Bleischwer liegt der Terrorakt vom Freitag über Frankreich und der westlichen Welt. Mehr als 120 Menschen haben ihr Leben verloren. Dutzende sind schwer verletzt. Anscheinend wollten die Attentäter ursprünglich im Stade de France zuschlagen, wo 80'000 Väter und Mütter mit ihren Kindern das Spiel zwischen Frankreich und Deutschland verfolgten.
Ein Horrorszenario, das einem noch einmal das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wie soll der Sport auf den Terror von Paris reagieren?
Im ersten Moment der Trauer erwogen Franzosen und Engländer, ihr Testspiel vom Dienstag abzusagen. Nun wird es doch über die Bühne gehen. «The games must go on», hatte IOC-Präsident Avery Brundage nach dem Attentat 1972 bei den Olympischen Spielen in München gesagt. Es mag für manche zynisch wirken, mit der Show einfach weiterzufahren. Aber der Sport, der Fussball – sie können am Dienstag im Wembley ein Zeichen setzen gegen den Todeswahn von Terroristen. Frankreichs Nationalspieler Lassana Diarra ist selber praktizierender Muslim. Er hat bei den Attentaten eine Cousine verloren und sagt: «In Zeiten des Terrors müssen alle, die ihr Land und dessen Vielfalt repräsentieren, zusammenstehen gegen den Horror, der keine Farbe, keine Religion hat.»
Frankreich und England, die beiden sportlichen Erzrivalen, wollen am Dienstag gemeinsam gegen Hass und für friedliches Miteinander demonstrieren. Die englischen Fans werden mit den Franzosen die Marseillaise singen. Politiker beider Länder werden Schulter an Schulter auf der Tribüne stehen. Sie werden der Opfer gedenken und zusammen mit 90'000 Menschen dem Terror die Stirn bieten.
Die EM im nächsten Sommer muss in Frankreich stattfinden. Auch wenn es derzeit schwer fällt, sich jubelnde Menschen in Stadien und Fanmeilen vorzustellen. Und auch wenn Noël Le Graët, der Präsident des französischen Fussballverbandes, warnt: «Wir müssen sehen, dass Terroristen jederzeit zuschlagen können. Wir waren zuvor schon in Sorge. Jetzt ist die Sorge noch grösser.»
Einen absoluten Schutz gibt es bei Grossveranstaltungen nie. Im Stadion nicht und in den Fanmeilen, Restaurants und auf öffentlichen Plätzen schon gar nicht. Aber unsere freie Gesellschaft darf sich niemals von Extremisten aufzwingen lassen, wie sie leben, sich vergnügen und die Freizeit verbringen will.
Freiheit ist mächtiger als Bomben.