Leader. Und das acht Runden vor Schluss. 13 Jahre nach dem Abstieg und Konkurs träumt Lugano von der Super League! Es wäre eine Sensation!
20 Jahre ist das letzte Wunder des dreifachen Schweizer Meisters her. Damals, als man 1995 im Uefa-Cup das grosse Inter Mailand eliminierte. Eine magere Ausbeute. Und das, obwohl in der Vereinsgeschichte grosse Namen wie Hitzfeld, Türkyilmaz, Behrami oder Subiat das schwarz-weisse Trikot trugen.
Heute sind die Stars im Tessin verschwunden. Captain Igor Djuric, Mittelfeldmotor Sandro Lombardi oder FCZ-Leihgabe Patrick Rossini sorgen auf dem Platz für die Musik. BLICK erklärt, welche drei Dirigenten im Hintergrund den Takt angeben.
Der Fussballverrückte! Angelo Renzetti (61) ist seit 2010 Luganos Boss. Der Architekt besitzt 60 Prozent der Aktien. «Ich hätte am liebsten ein Loft im Stadion. Alles, was ich im Leben will, finde ich im Fussball», sagt Renzetti. Er kann toben wie ein Fan. Doch er zahlt die Löhne pünktlich wie ein Unternehmer. «Meine Seele steckt in diesem Klub.»
Der Dubiose! Teil-Eigentümer Pablo Bentancur. Der Peruaner fädelte Deals für Edinson Cavani und Luis Suarez ein. Letzten Sommer hat er 40 Prozent des Klubs übernommen und brachte mehrere seiner Spieler mit. Der fünffache Vater ist skandalumwittert. In Uruguay wurde er beschuldigt, eine 16-Jährige totgefahren zu haben und anschliessend geflüchtet zu sein. Die «Handelszeitung» veröffentlichte, dass Argentiniens Staatsanwälte gegen Bentancurs Umfeld ermitteln. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung im grossen Stil. «Er musste erst realisieren, wer hier das Sagen hat», sagt Präsident Renzetti klar. «Er ist professionell und ambitioniert. Wenn er brav bleibt, dann wird seine Vergangenheit vergessen.»
Der Smarte! Trainer Livio Bordoli. Ein ruhiger, bodenständiger Typ mit viel Erfahrung. Der 51-jährige Tessiner lässt Lugano bereits in seiner zweiten Saison träumen. Aarau wollte ihn schon letzten Sommer holen. Jetzt galt er wieder als Kandidat. Renzetti hat reagiert, zog am Montag die Option und verlängerte seinen Vertrag bis 2016 (exklusiv auf blick.ch). «Er ist unser Schlüssel zum Erfolg. Er ist ein Typ wie Arno Del Curto», sagt Renzetti. Bordoli bleibt gelassen: «Ende Saison reden wir über alles. Bis dahin will ich nichts über meine Zukunft oder vom Aufstieg hören.»
Vorbereitet ist man trotzdem. Weil mit dem Bau des neuen Stadions erst in 1½ Jahren begonnen wird, hat man 400 000 Franken in den Umbau des Cornaredo investiert, um es Super-League-tauglich zu machen. Im Falle des Aufstiegs soll das Budget um zwei Millionen auf 5,5 Mio. angehoben werden. Sponsoren dafür stehen parat. Die Lizenz haben die Tessiner in erster Instanz erhalten. Renzetti: «Wir sind bereit für die Super League!» Und das Tessin ist bereit für das nächste Wunder.