Wil-Sportchef Erdal Keser über die Pläne der türkischen Investoren
«Wir sind nicht hier, um Geld zu verdienen»

Die Türken regieren den FC Wil. Hier spricht Sportchef Erdal Keser!
Publiziert: 02.08.2015 um 00:18 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:38 Uhr
Wil-Keser: «Wir wollen beim FC Wil kein Geld verdienen!»
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:Wil-Keser: «Wir wollen beim FC Wil kein Geld verdienen!»
Von Andreas Böni

SonntagsBlick: Herr Keser, ein türkischer Investor pumpt Millionen in den FC Wil. Der erste Reflex ist klar: Sie waschen hier Schwarzgeld in der Schweiz.
Erdal Keser:
Mit diesem Vorwurf muss man rechnen. Aber dem kann ich entgegenbringen: Investor Mehmet Nazif Günal hat sowas nicht nötig. Ich will nicht grosskotzig klingen: Aber die Summen, die in den FC Wil fliessen, über die denkt seine Firma gar nicht nach. Er ist promovierter Bau-Ingenieur, der auf der ganzen Welt seine Baustellen hat. Der zum Beispiel in Istanbul gerade den dritten Flughafen baut. Er braucht mit Sicherheit nicht ­irgendwo Geld zu waschen. Er ­investiert es, weil Mehmet Nazif Günal den Fussball liebt.

Heisst: Herr Günal, der ein geschätztes Vermögen von 1,2 Milliarden besitzt, steckt das Geld aus Spass in den Klub.
Schauen Sie, und genau das müssen Sie mal versuchen zu verstehen: Herr Günal ist nicht hier, um Geld zu verdienen. Er macht das aus Freude. Er war zu den ersten beiden Spielen hier und kommt auch am Sonntag zum Xamax-Spiel in Neuenburg. Er fliegt jeweils aus Istanbul mit dem Privatjet ein. Wir sind hier, um Emotionen zu erleben und mit den ganzen Einheimischen sportlichen Erfolg zu erleben. Er sieht sich als Vater dieser Familie.

Nicht alle Väter meinten es immer gut mit Wil. Kennen Sie Andreas Hafen?
Ich habe einige Geschichten über die Vergangenheit des FC Wil erzählt bekommen. Aber alles, was vor unserer Zeit passiert ist, damit wollen wir uns nicht zu sehr auseinandersetzen.

Er zwackte bei der UBS 51 Millionen Franken ab, schoss 11 Millionen in den FC Wil. ­Danach kam der ukrainische ­Investor Igor Belanow. Beide hinterliessen einen Scherbenhaufen. Verstehen Sie die Angst um den FC Wil?
Ja. Ich verstehe die Ängste. Und dass das Volk vielleicht erst mal negativ darüber denkt.

Stört Sie das Misstrauen denn?
Ich kann die Skepsis nachvollziehen, ja. Aber es ist ja nicht nur mit Wil verbunden. In der Schweiz hat man das nun nicht einmal, nein, mehrfach erlebt. Mit dem Wissen, dass man in der Schweiz viel Schlechtes im Zusammenhang mit ausländischen Investoren erlebt hat, wollen wir das Beispiel sein, das zeigt, dass es auch anders geht. Wir wissen, dass wir ganz anders sind, dass wir seriös und professionell arbeiten.

Wann kamen Sie mit dem FC Wil in Kontakt?
Vor etwa einem Jahr begannen wir mit der Klubsuche. Ich hatte von Herrn Günal das Mandat, einen Verein für eine Partnerschaft auszuwählen.

Wie viele Klubs haben Sie angeschaut?
Etwa zehn.

Auch andere Schweizer?
Ja. Es waren Klubs in der Schweiz und Österreich.

Warum haben Sie dann den FC Wil übernommen und ­beispielsweise nicht GC?
Wir wollten einen Traditionsverein. Bei dem man die Geschichte von unten beginnen kann, nicht schon in der Super League. Zum Beispiel in der Challenge League. Wir haben die Wiler Klubführung kennengelernt, uns am ersten Tag zusammengesetzt und unsere Visionen verglichen. Nachdem die Schnittmengen so gross waren, haben wir uns für Wil entschieden.

Sie machen Wahnsinns-Verträge für Challenge-League-Verhältnisse. Viele über fünf Jahre. Was passiert, wenn der Investor die Lust auf sein Spielzeug verliert?
Wir haben die Ambition, hier langfristig zu bleiben.

Gut und recht. Aber es kann nun mal passieren. Wer zahlt dann diese langfristigen Verträge?
Wenn Sie unser Projekt genau verfolgt haben, dürften Sie bemerkt haben, dass wir die langen Verträge nur mit den jungen Spielern machen. Die älteren Spieler – auch die Stars – haben nur Ein-Jahres-­Verträge.

Wie hoch ist Ihr Budget?
Über Zahlen reden wir nicht.

Über 10 Millionen Franken?
Wir bezahlen ganz gutes Geld für die Challenge League. Wir müssen die Spieler mit Qualität gut bezahlen. Sie kommen ja nicht wegen der schönen Stadt Wil hierher. Auch wenn wir ­ihnen ein gutes Projekt aufzeigen, Geld bleibt die Triebfeder. Und wir müssen es ausgeben bei unseren Ambitionen.

Wo wären Sie persönlich in der Gehaltsliste der Super-League-Sportchefs?
Ich habe keine Ahnung, was die ­anderen verdienen. Aber ich will nicht am Gehalt, sondern an sportlichen Taten gemessen werden.

Der Aufstieg ist schon für diese Saison geplant?
Sagen wir mal so: Wir wehren uns nicht dagegen. Wenn es dann nicht klappt, dann greifen wir nächstes Jahr wieder an.

Das langfristige Ziel ist die Champions League?
Eins sage ich ganz offen: Ein Grund für die Schweiz war, dass man auf zehn Super-Ligisten fünf internationale Plätze hat. Das war ein Argument. Champions League? Wir ­machen Schritt für Schritt. Erst mal aufsteigen. Dann irgendwann international für Furore sorgen, ja.

Warum soll Wil ein grösseres Stadion erhalten? Was hält Keser vom BLICK-Logo «Fütbül Clüb Wil»? Und wie lange bleiben die Türken in der Ostschweiz? Lesen Sie das komplette Interview im heutigen SonntagsBlick.

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
-3
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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