Es sind 34 Minuten gespielt. Im Eröffnungsspiel der Frauen-WM führt Gastgeber Frankreich gegen Südkorea mit 1:0. Dann kommt der grosse Auftritt von Wendie Renard. Die 1,87 m grosse Abwehrspielerin von Olympique Lyon schraubt sich nach einem Corner von Gaëtane Thiney hoch und erzielt wuchtig das 2:0 mit dem Kopf. Nur Minuten später wiederholt sich das Ganze, Renard nickt zum 3:0 ein. Am Ende siegen die Französinnen 4:0 – ein WM-Auftakt nach Mass.
Für Renard sind es die Tore 21 und 22 in ihrem 110. Nati-Spiel für Frankreich. Die 28-Jährige gilt als die beste Innenverteidigerin der Welt. Ihr Spiel gleicht jenem von Liverpool-Abwehrchef Virgil van Dijk: Es ist wuchtig, kompromisslos, sie spielt defensiv absolut stabil und ist offensiv unglaublich torgefährlich. In Lyon hat Renard in 342 Partien sagenhafte 102 Tore erzielt.
Doch nicht nur ihre Spielweise erinnert an Van Dijk. Wie der Holländer trägt auch Renard ihre Haare öfters zu einem hohen Dutt gebunden. Und beide haben ihre Wurzeln auf der anderen Seite des Grossen Teiches. Renard stammt von Martinique, einer kleinen Insel in der Karibik, die zu Frankreich gehört. Van Dijks Mutter kommt aus Surinam, einem Staat in Südamerika, der erst 1975 die Unabhängigkeit von Holland erlangte.
6 Champions-League-Siege
Doch in einer Kategorie hat Van Dijk gegen Renard absolut keine Chance: bei den gesammelten Trophäen! Die Französin darf sich zwölffache französische Meisterin und achtfache Cupsiegerin nennen. Ausserdem hat sie sechsmal die Champions League gewonnen. Da kann Van Dijk mit drei schottischen Meistertiteln und einem einzigen Champions-League-Sieg nicht mithalten.
Nun visiert Renard den nächsten grossen Triumph an. Mit Frankreich will sie an der WM so richtig für Furore sorgen. «Mein Ziel ist es, den Pokal zu gewinnen und für die Farben meines Landes zu kämpfen», sagt Renard, die bereits zum dritten Mal an einer WM-Endrunde teilnimmt. Heute steigt für die Französinnen gegen Norwegen das zweite Spiel. Mit einem Sieg wären die Gastgeberinnen bereits mit einem Bein im Achtelfinal.
Das Endspiel findet am 7. Juli im Stadion Groupama, der Heimstätte von Olympique Lyon, statt. Ob Renard dann in «ihrer» Arena ihrer grandiosen Karriere die Krone aufsetzen wird?
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