«Dass diskutiert wird, ist richtig und wichtig»
2:25
Kaenzig zu Frauen im Fussball:«Dass diskutiert wird, ist richtig und wichtig»

Marina Granovskaia, die Eiserne Lady
Diese Frau steckt hinter dem grossen Chelsea-Triumph

Marina Granovskaia (46) scheut die grosse Bühne, und doch ist sie als Direktorin beim FC Chelsea die entscheidende Macht und damit ganz essenziell für den jüngsten Erfolg in der Champions League
Publiziert: 30.05.2021 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2021 um 15:49 Uhr
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Marina Granovskaia, die Frau hinter dem Chelsea-Erfolg.
Foto: imago images/PRiME Media Images
Nicolas Ledergerber

Die ganze Fussball-Welt spricht von Thomas Tuchel. Der deutsche Trainer-Fuchs, der den FC Chelsea zum Triumph in der Champions League geführt hat. Der akribische Arbeiter, der Pep Guardiola ausgecoacht hat. Der tüchtige Starrkopf, der nach der Entlassung bei PSG im Dezember jetzt ganz oben angekommen ist.

Klar, der Anteil Tuchels am Grosserfolg ist offensichtlich. Doch im Hintergrund wirkt bei Chelsea seit Jahren eine Frau, die den Grundstein für den Aufstieg schon lange gelegt hat: Marina Granovskaia. Sie gilt als die mächtigste Frau im Weltfussball, ist eine enge Vertraute von Roman Abramowitsch, dem russischen Oligarchen, der 2003 bei den Blues einstieg und seither Milliarden investierte.

Mega-Deal mit Nike

Wer ist Granovskaia? Und was macht sie so besonders? Die 46-Jährige arbeitet seit nunmehr fast 25 Jahren für Abramowitsch. Ihr Fremdsprachen-Studium an der Moskauer Universität schloss sie 1997 ab, dann begann sie als persönliche Assistentin des Milliardärs und ist heute seine Beraterin und Schatzmeisterin über sein Vermögen.

Als Abramowitsch 2003 den FC Chelsea für 210 Millionen Euro kauft, nimmt er Granovskaia gleich mit nach London. Seit 2013 ist sie Direktorin im Klub und kümmert sich um die ganz wichtigen Deals. Sie fädelte unter anderem den Ausrüster-Wechsel zu Nike ein, der dem West-Londoner Klub über 15 Jahre insgesamt fast eine Milliarde Euro beschert.

Havertz-Preis um Fünftel gedrückt

Granovskaia ist die, die im Hintergrund die Strippen zieht. Sie wickelt Transfers ab – Havertz, Werner, Chilwell oder Thiago Silva gehen auf ihre Rechnung. In Verhandlungen mit Beratern und/oder Spielern lässt sie ihre Gegenüber wie Handpuppen aussehen, heisst es. Ihr Übername: die Eiserne Lady, in Anlehnung an die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher.

So soll sie etwa beim Havertz-Deal den Preis von geforderten 100 Millionen Euro auf 80 Millionen gedrückt haben. Erst durch Boni könnte die Summe auf 100 Millionen anwachsen. Und: Granovskaia hat Klub-Legende Frank Lampard als Trainer abgesägt.

«Einer der schwierigsten Jobs im Weltfussball»

Ilja Kaenzig, CEO bei Bundesliga-Aufsteiger Bochum, kennt Granovskaia persönlich. Er sagt im Blick Kick: «Da gehts nicht nur um Fussball. Du musst so viele Stakeholder zufrieden stellen, zudem hast du Abramowitsch im Rücken. Und sie kann das alles managen. Sie macht das hervorragend. Sie hat einen der schwierigsten Jobs im Weltfussball!»

Eine interne Quelle sagte kürzlich gegenüber dem «Evening Standard»: «Sie hat bei Chelsea die Macht. Abramowitsch vertraut ihr total. Sie hat kein Interesse daran, ein Star zu sein. Trotzdem gibts keine Zweifel, wer das Sagen hat und wer die Richtung vorgibt.» Nämlich Granovskaia.

Nächster Job Tuchel-Verlängerung?

Klub-Legende Petr Cech über die Russin: «In diesem Klub gibt es nur eine Person, die dafür sorgt, dass Dinge über die Bühne gehen, und das ist natürlich Marina.»

So auch die Vertragsverlängerung mit Trainer Tuchel, die nach dem Triumph in der Champions League mehr als nur im Raum steht. Noch läuft das Arbeitspapier des Deutschen «nur» bis nächsten Sommer. Aber Granovskaia wird auch dafür eine Lösung finden.

Frauen im Männerfussball – noch eine Rarität

Noch immer sind nur ganz wenige Frauen in Funktionspositionen des Fussballs. Aktuell sorgt die deutsche Ex-Nationalspielerin Katja Kraus in Deutschland für Schlagzeilen. Denn die 50-Jährige wird als Nachfolgerin von Fritz Keller als DFB-Präsidentin gehandelt. Gleichzeitig macht sich das ehemalige Vorstandsmitglied des HSV stark für eine Frauenquote im Fussball.

Zuletzt ist das Engagement von Inka Grings im Männerfussball gescheitert. Die heutige Trainerin der FCZ-Frauen war von April 2019 bis Juni 2020 Cheftrainerin von Regionalliga-Klub SV Straelen. Nun coacht sie die FCZ-Frauen. Einem Klub, bei dem auch der Posten bei den Männern frei wäre …

Bochum-CEO Ilja Kaenzig im Blick Kick: «Die Diskussion um Frauen im Männerfussball kommt grundsätzlich auf. Es ist auch an der Zeit. Dass darüber diskutiert, ist richtig und wichtig. Das kommt jetzt mit aller Macht. Die Klubs müssen sich entsprechend aufstellen.» (leo)

Noch immer sind nur ganz wenige Frauen in Funktionspositionen des Fussballs. Aktuell sorgt die deutsche Ex-Nationalspielerin Katja Kraus in Deutschland für Schlagzeilen. Denn die 50-Jährige wird als Nachfolgerin von Fritz Keller als DFB-Präsidentin gehandelt. Gleichzeitig macht sich das ehemalige Vorstandsmitglied des HSV stark für eine Frauenquote im Fussball.

Zuletzt ist das Engagement von Inka Grings im Männerfussball gescheitert. Die heutige Trainerin der FCZ-Frauen war von April 2019 bis Juni 2020 Cheftrainerin von Regionalliga-Klub SV Straelen. Nun coacht sie die FCZ-Frauen. Einem Klub, bei dem auch der Posten bei den Männern frei wäre …

Bochum-CEO Ilja Kaenzig im Blick Kick: «Die Diskussion um Frauen im Männerfussball kommt grundsätzlich auf. Es ist auch an der Zeit. Dass darüber diskutiert, ist richtig und wichtig. Das kommt jetzt mit aller Macht. Die Klubs müssen sich entsprechend aufstellen.» (leo)

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