FCZ-Boss Ancillo Canepa
«Wir haben uns auf die Challenge League gefreut!»

Ancillo Canepa (63) redet über den Abstieg, die Drohungen und seine ambitionierten Ziele. Und der FCZ-Boss verrät, weshalb er das nächste Mal wieder selber an der Europa-League-Auslosung dabei sein muss.
Publiziert: 11.09.2016 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:35 Uhr
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Canepa lacht wieder. Nach dem Abstieg wars nicht immer so.
Foto: freshfocus
Michael Wegmann

BLICK: Wie fühlen Sie sich als Präsident eines Challenge-Ligisten?
Ancillo Canepa:
Gut. Auch wenn Sie das jetzt nicht glauben: Wir haben den Abstieg mental rasch akzeptiert und uns dann auf die Challenge League gefreut.

Wie lange brauchten Sie dazu?
Vielleicht ein paar Stunden. Wenn etwas schief läuft, analysiere ich es und schaue sofort nach vorne.

Dass Sie nur Stunden brauchten um sich auf die Challenge League zu freuen, dürften die FCZ-Fans nicht gerne lesen ...
... ich meine damit, dass ich nicht tagelang in einer Schockstarre verblieben bin. Wir mussten ja sofort die Saison vorbereiten, wirtschaftliche Fragen behandeln, das Kader anpassen, und so weiter. Danach gingen wir für drei Wochen in die Ferien nach Kroatien.

Haben Sie da lange gebraucht, um abzuschalten?
Das ist wie in anderen Berufen auch. Es braucht ein paar Tage, bis man loslassen kann. Aber ich bin sicher nicht als Wrack in die Ferien gegangen. Ich bin ja nicht mehr zwanzig, lasse mich nicht mehr so schnell durch alles und jeden aus der Bahn bringen.

Immerhin mussten Sie und Ihre Frau nach dem Abstieg Polizeischutz in Anspruch nehmen. Wie steckt man solche Beleidigungen und Drohungen weg?
Darüber will ich nicht mehr reden. Ich verstehe, dass Fans nach dem Abstieg frustriert sind. Gewisse Reaktionen, auch medial, waren aber schon sehr primitiv und einfältig. Das ist nicht vergessen, aber abgehakt.

Wie sind Sie mit den Auftritten Ihrer Mannschaft zufrieden?
Grundsätzlich sehr. Was mich besonders freut, ist mit welchem Engagement wir auftreten. Auch die Ergebnisse passen. Spielerisch und effizienzmässig müssen wir aber noch zulegen.

6 Spiele, 16 Punkte. Der FCZ verfügt über die beste Mannschaft. Einverstanden?
Das will ich nicht kommentieren. Ich konstatiere aber, dass der FCZ der Challenge League etwas bringt. Das mediale Interesse hat dank uns zugenommen. Auswärts füllen wir die Stadien. Es freut uns, dass wir etwas bewirken.

Haben sich die anderen Klubs schon für den Abstieg bedankt?
Natürlich nicht, das wäre ja zynisch. Vom Sportlichen her finden es die ambitionierten Klubs natürlich nicht so toll, dass wir abgestiegen sind. Wir sind halt schon ein harter Aufstiegs-Konkurrent. Vom wirtschaftlichen Standpunkt her, ist man wohl schon glücklich.

Ist der heutige FCZ besser als die Absteiger-Truppe?
Das will ich nicht beurteilen.

Anders gefragt: Wäre das heutige Team auch abgestiegen?
Das ist reine Spekulation. Letzte Saison hatte der Fussballgott irgendwas gegen uns. Wir haben viele Punkte unnötig liegen lassen.

Ihr albanischer EM-Held Armando Sadiku stand im Sommer besonders im Fokus. Er träumte öffentlich vom Ausland. Es hiess, Sie sollen neun Millionen Euro verlangt haben ...
... die Wahrheit ist, dass wir Sadiku nie abgeben wollten. Es gab lose Anfragen, jedoch kein konkretes Angebot. Einen Betrag habe ich übrigens nie genannt. Wir brauchen ihn, er soll uns helfen aufzusteigen.

Hat er nach seinem ersten Tor aus Trotz nicht gejubelt?
Armando trainiert mit vollem Einsatz und macht jetzt auch seine Tore ...

Ob er jubelt, ist Ihnen egal?
Zuletzt gegen Schaffhausen hat er gejubelt – und wie. Übrigens war er in den Gesprächen, die ich mit ihm geführt habe, immer positiv. Dass er Ambitionen hat ins Ausland zu wechseln, ist verständlich.

Am Donnerstag startet man ins Europa-League-Abenteuer. Wird der FCZ da Spieler schonen?
Die Diskussion über diese Doppelbelastung ist für mich absurd. Fast alle Schweizer Klubs treten in der Meisterschaft doch mit dem Ziel an, europäisch zu spielen. Ist man dann dabei, sollte man es auch mit dem nötigen Ernst angehen. Wenn man diese Spiele nicht will, muss man gar nicht erst an der Meisterschaft teilnehmen.

Uli Forte darf also nicht über die Doppelbelastung jammern? Wie es GC-Trainer Pierluigi Tami getan hat?
Ich will nicht über andere Klubs urteilen. Nur so viel: Uli Forte ist mit Sicherheit kein Jammeri. Wir wollen europäisch überwintern. Ich weiss, wie ambitioniert das tönt! Aber das ist unser erklärtes Ziel.

Machbar?
Villarreal ist haushoher Favorit. Steaua Bukarest ist ein renommierter Klub mit guten Spielern. Und auch die Mannschaft aus Ankara hat Qualitäten. Wir gehen aber davon aus, dass wir weiterkommen können.

Es hätte attraktivere Gegner gegeben ...
Klar. Mein Wunschlos war Manchester United. Ich bin deshalb etwas enttäuscht, weil ich in der Vergangenheit immer meine Wunschgegner bekommen habe. Ob Bayern, Real oder Gladbach.

Hat Sie das Glück verlassen?
Ich war früher jeweils bei der Auslosung vor Ort. Vielleicht muss ich nächstes Mal wieder hingehen, damit die Kugel wieder für uns rollt. Falls es ein nächstes Mal gibt.

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
15
15
31
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
15
6
27
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
15
-4
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
AC Bellinzona
AC Bellinzona
15
-7
17
8
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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