Von 2018 bis 2020 ist Thomas Grimm Präsident der ukrainischen Fussball-Liga. Der 62-Jährige ist wie viele andere geschockt über das, was momentan im Land vor sich geht. «Ich bin fassungslos, traurig und wütend, dass Wladimir Putin zum Kriegsverbrecher wurde und ein unschuldiges Land so brutal überfallen hat», sagt er im Blick Kick.
An Fussball ist in der Ukraine derzeit nicht zu denken. «Klubs und Trainings gibts nicht mehr», meint Grimm. Die ausländischen Spieler sind aus dem Land geflüchtet, die einheimischen bleiben und sind bei ihren Familien und Verwandten. «Es würde keiner freiwillig gehen. Sie sind an einem sicheren Ort, dort wo noch nicht richtig Krieg ist», weiss er von seinen Kontakten aus der Zeit als Liga-Präsident. Die Spieler fokussieren sich auf den Krieg. «Alle unterstützen die Armee als Volontär oder mit Spenden, einige haben sich auch dem Krieg angeschlossen. Das weiss ich von mindestens einem Spieler sicher», erzählt Grimm weiter. Und fügt an: «Das ist der Nationalstolz der Ukrainer. Sie unterstützen die Armee so gut es geht.»
Fifa steckt im Dilemma
Aber wie sieht die Zukunft des ukrainischen Fussballs aus? Spieler ohne ukrainischen Pass kommen bei Klubs in anderen Ländern unter, können dort trainieren und sich fit halten. «Für die ukrainischen Nationalspieler ist das keine Lösung», meint Grimm. «Das zeigt auch das Dilemma, in dem die Fifa steckt. Man hat das WM-Qualispiel gegen Schottland zwar verschoben, aber ich sehe keine Möglichkeit, dass man sich unter vernünftigen Umständen darauf vorbereiten kann.»
Trotzdem ist aufgeben keine Option. Woraus schöpfen die ukrainischen Fussballer Kraft, diese schlimme Zeit durchzustehen? «Die riesige Welle an Solidarität gibt ihnen Kraft und Mut», weiss Grimm. (bir)