Es war eine Durchhalteparole: Nein, nie habe ihr Vater an Rücktritt gedacht, sagte Corinne Blatter-Andenmatten (54) vor wenigen Tagen im SonntagsBlick. Trotz Strafverfahren. Trotz Ermittlungen der Fifa-Ethikkommission. «Er läuft nicht weg, wenn es schwierig wird.»
Jetzt sieht es so aus, als ob Fifa-Präsident Sepp Blatter (79) weg muss. Gestern beantragte die ermittelnde Behörde der Fifa-Ethikkommission, Blatter für 90 Tage zu sperren. Das berichtet die BBC. Im Laufe der Woche – vielleicht schon heute – soll der Deutsche Hans-Joachim Eckert (67), der zuständige Richter der Ethikkommission, den Antrag beurteilen. Blatter-Anwalt Richard Cullen: «Wir erwarten, dass Blatter angehört wird, bevor eine Entscheidung getroffen wird.»
Eine Zustimmung wäre bitter für den Walliser. Seit 1981 arbeitet er für den Weltfussballverband, seit 1998 als dessen Präsident. Niemand prägte das schöne Spiel mehr als er.
Nun muss er wohl zuschauen, wie sein Lebenswerk zerfällt. Bei einer Suspendierung würde Blatter sein Büro sofort räumen müssen. Bis Januar wären alle offiziellen Fussball-Events für ihn tabu. Weder dürfte er Stadien besuchen noch an Fifa-Feiern wie der Wahl zum Weltfussballer teilnehmen. Ab sofort hätte er einen Maulkorb um, müsste öffentlich zu Fussball schweigen. Berufung einlegen könnte er aber.
Nicht nur Blatter droht eine Sperre. Gemäss «Welt» liegt zusätzlich ein Antrag auf Suspendierung gegen Uefa-Präsident Michel Platini (60) vor. Bei einer Zustimmung wäre er von seinem Büro in Nyon VD verbannt. Hintergrund beider Verfahren ist eine dubiose Zahlung der Fifa an Platini 2011 in Höhe von zwei Millionen Franken – für geleistete Dienste zwischen 1999 bis 2002.
Blatters Sprecher Klaus J. Stöhlker (74) gibt sich gelassen. «Der Fifa-Präsident geht am Donnerstag ganz normal zur Arbeit», sagt er zu BLICK. Bis gestern um 21 Uhr sei Blatter nicht schriftlich über den Antrag informiert worden. «Wir wissen nur, dass die Informationen aus dem Senegal über London an die Öffentlichkeit kommen.» Der senegalesische Fifa-Richter Abdoulaye Diop traf am Sonntag in Zürich ein. «Derzeit ist die Weltpresse nervös, der Präsident selbst ist ruhig», sagt Stöhlker und klingt, als klammere er sich an Durchhalteparolen.