BLICK: Herr Cortese, Mauricio Pochettino war Frauenfussball-Trainer, bevor er unter Ihnen in England durchstartete. Entdeckten Sie ihn bei den Frauen?
Nicola Cortese: Nein. Bei den Frauen von Espanyol arbeitete er nach seiner Aktivkarriere ja nur kurz. Mir fiel er bei einem Spiel auf. Wir waren mit Southampton gerade frisch in die Premier League aufgestiegen und sahen uns Philippe Coutinho in Barcelona an. Er war von Inter Mailand an Espanyol ausgeliehen. Der Klub war in der Krise, die Fans schwenkten weisse Taschentücher, protestierten. Und der Trainer an der Linie beeindruckte mich durch seine Körpersprache, er beruhigte mit wenigen Gesten das Publikum. Man sah, dass seine Bewegungen direkten Einfluss auf Spiel und Spieler hatten. Ich kannte nicht mal seinen Namen, informierte mich aber dann.
Coutinho, den heutigen Barcelona-Star, verpflichteten Sie nicht.
Inter liess ihn nicht gehen. Leider. Aber über Pochettino informierte ich mich. Zum Beispiel spielte José Fonte, der portugiesische Nati-Spieler, bei uns – und sein Bruder bei Espanyol. Über das Umfeld der Fontes erfuhren wir, wie dieser junge Argentinier trainieren lässt. Als Klub-Boss willst du ja vorbereitet sein, falls du den Trainer wechseln musst.
Pochettino wurde im November 2012 entlassen – und Sie holten ihn im Januar 2013.
Ich erachtete es als nächsten Schritt. Mit Nigel Adkins als Trainer sind wir zwei Mal in 18 Monaten aufgestiegen. Aber wir hatten das Gefühl, dass er die Mannschaft nicht mehr weiterentwickelt. Es war ein sehr unpopulärer Schritt, ich bekam viel Kritik. Wir hatten in 10 Spielen acht Mal nicht verloren.
Haben Sie sich hinter Adkins Rücken mit Pochettino getroffen?
Ja, irgendwo in einem abgelegenen Hotel. Ich wollte einen nahtlosen Übergang. Das Problem war: Am Tag vor der Verkündung von Pochettino spielten wir 2:2 auswärts bei Chelsea – vier Tage nach einem 1:0-Sieg bei Aston Villa. Pochettino glaubte daraufhin, dass ich nicht den Mut haben würde, ihn zu bringen. Als ich dann den Trainer trotzdem entliess und ihn installierte, sagte er: «Boss, du hast wirklich Eier!»
Wie unterhielten Sie sich bei den Verhandlungen?
Ich dachte, er spreche nach seiner Zeit in Frankreich bei Bordeaux und Paris SG Französisch, aber das stellte sich als Irrtum heraus. Mit einem Mischmasch aus Italienisch und Spanisch sowie der Übersetzung von Pochettino-Assistent Jesus Perez kamen wir irgendwie zusammen. Aber die englische Presse schäumte, dass wir einen erfolgreichen englischen Trainer durch einen Argentinier ersetzten, der nicht mal die Sprache konnte.
Heute ist Pochettino einer der Shootingstars in England.
Ja, und wir haben noch öfters Kontakt. Er schrieb mir mal ein emotionales SMS, in dem er mir dankte und schrieb, dass das ohne mich niemals möglich gewesen wäre.
Schon 2013 nahm er für Sie Partei ein.
Ja, es gab damals Stimmen, dass ich Southampton verlassen würde. Er sagte öffentlich an der Pressekonferenz, er würde auch gehen, wenn Cortese weg sei. Und er hielt Wort, ging Ende Saison 2014 zu Tottenham. Ich hatte Southampton Anfang Jahr verlassen und hinterliess einen der bestaufgestellten Klubs Englands. Meine Nachfolger profitierten noch lange davon.
Inwiefern?
Wir hatten unter anderem das Scouting extrem ausgebaut und die Transfer-Listen – also wen wir holen wollen – extrem professionalisiert. Ein paar Beispiele: Dejan Lovren für 7 Mio. Euro von Lyon und verkauften ihn für 25 Mio. an Liverpool. Wir holten Clyne für 3 Mio. und gaben ihn für 18 nach Liverpool ab. Wir bekamen für die eigenen Nachwuchsspieler Luke Shaw (37,5 Mio. Euro von ManUtd – die Red.), Adam Lallana (31 Mio. von Liverpool), Chambers (20 Mio. von Arsenal) viel Geld. Und die Transfers von Mané (kam von Salzburg, ging zu Liverpool) und Van Dijk (kam von Celtic, ging zu Liverpool), die dann extrem hohe Ablösesummen brachten, waren auch schon auf den Weg gebracht, sie standen auf unseren Transferlisten, welche dann abgearbeitet wurden.
Sie arbeiteten bei Southampton auch unkonventionell – und liessen den Frauen Blumen zum Geburtstag schicken.
Ja, weil Menschlichkeit in diesem Business zählt. Wenn Spieler ein Angebot haben, mit wem reden sie als erstes? Mit ihren Frauen. Da hilft es dir als Klub, zu den Spielerfrauen und den Familien ein gutes Verhältnis zu haben.
