Xamax-Pleitier heute nicht erschienen
Staatsanwalt fordert 3½ Jahre Haft für Tschagajew

Xamax-Pleitier Bulat Tschagajew erscheint heute nicht vor Gericht. Der Staatsanwalt fordert unterdessen 3½ Jahre Haft für den Tschetschenen.
Publiziert: 21.09.2016 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:45 Uhr
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Heute muss er «Geld beschaffen»: Bulat Tschagajew erscheint heute nicht zur Verhandlung.
Foto: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Martin Arn

Noch einmal wird der Fall der Xamax-Pleite im Schloss Neuenburg aufgearbeitet. Es ist die wohl bizarrste Pleite des Schweizer Fussballs. Als der Tschetschene Bulat Tschagajew im Frühling 2011 die Aktienmehrheit von Xamax übernimmt, tritt er mit dem Versprechen an, den Klub in die Champions League zu führen.

Was folgt sind Monate der Irrungen und Wirrungen. Einmal bedroht Tschagajew die Spieler in der Garderobe, als sie im Cupfinal in der Halbzeit 0:2 zurückliegen: «Ich bringe euch alle um!» Ein andermal kommt er mit bewaffneten Bodyguards in die Kabine. Trainer werden eingestellt und nach wenigen Wochen gefeuert.

Besonders grotesk ist der Fall des brasilianischen Torhüters Galatto, den Tschagajew holt, ihm einen Vertrag für 200'000 Franken anbietet, ihn nach einem Spiel wieder feuert und mit einer Abgangsentschädigung von 115'000 Franken in die Wüste schickt.

Mit einer angeblichen Bankgarantie der Bank of America über 35 Mio. Dollar versucht Tschagajew den drohenden Konkurs im Herbst 2011 abzuwenden. Im Januar 2012 wird dem Klub die Lizenz entzogen. Xamax ist pleite.

Vor Gericht steht Tschagajew wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung. Tschagajew selber ist diesmal nicht erschienen. Er liess sich kurzfristig entschuldigen. Nachdem er Ende August bei seiner Einvernahme versprochen hatte, Spielern und Trainern die geschuldeten Gehälter auszubezahlen, sei er nun «auf einer dringenden Geschäftsreise, um Geld zu beschaffen», wie er dem Gericht ausrichten liess.

Im Zeugenstand steht an diesem Morgen Tschagajews ehemalige Sekretärin. Welchen Geschäften Tschagajew nachgegangen sei, will der Staatsanwalt wissen. Das könne Sie nicht beantworten, sagt die Sekretärin. Tschagajew selber bezeichnete sich im August als «Businessman».

Der Staatsanwalt forderte in seinem Plädoyer eine Gefängnisstrafe von 3,5 Jahren.

Tschagajews Anwalt stellt sich auf den Standpunkt, dass Xamax schon vor der Übernahme überschuldet gewesen sei.

Der Klub habe vor Tschagajews Engagement gegen den Abstieg gespielt: «Deshalb hat Herr Tschagajew gute, teure Spieler verpflichtet. Herr Tschagajew hatte die Mittel, um die Mannschaft zu finanzierem. Aber die Banken haben wegen der schlechten Medienberichten seine Konten gesperrt.»

Tschagajews Anwalt versuchte sodann das Gericht davon zu überzeugen, dass die gefälschte Bankgarantie nicht von Tachagajew stamme. 

Er plädiert auf Freispruch und Rückgabe der beschlagnahmten Güter (u.a. Autos der Marken Bentley und Mercedes) sowie die Rückerstattung von 500'000 Franken für die Zwangsversteigerung von Tschagajews Villa am Genfersee. Das Urteil wird Ende Oktober erwartet.

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