Die Highlights von Harald Schmidt bei Teleclub
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CL-Halbfinal mit Entertainer:Die Highlights von Harald Schmidt bei Teleclub

Harald Schmidt über das runde Leder
«Als Kind wurde ich im Fussball nie gewählt»

Mit der «Harald Schmidt Show» hamsterte er Preise. Heute tritt Schmidt (61) 
im TV nur noch in der 
Serie «Traumschiff» 
regelmässig auf. 
Ein Gespräch über die Schweiz, Fussball und Schweizer Fussballer.
Publiziert: 31.05.2019 um 12:47 Uhr
|
Aktualisiert: 31.05.2019 um 13:31 Uhr
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Früher hamsterte er mit seiner «Harald Schmidt Show» Preise, heute sieht man Harald Schmidt regelmässig auf dem «Traumschiff».
Foto: Sven Thomann
Sebastian Rieder

Braun gebrannt und in gehobener Stimmung schlendert Harald Schmidt im Schneckengang durch das Labyrinth beim TV-Sender Teleclub in Volketswil ZH. Im Champions-League-Studio erklärt der 61-Jährige die Parallelen zwischen ihm und Lionel Messi. «Meistens spaziert Messi während eines Spiels ziemlich desinteressiert über den Platz, aber dann: Zack, wenns darauf ankommt, ist er da – so wie ich.» Harald Schmidt analysierte die beiden Halbfinal-Kracher Liverpool – Barcelona (4:0) und Tottenham – Ajax (3:2). «Beide Spiele waren fantastisch. Es gibt keine Sparte in der Unterhaltung, die so ein Spektakel bietet.»

BLICK: Harald Schmidt, Sie kommen gerade von der ZDF-Serie «Das Traumschiff». Wie schaffen Sie den Rollenwechsel in die Traumfabrik Champions League?
Harald Schmidt:
Das ist kein Problem für mich. Das TV-Studio war ja lange mein Zuhause. Und auf dem Schiff kann ich mich neben den Dreharbeiten übers Internet informieren und die Spiele auch in Echtzeit verfolgen.

Was sagen Sie zur englischen Paarung Liverpool – Tottenham im Final der Champions League?
Sportlich reizvoll. Vor allem aber hoffe ich, dass die Ehefrau des FC-Liverpool-Besitzers häufig im Bild ist (er meint Linda Pizzuti, Anm. d. Red.).

Wie sehr bedauern Sie, dass es Ajax nicht geschafft hat?
Ich bedaure hauptsächlich, dass ich bei der Fussball-Übertragung im Studio Pascal Zuberbühler dauernd mit Patrick angeredet habe. Offenbar bin ich schon zu verkalkt, um mir Namen richtig zu merken. Sorry, Zubi!

Sehen Sie sich selbst als Experten oder als Fan?
Als Fan, ganz klar. Die Experten sitzen ja im Studio neben mir. Für mich war das sehr interessant, zusammen mit Marcel Reif, Urs Meier, Pascal Zuberbühler und Rolf Fringer die Spiele zu begleiten. Ungewohnt war nur, dass die Champions-League-Sendung auf Schweizerdeutsch geführt wurde. Das führte teilweise zu innerlichen Irritationen.

Ein schwieriger Dialekt?
Nein, ich verstehe Schweizerdeutsch, aber bei gewissen Ausdrücken muss ich manchmal etwas länger überlegen. Holländisch finde ich schwieriger, aber auch amüsant. Am liebsten wäre mir, wenn sich ein Holländer wie Louis van Gaal und ein Schweizer Trainer auf Deutsch unterhalten würden.

Als gebürtiger Schwabe, wie stark ist Ihr Bezug zur Schweiz?
Sehr gross. Ich war früher als Kind mit meinen Eltern jeden Sommer in der Schweiz. Wir haben dort in einem Bauernhaus unterhalb des Gonzen Urlaub gemacht. Und wir haben heute noch Kontakt zur Familie, die dort wohnt. Aber wenn ich das erzähle, sind viele überrascht. Weil man in der Schweiz Sargans nur als Kreuzung kennt. Entweder in Richtung Bodensee oder Zürich, wenn man von Graubünden kommt. Ich war in den letzten fünf Jahrzehnten drei bis vier Mal pro Jahr in der Schweiz. Wir sind damals auch mit dem Halbtax-Abo überall rumgefahren. Natürlich auch mit dem Postauto.

