Das Derby zwischen Partizan Belgrad und Roter Stern gilt als eines der heissesten der Welt. Doch vor allem ist es wohl dasjenige, in welchem am meisten Gewalt im Spiel ist. Noch vor dem Superclasico in Buenos Aires zwischen Boca Juniors und River Plate und dem Istanbuler Derby zwischen Fenerbahce und Galatasaray.
Es gab im «Ewigen Derby» auch schon Tote und einen Abbruch nach vier Minuten, weil sich die Fanlager schon vor dem Spiel derart bekriegten, dass das Stadion zuerst einem Schlachtfeld und später dann einer Ruine glich.
Klar: Die Fans von Partizan gelten als die «böseren». Das zeigt ihr ellenlanges Sündenregister. Was diejenigen von Roter Stern nicht zu Unschuldslämmern macht. Im Gegenteil! Die «Delije», Helden, wie die Ultras genannt werden, gelten als enorm heissblütig. Und von der serbischen Boulevardpresse wurden sie noch zusätzlich angestachelt mit Fake-Stories, dass Belgrad-Fans, die sich im Stade des Suisse ausserhalb des Gästesektors aufhielten, rausgeschmissen würden.
Dass es ein «Skandal» sei, das YB dem grossen Klub Roter Stern nur 2000 Tickets zur Verfügung stelle. Und dass albanische Extremisten, von denen es in Bern viele gebe, während des Spiels versuchen würden zu provozieren.
Es herrscht höchste Sicherheitsstufe
Die Berner Polizei wird also heute und morgen äusserst wachsam sein müssen. Das Spiel ist denn auch durch den Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause als «rot» eingestuft – höchste Sicherheitsstufe. Nause erwartet, dass viele serbische Fans auch ohne Tickets nach Bern reisen werden. Man werde ein grosses Polizeiaufgebot im Einsatz haben, betont er.
Und man sei entsprechend vorbereitet, habe auch den Kontakt zu serbischen Behörden gesucht. Fanmärsche wurden untersagt. Dennoch dürften die Belgrader einen solchen zum Stadion zu unternehmen versuchen. Wie sie dies letztes Jahr in den Playoffs in Salzburg auch taten. Im Internet kursieren eindrückliche Videos von diesem Gang.
Während des Spiels benahmen sich die Gästefans damals auch so ziemlich daneben. Und nach der Qualifikation der Serben für die Gruppenphase stürmten sie den Platz. Das brachte Roter Stern zwei Auswärtsspiele ohne eigene Fans ein. Bei PSG und Liverpool. Gegen Salzburg hatten sie nämlich eben ein Geisterspiel im Marakana abgesessen gehabt.
2018 begrabschten Dinamo-Fans Berner Schwimmerinnen
Was man in Bern jedenfalls nicht mehr will, sind Szenen wie letztes Jahr, als Dinamo-Zagreb-Fans Schwimmerinnen in der Aare begrabschten und am Fanmarsch Nazi-Parolen skandierten. Oder wie 2004, als beim letzten Besuch von Roter Stern für ein Spiel gegen YB einige ihrer «Fans» ein Imbisslokal auseinandernahmen, Passanten wahllos angriffen und Petarden sowie Flaschen in die Menge warfen. Das war allerdings vor dem Zürcher Hardturm, weil das Spiel wegen des Baus des Stade de Suisse dort ausgetragen wurde.
Ungeachtet all dessen sagte Roter-Stern-Trainer Vladan Milojevic am Dienstag auf die Frage, ob er auf die Fans einwirken könne, um allfällige Ausschreitungen zu vermeiden:
«Ich weiss nicht, warum dieses Thema so hochgeschaukelt wird. Ich weiss nicht, wie sehr sich der Schweizer Journalist bewusst ist, dass Roter Stern eine der besten Unterstützungen in der letzten Champions-League-Saison hatte und dass unsere Fans sich auf irgendeine Weise den ersten Platz erobert haben, was das Anfeuern angeht. Es gab überhaupt keine negativen Vorfälle und es wird sie auch nicht geben. Die Gastgeber können beruhigt sein. Wir haben eine grosse Anzahl hingebungsvoller Fans. Und ich bin überzeugt, dass sie die Sieger auf den Rängen sein werden. Es wird langsam geschmacklos, dass immer wieder die Geschichte von den Serben und einem gewissen Benehmen hochgeschaukelt wird. Wir haben andere Länder gesehen, deren Fans schlimmer sind. Ich will über Fussball sprechen und nicht über solche Dinge.»
So kann man das auch sehen. Wir sind gespannt.