Die Einfahrt zur Erfolgsfabrik des englischen Fussballs ist unscheinbar. Nur ein kleines Schild mit dem Chelsea-Logo steht an einer Strasse im verschlafenen 10000-Seelen-Ort Cobham, die pulsierende City von London ist weit weg. Die «Blues» haben diese Saison alles Wichtige abgeräumt, was man in England kriegen kann. Meistertitel bei den Männern, Titel bei den Junioren und Juniorinnen – und letzten Samstag auch noch Meister bei den Frauen.
Teil des Frauen-Teams ist unser Nati-Star Ramona Bachmann (26) aus Malters LU. Sie steigt diese Woche als England-Champion mit der Nati in die Vorbereitung auf die EM in Holland (ab 16. Juli). Kurz vor der Krönung besucht BLICK die grosse Schweizer EM-Hoffnung bei ihrem weltberühmten Arbeitsgeber.
Die Barriere zum Chelsea-Reich öffnet sich erst nach einem Check bei den Pförtnern. Die Premier-League-Stars sind schon in den Ferien. Für sie war ein Award-Abend einen Tag zuvor der letzte Termin der Saison. Bachmann: «Wir sind gemeinsam im Bus hingefahren. Sie haben uns Glück gewünscht für den Titelkampf, sie interessieren sich für uns. Marcos Alonso zum Beispiel wollte vieles wissen. Sie kommen auch gerne zu den Champions-League-Spielen, auch Eden Hazard war schon dabei.» Unter der Saison trainieren die Frauen gleich neben den Stars wie Fabregas oder Courtois. Nur eine Hecke trennt die beiden Plätze.
Hier in Cobham schlägt das Herz der «Blues». Hier ist die Verwaltung untergebracht. Hier trainieren Dutzende Mannschaften, vom talentierten Dreikäsehoch bis zu Diego Costa. Fünfzig Plätze (!) stehen zur Verfügung. Jeder einzelne von einer Greenkeeper-Armada im Topzustand gehalten. Einer davon ist auch überdacht: «The Arena» ist eine Kunstrasen-Halle. «Hier trainieren wir, wenn schneit», sagt Bachmann. Sie spielt seit ihrem Transfer von Wolfsburg letzten Winter als erste Schweizerin in der boomenden «Women Super League». Die Offensivspielerin sagt: «Als ich erstmals dieses Gelände betrat, dachte ich nur: Mein Gott, das ist unglaublich! Wir haben unglaubliche Möglichkeiten hier. Alles ist perfekt organisiert. Ich fühle mich mega-wohl.»
Für Ramona war es neu, dass man bei Chelsea den ganzen Tag am Arbeitsplatz verbringt. Frühstück und Mittagessen – jeder Extra-Wunsch wird von den Köchen erfüllt – nimmt das Team gemeinsam ein. Dann gibt’s Teamtraining, Einzeltraining, Sitzungen oder Physiotherapie. Alles nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Klub hat ein eigenes GPS-Programm entwickelt für die individuelle Datenerfassung. «Das hatten wir in der Bundesliga auch. Aber hier geht’s viel mehr ins Detail. Die Belastung wird sehr gut gesteuert. Wenn man im Spiel schon 7 oder 8 Sprints unter Volllast machte, wird man unter der Woche etwas rausgenommen», sagt Bachmann.
Für die Regeneration und Einzelschichten gibt’s ein pompöses Fitnesszentrum mit Swimming-Pool inkl. eines Unterwasser-Laufbands. Was für ein Luxus! Kein Wunder sagt Bachmann: «Das war der wohl beste Transfer meiner Karriere.»
Mittlerweile ist auch der Linksverkehr auf dem Weg von ihrer Wohnung im hübschen London-Vorort Kingston-upon-Thames nach Cobham kein Problem mehr. «Nach drei Tagen dachte ich, das geht ja locker! Prompt war ich dann zu wenig konzentriert und bin einmal auf die falsche Seite abgebogen. Seither aber nie mehr!»
Mit der überraschenden Bronze-Medaille für England an der WM 2015 nahm der Frauen-Fussball auf der Insel so richtig Fahrt auf. Die Neulizenzierungen stiegen massiv an. Der Verband FA reagierte auf den Boom mit einer Ligareform und professionelleren Strukturen. Analog zu Weltmeister USA, wo die Nati-Spielerinnen beim Verband unter Vertrag stehen, bezahlt die FA den Nati-Stars eine Gage, solange sie in England spielen. Klubs wie Chelsea, ManCity, Arsenal und Liverpool investieren mehr Geld. Die Medien berichten mehr über die «Women's Super League». Die Fan-Zahlen steigen, auch wenn die Männer-Premier-League diesbezüglich noch Lichtjahre entfernt ist. ManCity schaffte es 2016 erstmals im Schnitt über 2000. Die FA will in den nächsten Jahren die Eintrittszahlen verdoppeln.
Mit der überraschenden Bronze-Medaille für England an der WM 2015 nahm der Frauen-Fussball auf der Insel so richtig Fahrt auf. Die Neulizenzierungen stiegen massiv an. Der Verband FA reagierte auf den Boom mit einer Ligareform und professionelleren Strukturen. Analog zu Weltmeister USA, wo die Nati-Spielerinnen beim Verband unter Vertrag stehen, bezahlt die FA den Nati-Stars eine Gage, solange sie in England spielen. Klubs wie Chelsea, ManCity, Arsenal und Liverpool investieren mehr Geld. Die Medien berichten mehr über die «Women's Super League». Die Fan-Zahlen steigen, auch wenn die Männer-Premier-League diesbezüglich noch Lichtjahre entfernt ist. ManCity schaffte es 2016 erstmals im Schnitt über 2000. Die FA will in den nächsten Jahren die Eintrittszahlen verdoppeln.