Bis zum Matterhorn?
Nein, das haben wir nicht geschafft. Das war damals zu kompliziert. Wir hatten ja auch kein Auto. Aber Eiger, Mönch und Jungfrau haben wir mehrmals abgeklappert und natürlich all die schönen Orte im Bündnerland. Bernina, Puschlav und St. Moritz, aber auch den Walensee. Welcher deutsche Tourist hat schon im Walensee gebadet?

Geschweige denn, welcher Schweizer. Wir fahren da doch auch nur vorbei. Wie sieht es bei Ihnen mit dem Schweizer Fussball aus?
Die Schweizer Liga verfolge ich nicht, aber wir haben natürlich viele Profis in der Bundesliga. Die Schweizer Kicker sind sehr populär, wie Roman Bürki und Yann Sommer. Früher Alain Sutter, Stéphane Chapuisat, Ciriaco Sforza. Solche Figuren fallen mir auf.

Erstaunt es Sie, dass so viele Fussballer aus der kleinen Schweiz in Deutschland spielen?
Nein, das ist für mich nur eine Frage der Ausbildung. Und die besten Spieler schaffen es dann eben in die Bundesliga. Mit der Grösse des Landes hat das nicht viel zu tun. Es gibt ja auch einen Roger Federer.

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Was löst Federer bei Ihnen aus, wenn Sie ihn spielen sehen?
Ich schaue zwar nicht oft Tennis, aber ich finde Federer als Gesamterscheinung einfach fantastisch – auch ausserhalb des Platzes. So eine Perfektion kann man eigentlich gar nicht haben. Es gab mal ein Interview in der «Frankfurter Allgemeinen» mit der deutschen Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter über Federer. Das war eine Liebeserklärung. Sensationell. Auch wie sie bis ins Detail die Bewegungsabläufe beschrieb. Und ich glaube, dass Menschen, die Weltklasse sind, sich gegenseitig erkennen und wiederfinden.

Wenn wir die Ästhetik von Federer auf den Fussball übertragen, was erkennen Sie da?
Der Fussball ist extrem ästhetisch. Der Wahnsinn ist ja, wie rasend schnell der Fussball geworden ist. Wie technisch perfekt. Im Vergleich zu früher sind das Welten. Zu meiner Zeit hat man den Fuss noch auf den Ball gestellt. Wenn ich zum Beispiel den WM-Halbfinal 1970 in Mexiko gegen Italien vergleiche, als Karl-Heinz Schnellinger in letzter Sekunde den Ausgleich schiesst. Da ist ein riesiger Abstand zu heute. Die Ballsicherheit heute ist irrsinnig. Der Sprung von der Jugend zu Profis ein Wahnsinn.

Gibt es etwas, das Sie bedauern in der Entwicklung des Fussballs?
Nein, überhaupt nicht. Ich jammere auch nicht, dass das böse Geld den Fussball kaputt macht. Tut es für mich nicht. Wenn Gianni Infantino Stress hat mit unserem DFB-Präsidenten, dann ist das dem Fan komplett wurst. Dem Fan ist auch egal, ob ein Spieler Steuerprobleme hat, solange es ein Top-Spieler ist, der für den Verein wichtig ist. Ich habe mich auch da an die hohen Summen gewöhnt.

Diese enorme Preisspirale stört Sie nicht?
Ich sehe das marktwirtschaftlich. Cristiano Ronaldo zum Beispiel ist für mich jeden Cent wert. Man muss ja auch verstehen, welche Bedeutung so ein Spieler hat und welche Einnahmen er bringt. Auf meinen Reisen sehe ich seine Plakate überall. Aber klar, es ist schon verrückt, wie sich das im Fussball entwickelt hat. 1973 hat Barça für Johan Cruyff zwei Millionen an Ajax überwiesen. Heute kostet schon ein vierjähriger Bulgare so viel. Aber das finde ich okay.

So gesehen finden Sie auch die VIP-Logen im Stadion nicht stossend?
Eigentlich sitze ich nicht direkt in der VIP-Lounge, weil ich dann gar nicht auf die Tribüne rauskomme. Da bleibst du kleben. Es gibt super Essen. Ich treffe Leute, die ich interessant finde. Und ich sehe das Ganze noch auf einem super Bildschirm. Da schaffe ich es gar nicht mehr raus. Die VIP-Lounge hält mich davon ab, das Spiel zu schauen.