Und mit Matratzen erreichten Sie bessere Resultate.
Wir analysierten die Auswärtsschwäche und ich fragte mich warum. Vom Reisen, Essen bis zum Schlafen untersuchten wir alles. Ein Beispiel: Unter anderem versuchten wir etwas mit den Betten. Im Hotel schläft man in der ersten Nacht immer schlecht. Also liess ich jedem Spieler im Hotel jede Woche dieselbe zwei Zentimeter Matten, dasselbe Kissen, dieselbe Decke aufs Bett legen, damit er sich wie zuhause fühlt. Wir holten plötzlich viel mehr Punkte auswärts.
Wie viel Southampton steckt im Champions-League-Final?
Sehr viel. Bei Tottenham Pochettino mit drei weiteren Co-Trainern. Dazu Mittelfeldspieler Wanyama und Verteidiger Alderweireld sowie Ersatz-Goalie Gazzaniga. Zudem nahm Pochettino einige Spieler unter Vertrag, mit denen wir noch gemeinsam verhandelten: Son, Trippier. Und bei Liverpool sind mit Lovren, Lallana, Mané und van Dijk auch vier Spieler mit Bezug im Kader.
Der 50-Jährige Schweiz-Italiener wuchs im Aargau auf und lebt auch heute dort. Zusammen mit Unternehmer Markus Liebherr, der 2009 den FC Southampton kaufte, übernahm der Banker den Klub. Cortese wurde Präsident und Geschäftsführer in der dritten englischen Liga und führte den Klub in Rekordzeit in die Premier League.
2010 stirbt Liebherr plötzlich an einem Herzinfarkt. Cortese führt den Klub bis 2014 alleine weiter, reichte dann nach Unstimmigkeiten mit der neuen Besitzerin, Liebherr-Tochter Katharina, seine Kündigung ein. Liebherr installiert daraufhin Ralph Krueger als Präsident.
Cortese ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Der 50-Jährige Schweiz-Italiener wuchs im Aargau auf und lebt auch heute dort. Zusammen mit Unternehmer Markus Liebherr, der 2009 den FC Southampton kaufte, übernahm der Banker den Klub. Cortese wurde Präsident und Geschäftsführer in der dritten englischen Liga und führte den Klub in Rekordzeit in die Premier League.
2010 stirbt Liebherr plötzlich an einem Herzinfarkt. Cortese führt den Klub bis 2014 alleine weiter, reichte dann nach Unstimmigkeiten mit der neuen Besitzerin, Liebherr-Tochter Katharina, seine Kündigung ein. Liebherr installiert daraufhin Ralph Krueger als Präsident.
Cortese ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Liverpool FC | 4 | 9 | 12 | |
2 | Sporting Lissabon | 4 | 7 | 10 | |
3 | AS Monaco | 4 | 6 | 10 | |
4 | Stade Brestois 29 | 4 | 6 | 10 | |
5 | Inter Mailand | 4 | 6 | 10 | |
6 | FC Barcelona | 4 | 10 | 9 | |
7 | Borussia Dortmund | 4 | 7 | 9 | |
8 | Aston Villa | 4 | 5 | 9 | |
9 | Atalanta BC | 4 | 5 | 8 | |
10 | Manchester City | 4 | 6 | 7 | |
11 | Juventus Turin | 4 | 2 | 7 | |
12 | Arsenal FC | 4 | 2 | 7 | |
13 | Bayer Leverkusen | 4 | 1 | 7 | |
14 | OSC Lille | 4 | 1 | 7 | |
15 | Celtic Glasgow | 4 | 0 | 7 | |
16 | GNK Dinamo Zagreb | 4 | -2 | 7 | |
17 | Bayern München | 4 | 4 | 6 | |
18 | Real Madrid | 4 | 2 | 6 | |
19 | SL Benfica | 4 | 2 | 6 | |
20 | AC Mailand | 4 | 1 | 6 | |
21 | Feyenoord Rotterdam | 4 | -3 | 6 | |
22 | FC Brügge | 4 | -3 | 6 | |
23 | Atlético Madrid | 4 | -4 | 6 | |
24 | PSV Eindhoven | 4 | 2 | 5 | |
25 | Paris Saint-Germain | 4 | -2 | 4 | |
26 | Sparta Prag | 4 | -3 | 4 | |
27 | VfB Stuttgart | 4 | -3 | 4 | |
28 | FC Shakhtar Donetsk | 4 | -3 | 4 | |
29 | FC Girona | 4 | -4 | 3 | |
30 | FC Salzburg | 4 | -7 | 3 | |
31 | Bologna FC | 4 | -5 | 1 | |
32 | RB Leipzig | 4 | -5 | 0 | |
33 | SK Sturm Graz | 4 | -5 | 0 | |
34 | BSC Young Boys | 4 | -10 | 0 | |
35 | FK Crvena Zvezda Belgrade | 4 | -12 | 0 | |
36 | SK Slovan Bratislava | 4 | -13 | 0 |