Natürlich muss die Frage kommen. Sie kommt immer, wenn Andy Eichenberger auf die beiden Brüder angesprochen wird: Hat er es schon damals geahnt? Hat er schon vor 18 Jahren erkannt, dass da zwei Jungs auf dem Platz stehen, die es packen werden? «Nein», antwortet der erste Trainer der Xhakas. «Sie sind zwar ein paar Prozent besser gewesen als ihre Mitspieler, aber der Unterschied zu den anderen war nicht allzu gross.»
Als Entdecker sieht er sich aus diesem Grund nicht, aber natürlich sei es für ihn «eine Ehre», die beiden trainiert zu haben.
Im Sommer 1998 kommt es zur ersten Begegnung. Eichenberger erinnert sich, als sei es gestern gewesen: «Das waren zwei sensationelle Jungs. Bodenständig, bescheiden, sehr gut erzogen, zu Beginn noch ein wenig schüchtern. Ihr Vater hat sie ins Training begleitet. Taulant war sechs, Granit fünf.»
Schon während der ersten Trainingseinheit hat Eichenberger die Fussballbegeisterung der Brüder herausgespürt. «Sie wollten jeden Tag trainieren, haben jede freie Minute gegen den Ball getreten, haben die Tage bis zum nächsten Meisterschaftsspiel gezählt.»
Fünf Jahre lang begleitet Eichenberger die Brüder, «eine tolle Zeit» sei das gewesen, viele Pokale habe man gewonnen, aber auch verlieren gelernt. Granit habe als Stürmer gespielt, Taulant als Abräumer. Papa Ragip Xhaka sei immer dabei gewesen, von aussen eingemischt habe er sich aber nie: «Er hat mich immer machen lassen.»
Noch heute hat Eichenberger Kontakt mit der Familie, Papa Ragip spielt bei den Concordia-Senioren, FCB-Profi Taulant trifft er ab und zu per Zufall vor dem Joggeli. «Sieht er mich, hält er immer an, nimmt sich Zeit, fragt, wies geht.» Einzig Granit hat er lange nicht mehr getroffen. Verständlich, schliesslich ist aus dem schüchternen Jungen von einst ein Mittelfeldstratege, ein Schlüsselspieler, ein Chef geworden.
War Granit schon damals als Kind ein Anführer? «Bei mir hat es damals keinen Captain gegeben, aber klar hatte Granit schon als Kind das gewisse Etwas.» Er sei furchtlos in die Zweikämpfe gegangen, sei ehrgeizig gewesen, habe sich um seine Mitspieler und seinen Bruder gekümmert. «Er hat vor dem Training Taulants Tasche gepackt und war verantwortlich dafür, dass beide pünktlich zum Training kamen. Granit war schon früh sehr selbständig.»
Trotzdem musste Eichenberger manchmal eingreifen, half den Brüdern die Schuhe zu binden, gab ihnen gute Tipps mit auf den Weg. «Das Wichtigste war, dass sie Spass hatten am Fussball.»
Eichenberger selbst hat nie aktiv Fussball gespielt, der Angestellte einer Basler Chemie-Firma wurde nur durch Zufall Juniorentrainer bei Concordia. «Meine beiden Söhne wollten Fussballspielen, also habe ich sie ins Training gefahren. Weil damals ein Trainer allein für 40 Kinder verantwortlich war, wurde ich gefragt, ob ich einspringen könne. Am nächsten Wochenende stand ich an der Seitenlinie. Es hat von Anfang an Spass gemacht, war in all den Jahren immer eine Freude für mich.»
Erst Recht wenn man sieht, was aus seinen ehemaligen Junioren geworden ist.