Darum gehts
Anfang März auf dem Bergholz in Wil. Es läuft die 96. Minute, nur noch Sekunden sind zu spielen. Aarau führt mit 2:1, steht kurz vor dem 10. Sieg in Folge.
Über 1000 mitgereiste Fans sind komplett aus dem Häuschen, träumen wohl schon vom ersten Aufstieg seit zwölf Jahren. Gründe dafür gibts genug. Der FCA liegt nach einem sackschwachen Saisonstart auf dem ersten Platz der Tabelle, scheint unaufhaltsam Richtung Super League zu stürmen.
Dann, nach einem Einwurf (!), trifft FCB-Leihgabe Marvin Akahomen (17) in der Schlusssekunde zum Ausgleich für Wil. Und beim FCA scheinen die alten, längst vertrieben geglaubten Geister wiederzuerwachen.
Kein anderer Klub hats in den letzten Jahren legendärer verdaddelt als die Rüebliländer. Die Barrage gegen Xamax, als man einen 4:0-Vorsprung zu Hause noch aus den Händen gab, lässt grüssen. Oder die Aufstiegssaison des FC Winterthur, als der FCA im letzten Spiel ebenfalls im heimischen Brügglifeld gegen Vaduz einen Sieg benötigt, um direkt aufzusteigen, am Ende aber noch auf den dritten Platz zurückfällt.
Keiner spricht vom Aufstieg
Wohl auch deshalb ist das Wort «Aufstieg» rund ums Brügglifeld streng verboten. Gar Fragen danach werden humorlos abgeklemmt. Selbst Mitarbeitern, die darüber Witzchen reissen, wird intern über den Mund gefahren. Weil man Angst davor hat, erneut zu versagen, wenn die Erwartungshaltung zu gross wird?
Fakt ist: Seit dem Last-Minute-Nackenschlag in Wil haben die Aarauer kein einziges Spiel mehr gewonnen. Sprach Anfang März noch alles dafür, dass die Rüebliländer auf direktem Weg in die Super League marschieren, ist nun gar der Barrage-Platz in Gefahr. Etoile Carouge, das noch vor vier Wochen acht Punkte entfernt lag, ist wieder auf vier Zähler herangekommen. Leader Thun führt die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung an.
Apropos Carouge: Die hätte der FCA nur eine Woche nach dem Wil-Spiel entscheidend distanzieren können, stattdessen bringts die Elf von Bruno Iacopetta (40) fertig, erneut eine 2:0-Führung zu vergeigen.
Das alles spricht dafür, dass die Aarauer mit einer mentalen Blockade zu kämpfen haben. Während der Meister von 1993 seit vier Spielen auf einen Sieg wartet, hat Carouge zu Hause gegen Bellinzona ein Statement gesetzt und die Tessiner gleich mit einer 7:0-Packung nach Hause geschickt.
Schon beim knappen Cup-Out gegen den FCB haben die Genfer gezeigt, was für eine spielstarke Truppe die Mannschaft von Coach Adrian Ursea (57) ist. Nicht ausgeschlossen, dass Carouge nach diesem Wochenende bis auf einen Punkt an die Rüebliländer heranrücken wird.
Spielplan spricht für Thun
Die müssen morgen nach Neuenburg auf die Maladière. Für einen Turnaround spricht, dass der FCA zuletzt gegen Stade Lausanne-Ouchy nach einem 0:2-Rückstand nicht verloren hat. Ob das reicht, um die bösen Geister zu vertreiben und die langersehnte Rückkehr in die Super League endlich zu packen?
Dagegen spricht der Spielplan. Konkurrent Thun darf die beiden Duelle gegen die direkten Aufstiegskonkurrenten zu Hause auf Kunstrasen bestreiten und hat nicht nur deshalb die besten Chancen auf den direkten Aufstieg.
Für die Aarauer spricht, dass man in den letzten Jahren vor allem daheim die Nerven verloren, sprich den Aufstieg verbrügglifeldet hat. Da kommt ein Spitzenspiel auswärts im Berner Oberland vielleicht gar nicht so ungelegen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 30 | 22 | 59 | |
2 | FC Aarau | 30 | 19 | 55 | |
3 | FC Etoile Carouge | 30 | 17 | 51 | |
4 | FC Wil | 30 | 9 | 43 | |
5 | FC Vaduz | 30 | 0 | 43 | |
6 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 30 | 7 | 42 | |
7 | Neuchatel Xamax FCS | 30 | -4 | 37 | |
8 | AC Bellinzona | 30 | -20 | 27 | |
9 | FC Stade Nyonnais | 30 | -25 | 26 | |
10 | FC Schaffhausen | 30 | -25 | 21 |