FC Biel vor dem Untergang
Autos weg! Wohnungen weg! Jetzt ein Spieler-Streik?

Der FC Biel ist kaum mehr zu retten. Nächste Woche droht der Konkurs – und ein Spieler-Streik.
Publiziert: 13.03.2016 um 12:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:17 Uhr
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Die Biel-Spieler drohen mit Streik.
Foto: Keystone
Martin Arn

Mario Cortesi, der Bieler Filmemacher und Unternehmer, kann sich gut an sein erstes Treffen mit Carlo Häfeli erinnern. Es war im letzten Sommer. Häfeli hatte angekündigt, den FC Biel «in zehn Jahren in die Europa League zu führen».

Der Zürcher Anwalt liess sich vom Chauffeur in Cortesis Büro am See fahren. «Er kam eine Stunde zu spät», erzählt Cortesi. «Dann hat er auf einem grossen Blatt Papier aufgezeichnet, wie er Spieler von hier nach dort transferieren und dabei jede Menge Geld verdienen werde.» Cortesi: «Nebenbei fragte mich Herr Häfeli noch, ob ich ihm eine Villa am See vermitteln könnte.»

Als sich Häfeli nach einer Stunde wieder in den Fond seines Wagens setzt, schüttelt Mario Cortesi nur den Kopf: «Zu meiner Sekretärin habe ich gesagt: ‹Das kommt nicht gut.›»

Doch es kommt noch viel schlimmer! Im August verfügt Häfeli, der oft als Opfer-Anwalt auftrat und nun selbst viele Opfer hinterlässt, auf der Geschäftsstelle einen Zahlungsstopp. Er wolle zuerst die Abrechnungen der vergangenen Saison unter die Lupe nehmen.

Fortan bezahlte er nur noch die Löhne der Spieler und Mitarbeiter. Seit Januar schuldet Häfeli auch diese. Die Spieler mussten ihre 19 vertraglich zugesicherten Autos zurückgeben. Häfeli hat der Firma Amag keinen Rappen bezahlt. Spieler-Wohnungen wurden gekündigt, weil Häfeli auch die Mieten schuldete.

Auf der Geschäftsstelle lässt sich Häfeli seit Oktober nicht mehr blicken. Die Post wurde an seine Zürcher Adresse umgeleitet. Der Liga gaukelt er im Dezember noch vor, dass alles in bester Ordnung sei.

Selbst als Trainer Patrick Rahmen das sinkende Schiff verlässt und zum FC Luzern wechselt, sagt Häfeli noch: «Die Löhne sind da. Wir haben Schweizer Sponsoren, die diese und die kommende Saison finanzieren.» Die Rede ist von 5 Millionen.

Das war vor zwei Wochen.

Für den zweitgrössten Aktionär des FC Biel, den Bieler Immobilienunternehmer Ulrich Roth, gibt es nur eine Lösung, um den Klub zu sanieren: «Häfeli muss seine Aktien abgeben, dann muss man mit den Gläubigern ein aussergerichtliches Nachlassverfahren anstreben.»

Ex-Sportchef Stefan Freiburghaus hat den Verein betrieben. Die Gerichtsverhandlung findet am Dienstag statt. Es drohen Konkurs und die Zwangsrelegation in die 2. Liga.

Das Training in Biel ist vorbei. Zum Glück hat man auf Kunstrasen trainiert, dann wird die Kabine nicht schmutzig. Im Februar hat die Reinigungsfirma den Vertrag gekündigt, weil sie nicht bezahlt worden ist. Dem Grafikunternehmen Grafico aus Nidau, schuldet der FC Biel fast 40 000 Franken: «Wir haben drei Mitarbeiter. Da geht es fast um die Existenz», sagt Geschäftsführerin Jelena Borozni.

Die Spieler dürfen eigentlich nicht reden. Häfeli hat ihnen einen Maulkorb verpasst. Einer sagt zu SonntagsBlick: «Wir fühlen uns verarscht. Einige können ihre Rechnungen nicht bezahlen.»

Unter der Woche haben Bieler Sponsoren aus dem eigenen Sack 60 000 Franken lockergemacht, damit die Spieler wenigstens das Nötigste kaufen können.

Am Samstag sagt Häfelis Berater Bernhard Wiedmann zu SonntagsBlick: «Herr Häfeli hat seine Aktien verkauft. Schweizer Investoren steigen ein. Eine erste Tranche ist überwiesen. Am Montag sind die Januarlöhne auf den Konten. Spätestens bis Donnerstag sind die Februarlöhne ausbezahlt.» Ein New Yorker Financier habe 300 000 Franken Soforthilfe überwiesen.

Gegenüber SonntagsBlick sagt der angebliche New Yorker Financier David Cymrot lediglich: «Ich bin ein Fussballfan.» Mehr ist ihm nicht zu entlocken.

Wo Biel liegt, weiss er nicht, und dass der Verein bis zu zwei Millionen Franken Schulden hat, ebenfalls nicht.

SonntagsBlick hätte gerne Carlo Häfeli mit den Vorwürfen konfrontiert. Er reagiert seit Wochen nicht auf Anrufe und SMS.

Die Mannschaft ist gespalten. Einige wollen streiken, wenn die Löhne am Montag nicht auf dem Konto sind. Am Sonntag spielt der FC Biel gegen den Tabellenletzten Schaffhausen. «Es könnte für lange Zeit das letzte Challenge-League-Spiel im neuen Stadion sein», befürchtet der Bieler Filmemacher Mario Cortesi: «Das gibt kein Happy End.»

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
-3
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
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