Xamax ist zurück in der Super League!
Die irre Aufstiegs-Wette von Präsident Binggeli

Xamax-Präsident Christian Binggeli wird den Aufstieg mit einer 80 Kilometer-Velofahrt feiern. Mit dem Pokal auf dem Gepäckträger!
Publiziert: 22.04.2018 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:30 Uhr
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Xamax-Präsi Christian Binggeli (65) wird nach dem erreichten Aufstieg in die Super League eine verrückte Wette einlösen: …
Foto: TOTO MARTI/BLICKSPORT
Martin Arn

Eigentlich hat der Mann sein Ziel ja schon längst erreicht: Als Christian Binggeli (65) als Xamax-Präsident in der 2. Liga interregional einstieg, mit einem Budget von 600'000 Franken, sagte er im BLICK: «Ich bleibe, bis wir in der Challenge League sind.»

Nun sind die Neuenburger nach 6 Jahren wieder erstklassig. Und Binggeli hat noch lange nicht genug! Am 22. Mai, nach dem Heimspiel gegen Wil, will er auf dem Fahrrad und mit dem Pokal auf dem Gepäckträger die Heimreise nach Échandens VD antreten. So hatte er es vor der Saison versprochen. «Natürlich werde ich Wort halten», sagt der Hobbyradler zu BLICK.

Pläne für die Super League hat er natürlich auch schon längst geschmiedet. «Wir werden das Budget von derzeit rund 4 Mio. auf 7,5 Mio. erhöhen. Mit dem Staff haben wir bereits verlängert, auch die meisten Spieler werden bleiben. Sicher brauchen wir aber noch vier bis fünf Verstärkungen.»

Xamax' Ansehen war im Keller

Ein dunkles Kapitel leitet die bis ins Oberhaus führende Erfolgsgeschichte ein. Binggeli erinnert sich noch genau an jenen Tag im Januar 2012. Er habe geweint, als sein Herzensverein Konkurs ging. Der grössenwahnsinnige Tschetschene Bulat Tschagajew hatte Xamax innerhalb von 8 Monaten ruiniert.

Investor Bulat Tschagajew (r.) trieb Xamax vor sechs Jahren in den vorübergehenden Ruin.
Foto: KEY

Binggeli, der von sich selber sagt, er habe seit er 15 ist kein Heimspiel auf der Maladière verpasst, wurde neuer Präsident. Der Waadtländer führt ein Dentalmedizin-Unternehmen. Im Unterschied zum irrlichternden Tschetschenen kennt Binggeli den Klub und die Stadt. Und man kennt ihn. Sein Sohn wurde Vizepräsident und Stadionspeaker.

Mit einem Mini-Budget von 600 000 Franken musste Xamax in der 2. Liga interregional neustarten. Wochenlang musste er bei Sponsoren und Gönnern Klinken putzen. Das Ansehen des Traditionsvereins war nach der kurzen Ära-Tschagajew im Keller.

Binggeli holte vor drei Jahren Trainer Michel Decastel zurück, einen Ur-Neuenburger. An seiner Seite steht Stéphane Henchoz, der ebenfalls bei Xamax gross geworden war, bevor er in Hamburg und Liverpool die Fussballwelt eroberte.

Präsident Binggeli (l.) lotst Coach Decastel vor drei Jahren zurück an Xamax' Seitenlinie.
Foto: freshfocus

Viele Spieler wie Topskorer Raphaël Nuzzolo, Geoffrey Tréand, Mike Gomes oder Max Veloso kehrten zurück.

«Xamax gehört in die Super League», sagt Gilbert Gress, der die Geschichte des Klubs massgeblich geprägt hat. Zusammen mit dem damaligen Präsidenten Gilbert Facchinetti war Gress der Wegbereiter für ein neues Selbstverständnis im Schweizer Fussball. Im Europacup begeisterte Xamax in den 80er Jahren mit Siegen gegen Real Madrid oder die Bayern. Facchinetti konnte internationale Stars wie Uli Stielike, Don Givens, Heinz Hermann oder Lajos Detari nach Neuenburg holen.

Neuchatels Uli Stielike (mit Schnurrbart) bejubelt mit den Teamkollegen Claude Ryf (l.) und Robert Lüthi (r.) sein Tor im UEFA-Cup-Viertelfinal gegen Real Madrid 1986.
Foto: KEY

Die Xamax-Familie war mehr als nur ein Mythos. Sie existierte tatsächlich. In Facchinettis Villa in St-Blaise, wo seine Frau Vally vor den Spielen kochte, fühlten sich die Spieler «wie zuhause», sagt Heinz Hermann. Noch letzte Woche, als der Aufstieg nur noch Formsache war, hatte Binggeli gegenüber BLICK gesagt: «Wir brauchen noch ein paar Pünktchen. Lasst uns feiern, wenn es so weit ist.»

Weil der einzige Verfolger Schaffhausen am Sonntag zuhause gegen Rapperswil verliert, ist der Aufstieg nun auch rechnerisch vollbracht.

Obwohl der Klub unter ihm in sechs Jahren nun viermal aufgestiegen ist, bleibt Binggeli mit beiden Füssen auf dem Boden. Das Budget wird man von derzeit 4,5 Mio. Franken auf rund 7,5 Mio. erhöhen. «Aber wir werden keine Risiken eingehen», sagt Binggeli.

Haben bereits Pläne für nächste Saison – Binggeli und Decastel (r.).
Foto: KEY

Trainer Decastel will drei, bis vier neue Spieler holen. «Einen für jede Linie.» Aber auch er sagt: «Wir wollen vernünftig bleiben.»

Binggeli ist sich bewusst: «Andere werden die besseren Einzelspieler haben». Dann hält er kurz inne und sagt: «Aber wir haben eine Seele.»

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
18
13
33
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
18
5
30
3
FC Aarau
FC Aarau
18
8
29
4
FC Vaduz
FC Vaduz
18
0
28
5
FC Wil
FC Wil
18
5
25
6
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
18
-6
25
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
18
-6
21
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
18
-16
18
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
17
4
17
10
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
17
-7
16
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