Den Steilpass liefert Wil-Coach Alex Frei (41). Der Nati- Rekordtorschütze (42 Tore) sagt im SonntagsBlick- Interview: «Ich traue der Nati den EM-Final zu.» Ein Tempo, das Marcel Koller (60) dann doch zu schnell geht. «Zuletzt hat man darüber geredet, endlich einen Viertelfinal zu erreichen. Allenfalls einen Halbfinal. Und jetzt schwatzen wir schon vom Final? Das ist eine Herkulesaufgabe. Da müsste alles zusammenpassen. Und ich schätze andere Teams schon noch höher ein als die Schweiz.»
Was fehlt denn, damit das nicht Utopie ist, sondern bald realistische Zielsetzung? «Ein Mann wie Alex Frei, der für so viele Tore gesorgt hat! Zu meiner Zeit hatten wir einen solchen auch, Claudio Sulser. Die Schweiz hatte wenig Stürmer, die sich international durchgesetzt haben. Auch aktuell nicht. Das fehlt.» Weshalb? «Vielleicht muss man in der Ausbildung mehr machen. Dazu kommt, dass die Eigensinnigkeit uns abgeht, die es als Stürmer braucht.»
Umso mehr sind Offensivspieler vom Format eines Xherdan Shaqiri unentbehrlich. Selbst wenn einer wenig Spielpraxis hat. «Er kann Spiele entscheiden, aber auch Mitspieler sehr gut in Szene setzen», so Koller «Wenn man Spieler von solcher Klasse hat, braucht man die als kleines Land einfach. Das hatte ich in Österreich auch.»
Koller, zuletzt Trainer des FC Basel, hatte zweimal die Möglichkeit, Nati-Coach zu werden. Zweimal? Okay, das eine Mal ist bekannt. Das war 2013, als es um die Nachfolge von Ottmar Hitzfeld ging. «Ich habe mit dem Fussballverband gesprochen, entschied mich dann aber dafür, den Vertrag in Österreich zu verlängern. Wir hatten uns nicht für die WM qualifiziert, weshalb ich das dort zu Ende bringen wollte.»
Aber das zweite Mal? Das war nach dem Meistertitel mit St. Gallen 2000. «Da kam die Nationalmannschaft auch schon, aber das war noch viel zu früh für mich. Damals suchte ich noch das tägliche Miteinander mit den Spielern. Weshalb ich absagte.» Sind aller guten Dinge drei? Koller: «Vielleicht gibts noch eine dritte Anfrage. Ich weiss es nicht…»