Meuterei im Brügglifeld
So kams zum Trainer-Sturz beim FC Aarau

Präsident und Sportchef des FC Aarau wollten an Stephan Keller festhalten. Bis sie erfahren haben, dass 17 Spieler nicht mehr mit dem Cheftrainer zusammenarbeiten wollen.
Publiziert: 01.11.2022 um 17:25 Uhr
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Unschönes Ende für Stephan Keller beim FC Aarau: Weil sich die Mannschaft gegen den Trainer ausspricht, muss er das Brügglifeld verlassen.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
Sebastian Wendel

Am Montagabend macht Blick publik, dass sich in einer Mannschaftssitzung 17 Spieler des FC Aarau gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Trainer Stephan Keller ausgesprochen haben. Am Dienstagmorgen passiert dann, was passieren musste: Keller verlässt den FC Aarau per sofort.

Meuterei im Brügglifeld! FCA-Präsident Philipp Bonorand gibt zu, dass er und Sportchef Sandro Burki vor dem Gespräch mit einer Spielerdelegation nicht an eine Trainerentlassung gedacht haben. Doch nachdem dem Führungsduo einleuchtend mitgeteilt worden sei, warum die Mannschaft nicht mehr an Keller glaubt, sei die Kehrtwende unumgänglich geworden.

Bonorand zu Blick: «Wir haben von einer Mehrheit der Spieler die Rückmeldung erhalten, dass es eine Luftveränderung braucht. Die Mannschaft ist bereit, den Druck jetzt auf sich zu nehmen und zu beweisen, dass sie mit ihrer Meinung richtig liegt. Ich bin überzeugt, dass die Trennung von Stephan Keller aufgrund der Entwicklung die richtige Entscheidung ist.»

Keller zeigt nach Misstrauensvotum Grösse

Burki bestätigt, dass die Freistellung alternativlos sei: «Es war der Wunsch der Mannschaft, doch entschieden haben wir in der Klubleitung in Absprache mit Stephan Keller.» Der Trainer hat, nachdem er über das Votum gegen sich informiert wurde, eingesehen, dass für ihn nach gut zwei Jahren beim FCA die Zeit abgelaufen ist. Trotz der persönlichen und schwer zu verdauenden Niederlage hat Keller Grösse gezeigt und sich am Dienstagvormittag von der Mannschaft und auf der Geschäftsstelle im Brügglifeld verabschiedet.

Ein unschönes Ende für den 43-Jährigen, der nach dem Abschied von Patrick Rahmen im Sommer 2020 vom Assistenten zum Chef befördert wurde. In den ersten zwei Saisons unter Keller zeigte der FCA phasenweise begeisternden Offensivfussball, zudem schafften unter ihm Donat Rrudhani (YB) und Randy Schneider (St. Gallen) den Sprung in die Super League, Kevin Spadanuda sogar in die Ligue 1 zu Ajaccio.

Verpasster Aufstieg als Tiefpunkt

Tiefpunkt war der verpasste Aufstieg am letzten Spieltag der vergangenen Saison: Ein Punkt hätte gereicht, doch nach der 0:2-Pleite gegen Vaduz musste man Winterthur den Vortritt in die Super League lassen. Trotz diesem Nackenschlag glaubte die FCA-Führung weiter an Keller und tat dies bis zuletzt, ehe sie von der Mannschaft überstimmt wurde.

Wie gehts weiter? Keller-Assistent Norbert Fischer und Talentmanager Ranko Jakovljevic leiten das Training, bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Das kann bis zum Ende der Vorrunde dauern. Meistgenannte Kandidaten sind Marc Schneider und Maurizio Jacobacci, auch der Name von Uli Forte dürfte auf der Liste stehen. Denkbar ist auch eine Überraschung wie zum Beispiel Michel Renggli (Luzern U21).

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
18
13
33
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
18
5
30
3
FC Aarau
FC Aarau
18
8
29
4
FC Vaduz
FC Vaduz
18
0
28
5
FC Wil
FC Wil
18
5
25
6
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
18
-6
25
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
18
-6
21
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
18
-16
18
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
17
4
17
10
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
17
-7
16
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