu einer rassistischen Äusserung gekommen sein. Die Türken weigerten sich weiterzuspielen.
Publiziert: 09.12.2020 um 07:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 15:16 Uhr
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Pierre Webo (zweiter von links) diskutiert heftig mit den Offiziellen. Er soll als Neger beleidigt worden sein.
Foto: DUKAS

Warum es zum Spielabbruch im Pariser Prinzenpark kam? Angeblich soll es eine rassistische Beleidigung gegeben haben. Beim Spiel zwischen PSG und Istanbul Basaksehir, dem Lieblingsklub von Türkei-Oberhaupt Recep Erdogan, steht es in Minute 13 noch 0:0, als PSG-Profi Kimpembe Istanbuls Gulbrandsen hart umgrätscht. Lautstarke Proteste der Türken-Bank folgen. Allen voran Istanbuls Co-Trainer Pierre Webo. Der 38-jährige Kameruner war früher selber Spieler, stürmte unter anderem für Osasuna und Mallorca in Spanien.

Nicht der erste dunkle Moment in seiner Karriere
1:03
Rassismus-Eklat in Paris:Spieler von PSG und Basaksehir verlassen den Platz

Schiri Ovidiu Hategan (40) zückt die Rote Karte gegen Webo, der Vierte Offizielle an der Seitenlinie, der Rumäne Sebastian Coltescu, soll seinen Chef darauf aufmerksam gemacht haben und dabei das Wort «Neger» benutzt haben. Es gibt wilde Vorwürfe. Minutenlang wird diskutiert, auch die Uefa-Offiziellen kommen von der Tribüne an den Spielfeldrand. Dann verlassen die Spieler beider Mannschaften geschlossen das Feld. Und die Türken wollen dahin auch nicht mehr zurückkommen. Spielabbruch!

Hitzige Diskussion bei TV-Sender «blue»

Nach dem Spiel gibt der Skandal natürlich auch bei den Experten von «blue» zu Reden. Urs Meier, jahrelanger Schweizer Spitzenschiri, nimmt das rumänische Gespann in Schutz: «Es gibt einen kleinen Unterschied, ob man ‹Negro› sagt, oder wie die Rumänen sagen ‹negru›. Denn ‹negru› würde übersetzt ‹schwarz› bedeuten, also der schwarze Spieler.» Woraufhin Moderator Roman Kilchsperger Meier unterbricht und meint, das beides nicht angebracht sei. Doch Meier findet, so ein Vorfall könne passieren – und legt nach: «Dass die türkische Mannschaft das Feld verlässt, geht gar nicht» (Video oben). Auch Ex-Trainer Rolf Fringer, der ebenfalls in der Runde sitzt, sieht es ähnlich wie Meier: «Vielleicht war es nur ein Missverständnis und der vierte Offizielle hat es gar nicht so gemeint. Dann ist der Rückzug eine harte Massnahme.» Beide Aussagen sind verwirrend, weil der eigentliche Auslöser, die mögliche rassistische Beleidigung des Co-Trainers, damit relativiert wird. Und der Abgang der Türken in den Vordergrund geschoben wird.

«Vielleicht war es nur ein Missverständnis»
1:08
Fringer über Rassismus-Skandal:«Vielleicht war es nur ein Missverständnis»

Mbappé zeigt sich solidarisch

Die Uefa hat die Partie inzwischen auf den Mittwoch (18.55 Uhr) verschoben. Dann werden die verbleibenden Spielminuten nachgeholt mit neuer Schiri-Crew. PSG-Star Kylian Mbappé (21) zeigt sich solidarisch mit Webo, twittert nach dem Eklat: «Sagt nein zum Rassismus. Webo, wir sind auf deiner Seite.»

Inzwischen hat sich auch Recep Erdogan (66) eingemischt. Es liest sich fast zynisch von einem, der gegen Homosexuelle hetzt und knallhart gegen Oppositionelle im eigenen Land vorgeht, sie jagt und einsperrt. Er schreibt auf Twitter: «Ich verurteile nachdrücklich die rassistischen Äusserungen gegen Pierre Webo, einen Mitarbeiter des Trainer-Teams von Basaksehir, und ich glaube, dass die Uefa die notwendigen Schritte unternehmen wird. Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen.»

Neuer Schiri kommt aus Holland

Klar ist, die Uefa, die den Kampf gegen Rassismus gross auf ihre Fahnen schreibt, wird den Fall untersuchen müssen. Neuer Schiedsrichter der Partie am Mittwoch ist nun der Holländer Danny Makkelie (37).

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