Als Lloyd P-White am 31. Dezember 2011 morgens mit immensen Kopfschmerzen aufwacht, sollte dies sein Leben in vielerlei Hinsicht verändern. Er kann nicht aufstehen, sein Zustand ist kritisch. Schnell wird beim Teenager eine Hirnhautentzündung, begleitet von einer gefährlichen Blutvergiftung, diagnostiziert. P-White kämpft um sein Leben, schrammt nur knapp am Tod vorbei. Wie es soweit kommen konnte? Möglich, dass er sein Immunsystem mit intensivem Partymachen in den vorherigen Tagen geschwächt hat. Das zumindest ist eine Erklärung, die ihm die Ärzte damals auftischen.
Klar ist jedenfalls: P-White erholt sich in dieser Zeit nur langsam. Keine Schule, kein Sport – also vor allem: kein Fussball. Es sind die Wochen und Monate, in denen beim Basler der «Switch» passiert, wie er es ausdrückt. «Ich sass zu Hause und langweilte mich, also habe ich angefangen, mir am Computer selbst beizubringen, wie man Musik macht.» Der Teenie, seit jeher Fan des Hip-Hops, wird immer besser.
Die Musik nimmt in dieser Zeit klar die Überhand. Der eigentliche Profifussballer-Traum? Der ist bereits vor dem gesundheitlichen Rückschlag geplatzt.
Dabei hat der junge Lloyd durchaus Talent. Er spielt bei den FCB-Junioren, ist damals Teamkollege von beispielsweise Darko Jevtic, der nach Stationen bei Wacker Innsbruck und Lech Posen mittlerweile bei Rubin Kasan gelandet ist.
Doch in der U17 schafft er es in der Probezeit nicht, die FCB-Verantwortlichen zu überzeugen. Seine Fussball-Karriere verläuft letztlich anders. Er kickt auf 1. Liga-Niveau bei Concordia und bei Black Stars, später beim Zweitligist Bubendorf, ehe er letzten Winter auf ebendieser Leistungsstufe wieder zu «Congeli» zurückkehrt.
«Ohne Fussball gehts nicht», betont P-White. Die Prioritäten haben sich in der Zwischenzeit aber verschoben. Er verdient mit Rapmusik seinen Lebensunterhalt, auch wenn es noch nicht das ganz grosse Geld ist. Zumindest Streaming-Millionär darf er sich bereits nennen. Über fünf Millionen hören die Tracks, die er zu Hause in seinem kleinen Studio produziert.
Lloyd P-White rappt ausschliesslich auf Englisch, der Muttersprache seiner Mama, die aus Liverpool stammt – und ihm nicht nur die Leidenschaft für «Black Music» mitgegeben hat, sondern auch jene für die Reds. Lloyds Vater kam als junger Mann aus Budapest in die Schweiz.
Weil P-White von zu Hause aus arbeitet, hat die aktuelle Corona-Krise kaum Einfluss auf ihn. Einzig Live-Shows sind momentan nicht möglich, diese wären 2020 aber ohnehin fürs zweite Halbjahr geplant. Sie sollen ihm helfen, noch mehr Bekanntheit zu erlangen und die Zahlen auf Spotify weiter zu steigern.
Auf Experimente, wie damals nach der Gymi-Zeit, als er sich in London in einem 5-Sterne-Hotel «kaputtarbeitete», in einer WG in Hackney «mit Ratten auf dem Herd» hauste und nebenbei seine Musik vorantreiben wollte, verzichtet er nun.
Durchgestartet ist der rappende Fussballer erst, seit er zurück in seinem Zimmer in Basel an den Tracks feilt. An Erzählstoff mangelt es ihm mit seiner Lebensgeschichte sicher nicht.