Er hat ihn angerufen, hat ihm ein E-Mail geschrieben, hat alte Weggefährten gefragt. Ohne Erfolg. Noch immer weiss Carlos Varela (38) nicht, wo sein Kumpel Steve Gohouri (34) geblieben ist: «Eine Woche vor seinem Verschwinden hat er noch meine Freundschaftsanfrage auf einem Internetportal akzeptiert. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört.»
Vor zehn Jahren spielten die beiden zusammen bei YB, seither sind sie dicke Kumpels: «Wir waren gemeinsam in den Ferien, auf Ibiza, auf Zypern.» Als Gohouri damals zu YB wechselt, ist Varela seine wichtigste Bezugsperson. «Weil wir beide Französisch sprechen und uns von Anfang an gut verstanden haben.» Er sei immer für Steve da gewesen, habe ihm zu Beginn seiner Profikarriere wertvolle Tipps gegeben. «Er wurde ja relativ spät, erst mit 25 Profi und brauchte zu Beginn ein wenig Hilfe. Wenn einer plötzlich von einem Tag auf den anderen viel Geld verdient, ist das eine grosse Veränderung.» Er habe seinem Kumpel geraten, zu sparen und an die Zeit nach seiner Karriere zu denken.
Ob sich Gohouri daran gehalten hat? In Deutschland machen Gerüchte die Runde, der Ex-Gladbach-Profi habe grosse Geldprobleme gehabt, sei an die falschen Freunde geraten, sei deshalb von der Bildfläche verschwunden.
Ohne seine Familie zu informieren, taucht der Verteidiger, der beim Regionaligisten TSV Steinbach unter Vertrag steht, ab. «Es gibt kein Lebenszeichen», sagt sein Trainer, der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Brdaric. Und schliesst nicht aus, dass sich Gohouri etwas angetan hat.
Daran glaubt Varela nicht. Selten habe er einen lebenslustigeren Menschen kennengelernt als Steve Gohouri. «Er war das Gegenteil von Traurigkeit, immer zum Scherzen aufgelegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich umgebracht hat.»
Nein, die Hoffnung hat der 38-Jährige nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil: Varela versucht weiter, seinen Kumpel zu erreichen, und richtet einen bewegenden Appell an Gohouri: «Steve, bitte melde dich.»