Als Mitglied von Bayern und Stuttgart – machen Sie da emotional Himmel und Hölle durch?
Nein, überhaupt nicht. Der VfB ist für mich ein Rätsel – seit Jahrzehnten. Ich verstehe nicht, warum das nichts wird. So eine reiche Stadt, mit sehr treuen Fans, mit einem tollen Stadion. Ich würde ein Praktikum bei Ajax empfehlen. Da gibt es einfach Leute, die etwas von Fussball verstehen. Es gibt ja in Deutschland, etwa mit Eintracht Frankfurt, auch Vereine, die mit finanziell relativ bescheidenen Mitteln gute Erfolge haben.

Und die Bayern?
Wenn man das grosse Bild sieht, sind die Bayern international vorne mit dabei. Abgesehen von einem Hänger, der seit drei Jahren anhält, sehe ich die Bayern trotzdem auf einer Stufe mit Barcelona, Manchester oder Liverpool.

Es braucht dennoch eine Zäsur.
Das kommt jetzt zwangsläufig mit dem Ende von Ribéry und Robben. Ich frage mich aber auch, was mit Thomas Müller passiert. Oder mit dem vor sich hinreifenden Mats Hummels, oder auch Jérôme Boateng.

Jogi Löw hat gleich alle drei aus dem Nationalteam gestrichen. Richtig oder falsch?
Ich glaube, dass der Schnitt richtig war. Der Stil war etwas überraschend. Die Art und Weise war wohl das Ergebnis des medialen Wahnsinns. Wer rennt als Erster und sagt: «Ich wars.» Es geht um die Deutungshoheit. Unsere geliebte Nationalmannschaft braucht jetzt auch wieder ein paar Erfolge. Aber eigentlich interessiert mich das gar nicht so.

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Sie interessiert die deutsche Nationalmannschaft nicht?
Ich finde Nationalmannschaften langweilig. Warum sollte mich ein Team interessieren, nur weil einer einen bestimmten Pass hat? Wo sehe ich mit der Nationalmannschaft ein Spiel wie Liverpool gegen Barcelona?

Das heisst, das frühe Scheitern der Deutschen an der WM im letzten Sommer in Russland hat Sie nicht erschüttert?Nein, ganz und gar nicht. Aber mir hat dieses mediale Wechselspiel gefallen. Von heiss auf kalt.

Wie meinen Sie das?
Alles, was vor der WM dazu diente, Jogi Löw heiligzusprechen, war später auf einmal schlecht. Zuerst schrieben die Medien: Toll! Jogi Löw tiefenentspannt mit Espresso auf der Trainerbank. Nachher dann die Kritik: Jogi soll sich lieber um neue Spieler kümmern, statt auf der Trainerbank Espresso zu trinken.

Vom Helden zum Deppen.
Ja, zuerst dieser Hype und dann so Schlagzeilen wie: Jogi, unser Modefreak. Und dann der Kommentar: Niemand trägt die Sonnenbrille und das T-Shirt so locker wie er. Und hinterher dann der Mahnfinger: Er soll seine Zeit nicht für solche Fotoshootings verschwenden. Da wird der gleiche Vorgang von heute auf morgen um 180 Grad anders beurteilt. Genau das liebe ich.

Dieses Los hat bei uns Xherdan Shaqiri.
Ich kann mich noch an seine Zeit bei den Bayern erinnern. Er hat es dort unter Pep Guardiola nicht geschafft, sich durchzusetzen. Aber ich finde, er hat trotzdem eine tolle Karriere gemacht. Auch wenn ich glaube, dass Jürgen Klopp ihm klar gesagt hat, dass er als Backup eingesetzt wird. Aber gegen Barça hat er nun wieder gezeigt, was er kann. Ich habe mich sehr gefreut, ihn wieder einmal spielen zu sehen.

Eine spezielle Frage zum Schluss: Was machen Sie, wenn Ihnen beim Spazieren im Park zufällig ein Ball entgegenfliegt?
Dann weiche ich aus und bitte einen jungen Menschen, den Ball zurückzuspielen. Ich habe Angst, dass ich ausrutsche, wenn ich versuche, gegen den Ball zu treten. Die Verletzungsgefahr ist in meinem Alter gross. Aber ich habe auch als Kind nicht viel Fussball gespielt. Ich hatte damals schon eine Brille und wurde nicht gewählt. Das war hart.

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