Jetzt spricht Schär zum Wil-Desaster
«Mir blutet das Herz»

Fabian Schär (25) läuft durch die Altstadt seiner Heimat Wil SG. «Kaufst Du jetzt unseren Klub?», ruft ein Passant. Der Nati-Star lacht. Ein Gespräch über das Türken-Desaster und fehlendes Vertrauen in Hoffenheim.
Publiziert: 09.02.2017 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:18 Uhr
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Fabian Schär über das Debakel in Wil: «Natürlich lässt einen das nicht kalt, es ist schade. Mir blutet das Herz.»
Foto: Toini Lindroos
Andreas Böni (Text) und Toini Lindroos (Fotos)

BLICK: Fabian, warum sind Sie mitten in der Saison hier in Wil?
Fabian Schär: Ich kuriere meine Entzündung am Leisten-Ansatz aus, mache Physio. Und meine Mutter freut sich auch, dass ich mal wieder zuhause bin, ich werde extrem verwöhnt.

Wir stehen hier in der Wiler Altstadt. Die Geschehnisse um Ihren FC Wil beschäftigen Sie bestimmt auch.
Natürlich lässt einen das nicht kalt, es ist schade. Logisch blutet mir das Herz. Es gab von Anfang an viele kritische Stimmen, weil man hier in der Schweiz so viele schlechte Erfahrungen mit ausländischen Investoren gemacht hat. In Wil hatte man trotz allem das Gefühl, dass die Türken seriös sind. Sie haben ja auch extrem viel Geld reingebuttert. Und auch die Projekte mit dem Stadion und Trainingscenter waren nicht ohne, die Stadt Wil hat ihnen da offenbar aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Mentalität, dass man x Leute rausschmeisst, war aber sicher auch nicht förderlich.
Ja, sie haben sicher auch zu viele Spieler geholt. Der eine oder andere Spieler hat auch Sprüche gemacht, ich habe Wil immer und überall verteidigt. 

Aber ist es denn für den FC Wil gut, die Super League als Ziel zu haben?
Im Leben musst Du Ziele haben. 

Nun könnte Ihr Ex-Klub die Ausbildungsentschädigung brauchen, welche bei einem Ausland-Wechsel von Ihnen fällig geworden wäre. Warum haben Sie Hoffenheim nicht verlassen?
Wir haben offen gesprochen, es war einfach schwierig mit einer Ausleihe. Man wollte mich verkaufen, aber im Winter ist es schwer für die Klubs, eine grössere Summe zu bezahlen. Viele Klubs budgetieren Transfers für den Sommer.

Man hört, Sie wären beinahe zu Ihrem Ex-Trainer gewechselt.
Nach Schaffhausen?

Nein, nicht zu Murat Yakin. Zu Fiorentina mit Paulo Sousa.
Es war ein Thema, ja. Es wäre eine Überlegung wert gewesen, ich habe viel von ihm profitiert und er vertraute mir. 

Sousa soll ein Thema als Juventus-Trainer sein.
Dann kann er dann definitiv an mich denken … (lacht)

Nun sassen Sie bei Hoffenheim in der Hinrunde acht Mal auf der Tribüne.
Die Situation ist sicher nicht zufriedenstellend. Aber ich richte mich lieber daran auf, dass ich zuletzt vor meiner Verletzung zwei Mal eingewechselt wurde. Ich möchte alles im Training geben und höchstprofessionell arbeiten um mich weiterhin anzubieten, das ist mein Anspruch. Dennoch will jeder Spieler spielen und das ist mir wichtig, daher habe ich mich auch mit einem möglichen Wechsel beschäftigt.

Man sprach von West Ham, Watford, West Brom, Southampton. 
England ist sicher eine Option, die mich reizt. Auch Spanien könnte zu mir passen, Valencia war im Sommer ja ein sehr konkretes Thema. Wir hatten auch im Winter viele Sachen, aber ich verspürte nicht bei allen ein gutes Gefühl. Der nächste Wechsel muss schon sitzen, ich möchte nicht wechseln, nur um gewechselt sein.

Frankreich mit Bordeaux und Marseille war eher uninteressant?
Nein, überhaupt nicht. Zwei tolle Klubs mit grosser Tradition, da wäre ich voll dahintergestanden. 

Ihr Ex-Mitspieler Mohamed Elneny erzählte, Arsenal hätte Sie holen wollen und verpflichtete dann ihn.
Ich glaube nicht, dass das so stimmt. Ich weiss, ich wurde von Arsenal beobachtet, war im engeren Kreis. Aber konkret war es nie. Ich habe mich auch nie mit Arsène Wenger unterhalten.

Wie war das Gefühl, sich auf die Tribüne setzen zu müssen?
Ein Gefühl, das ich noch nie in meinem Leben verspürte. Etwas zwischen grosser Enttäuschung und Hilfslosigkeit. Brutal bitter.

Wie hat es Trainer Julian Nagelsmann erklärt?
Der Trainer hat seine Sichtweise, die muss ich akzeptieren, aber nicht teilen. Ich habe im Training und bei der Nationalmannschaft aus meiner Sicht sehr gute Leistungen gezeigt. Ich hätte mir ein wenig mehr Vertrauen und Kommunikation gewünscht.

Gegen Leipzig werden Sie eingewechselt, fälschen einen Ball ab – und die deutschen Medien verurteilen Sie wieder.
Bei diesem Tor kann ich null und nichts dafür. Trotzdem werde ich in den Medien sehr vorschnell hart kritisiert. Das ist für mich sehr unverständlich, aber anscheinend braucht man immer einen Buhmann.

Nati-Trainer Vladimir Petkovic sagte, Sie sollten Ihre Situation klären. Was sagt er nun?
Ich solle es als neue Chance sehen, mich nun auszukurieren und dann wieder angreifen. Er hat sich wirklich oft bei mir gemeldet, dieses Vertrauen tut mir gut und ich schätze ihn dafür sehr. 

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
18
13
33
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
18
5
30
3
FC Aarau
FC Aarau
18
8
29
4
FC Vaduz
FC Vaduz
18
0
28
5
FC Wil
FC Wil
18
5
25
6
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
18
-6
25
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
18
-6
21
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
18
-16
18
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
17
4
17
10
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
17
-7
16
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