«Der FC Basel gehört in dieser Saison zu den 16 besten Vereinen Europas. Er wird in einem Atemzug genannt mit Klubs wie Bayern München, Juventus Turin, Chelsea, FC Barcelona oder Real Madrid. Und er ist als Achtelfinalist der Uefa Champions League in einer exquisiten Gruppe vertreten, in der so bekannte und verdienstvolle Namen fehlen wie Manchester United, Ajax Amsterdam oder Sporting Lissabon.
Disziplin in der Defensive
Verblüffend war und ist, wie die Mannschaft im vorletzten Spiel Real Madrid Paroli bot und am letzten Dienstag dem deutlich höher dotierten FC Liverpool in einer hektischen Atmosphäre spielerisch, taktisch und physisch überlegen war. Phasenweise über sich hinaus wuchs.
Im Wesentlichen jedoch setzte Basel wie in der Schweizer Meisterschaft auf seine disziplinierte und hoch konzentrierte Defensive, die keinem Gegner mehr viele echte Tormöglichkeiten zugesteht, weil er sich oft genug gar nicht mehr entfalten und zur Geltung bringen kann.
Es ist darum kein Zufall, dass Liverpools personell top besetzte Offensive in den zwei Spielen gegen Basel für ihren einzigen Treffer den Freistoss-Geniestreich von Steven Gerrard benötigte.
Dieser Erfolg des FC Basel kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist das Resultat von jahrelanger Arbeit an allen Fronten und auf allen Ebenen, wie sie beim FCB exemplarisch ausgeführt wird.
Natürlich gebührt dem Trainer Paulo Sousa, der schon als Spieler bei mir in Dortmund oft wie ein Trainer dachte, grösste Anerkennung dafür, wie er die Mannschaft weitergebracht und entwickelt hat. Ebenso dem Sportdirektor Georg Heitz, der auf ein gutes Scouting-System vertrauen kann und eine beispielhafte Transferpolitik betreibt. Aber auch Bernhard Heusler, der als Präsident dafür besorgt ist, dass jene Rahmenbedingungen herrschen oder geschaffen werden, die für solche Erfolge nötig sind.
Ein grossartiger Team-Spirit
Sie sind die Spielmacher im Team hinter dem Team. Und wie jedes Team funktioniert auch dieses nur, wenn alle alles den gemeinsamen Zielen unterordnen. Das lässt sich immer leicht niederschreiben und oft nur schwer umsetzen.
Dass beim FC Basel Automatismen bereichsübergreifend stimmen und insgesamt ein grossartiger Team-Spirit mitwirkt, lässt Gedanken daran zu, dass die aktuelle Erfolgsgeschichte nicht in der nächsten Runde zu Ende gehen muss – und dass sie in der nächsten Saison weitere tolle Kapitel erhält.
Der FC Basel sorgt dafür, dass der Stellenwert des Schweizer Fussballs im eigenen Land, aber auch im Ausland noch höher wird, noch mehr Beachtung erhält. Pointiert ausgedrückt: Der Schweizer Fussball profitiert vom FC Basel.
Aber der FC Basel hat auch vom Schweizer Fussball profitiert, namentlich von den Ausbildungskonzepten des Verbands mit überzeugenden Anreizen auch für die einzelnen Vereine, in die eigene Nachwuchsförderung zu investieren.
Wunderbare Young Boys
Darum ist der FC Basel jetzt sportlich und finanziell so aufgestellt, dass er in der Bundesliga nicht bloss mithalten, sondern sich im oberen Tabellendrittel konstituieren und auch um die europäischen Plätze mitspielen würde. Ich bin überzeugt: Er könnte fussballerisch und wirtschaftlich so agieren wie Topklubs aus Deutschland.
Wir sollten aber nicht zu viel Zeit mit Gedankenspielen daran verlieren, dass dem FCB hierfür nur ein paar Kilometer fehlen. Ich rate vielmehr dazu: Freuen wir uns, dass der FC Basel, in der Europa League wunderbar sekundiert von den Berner Young Boys, die Schweiz derart gut repräsentiert. Und seien wir alle stolz darauf!